Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Behandlung psychosozialer Belastungen bei Krebs mangelhaft
 

 

Krebserkrankungen stellen mit über 400.000 neuen Fällen pro Jahr eine der häufigsten lebensbedrohlichen Erkrankungen in Deutschland dar, mit demographisch bedingt steigender Tendenz. Ein substanzieller Anteil der Krebspatienten leidet an behandlungsbedürftigen psychosozialen Belastungen und psychischen Störungen. Erstere werden definiert als ein breites Spektrum unangenehmer emotionaler Erfahrungen psychischer oder sozialer Art, die von Gefühlen der Verletzlichkeit, Traurigkeit und Angst bis hin zu stark einschränkenden Problemen, wie Depression, Angststörungen, Panik, sozialer Isolation und spirituellen Krisen reichen. Leider wird jedoch diesen psychischen Störungen bisher zu wenig Bedeutung beigemessen, etwa mit dem Argument, psychosoziale Belastungen bei einer solch schweren Erkrankung seien normal, was mit einer "Nicht-Behandlungsbedürftigkeit" gleichgesetzt wird – eine Schlussfolgerung, die bei anderen Symptomen, wie beispielsweise Schmerzen, sicher nicht gezogen würde. In der onkologischen Versorgung wird gegenwärtig nur ein Teil dieser behandlungsbedürftigen Störungen erkannt und angemessen behandelt. Ein Beitrag in der Zeitschrift "PPmP Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) sieht einen der Gründe dafür, neben einer nicht adäquaten Kommunikation zwischen Arzt und Patient, in ungenügendem Wissen über mögliche psychosoziale Interventionen. Eine kanadische Institution anerkennt psychische Belastungen als ein wichtiges Symptom, etwa gleichrangig neben Puls, Atmung, Blutdruck oder Körpertemperatur. Auch im deutschsprachigen Raum liegen erste Empfehlungen zur psychosozialen Versorgung von Krebspatienten vor.

Für die Aufdeckung psychosozialer Belastungen und Störungen empfiehlt sich ein zweistufiges Vorgehen. Ein Screening weist bei geringem Aufwand auf das Vorliegen beziehungsweise das Fehlen einer hohen psychischen Belastung hin. Im positiven Falle ist für eine eindeutige klinische Diagnose ein standardisiertes psychiatrisches Interview erforderlich. Neben den belastenden Faktoren in der Krebsbehandlung stellen die personalen und sozialen Ressourcen wichtige Merkmale dar, die das Befinden und die "gesundheitsbezogene Lebensqualität" von Patienten beeinflussen. Im Gegensatz zur Psychotherapie psychischer Störungen bei körperlich Gesunden stellen bei psychoonkologischen Interventionen wesentliche Ziele neben einer Besserung der Symptome vor allem die Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung sowie Hilfen zum Leben mit den Einschränkungen durch die Krebserkrankung dar. Nicht oder zu spät erkannte und behandelte psychische Störungen können sich negativ auf den gesamten Krankheitsverlauf und eine Chronifizierung der Erkrankung sowie auf die Lebensqualität von Patienten und Angehörigen auswirken.

Die Erfassung psychosozialer Belastungen und Ressourcen in der Onkologie – Ein Literaturüberblick zu Screeningmethoden und Entwicklungstrends.
PPmP Psychother Psych Med 2006; 56; Nr. 12;
S. 462-479

Dr. phil. Anja Mehnert, Zentrum für Psychosoziale Medizin Hamburg.
mehnert@uke.uni-hamburg.de