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Die zweifelsfrei bestehenden Wechselwirkungen zwischen
psychischen und körperlichen Erkrankungen werden von vielen Ärzten
nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt. Wenn man die häufigste
psychische Störung, die Depression, und häufige internistische
Erkrankungen, wie Diabetes, koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall
sowie Tumorerkrankungen, in Betracht zieht, so besteht ein
wechselseitiger Zusammenhang, sowohl was die Erkrankungshäufigkeit als
auch die Sterblichkeit betrifft. So ist beispielsweise die Mortalität
depressiver Patienten gegenüber der Allgemeinbevölkerung verdoppelt.
Ein Aufsatz in der Zeitschrift "Psychiatrie und Psychotherapie
up2date" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) zeigt, dass Depression
und schwere belastende Lebensereignisse das Risiko der Entwicklung
eines metabolischen Syndroms nennens-wert erhöhen. Darunter versteht
man eine Konstellation von Risikofaktoren, wie Adipositas, Störung des
Insulin- und Glukosestoffwechsels sowie des Fettstoffwechsels und
Bluthochdruck, die zu Diabetes (Typ II) und kardiovaskuläre
Erkrankungen führen können. Bei Vorliegen eines Diabetes wiederum
verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Patienten
gleichzeitig auch an einer depressiven Störung erkrankt sind. In
umgekehrter Richtung ist Depression ein Risikofaktor für die
Neuerkrankung an Diabetes II.
Menschen mit einer depressiven Störung
haben ein doppelt bis dreifach erhöhtes Risiko, an einer
kardio-vaskulären Störung, insbesondere Herzinfarkt, zu erkranken.
Auch hier wieder sind umgekehrt Patienten, die zur Abklärung einer
möglichen kardiovaskulären Erkrankung kommen, häufig depressiv. Diese
depressive Gruppe raucht häufiger, hat weniger soziale Unterstützung,
zeigt bei der Koronarangiografie einen höheren Grad der Stenosierung
und hat langfristig eine erhöhte Sterblichkeit. Die Mortalität von
Patienten mit Herzinfarkt und Depression ist um 200 Prozent und mehr
gesteigert. Etwa die Hälfte der Patienten, die wegen einer
Herzmuskelschwäche stationär behandelt werden, erfüllen die Kriterien
einer milden bis schweren Depression. Schließlich haben Menschen mit
einer depressiven Störung ein doppelt bis dreifach erhöhtes Risiko,
einen Schlaganfall zu erleiden und umgekehrt.
U. Schweiger:
Interaktion von Depression und körperlichen Erkrankungen.
Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2008; 2 (1): S. 21-33
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