fzm - Die meisten Zivilisationskrankheiten werden durch ungesunde
Ernährung, zuwenig Bewegung und einen schlechten Lebenswandel ausgelöst.
Bei der Früherkennung und der Prävention dieser Leiden spielen Hausärzte
und Hausärztinnen eine wichtige Rolle, doch nur wenige von ihnen beraten
ihre Patienten in dieser Hinsicht optimal. Die meisten
Allgemeinmediziner geben an, dass sie nicht genügend Zeit für diese
Beratungsgespräche haben und zudem nicht ausreichend dafür vergütet
werden. Studien weisen zudem darauf hin, dass Ärzte, die selber ungesund
leben, ihre Patienten in dieser Hinsicht schlechter beraten. So
empfehlen rauchende Mediziner ihren Patienten seltener, auf Tabakwaren
zu verzichten. Neben negativen Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen
Arzt und Patient spielt die Gesundheit der behandelnden Mediziner aber
auch für die Allgemeinheit eine Rolle. Denn immer mehr Hausärzte leiden
unter psychischen Erkrankungen, dem Burn-Out-Syndrom, erhöhter
Suizidgefahr oder sind abhängig von Suchtmitteln. Wie es um das
Gesundheitsverhalten deutscher Allgemeinmediziner bestellt ist, hat nun
eine Studie untersucht. Die aktuelle Ausgabe der "ZFA - Zeitschrift für
Allgemeinmedizin" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2005) informiert über
diese Untersuchung, bei der deutsche Hausärzte Auskunft zu ihrer
Ernährung und ihrem Nikotin- und Alkoholkonsum gaben und darüber
berichteten, wie oft sie Sport treiben und in welchen Abständen sie sich
selbst ärztlich untersuchen lassen.
Die Umfrage ergab, dass Hausärzte und
Hausärztinnen nicht wesentlich gesünder leben als Berufsgruppen mit
einer ähnlichen Arbeitsbelastung wie beispielsweise Rechtsanwälte.
Dennoch lässt die Studie erkennen, dass Allgemeinmediziner sich
zumindest besser ernähren als Juristen und genauer auf ihr Körpergewicht
achten. Zudem nehmen sie häufiger Krebsfrüherkennungsuntersuchungen in
Anspruch. "Das Gesundheitsverhalten der befragten Allgemeinmediziner ist
dennoch keinesfalls optimal", betont Petra Kaiser vom Institut für
Allgemeinmedizin der Universität Marburg in der aktuellen Ausgabe der "ZFA".
"Um Patientinnen und Patienten effektiv beraten zu können, müssen
Hausärztinnen und Hausärzte jedoch eine Vorbildfunktion übernehmen und
sollten daher ihr eigenes Gesundheitsverhalten kritisch überdenken."
Zudem müsste aber auch die Präventionsmedizin einen höheren Stellenwert
in der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung bekommen als bisher und
die Beratungsgespräche in der Praxis angemessen vergütet werden. Denn
nur so kann ein Anreiz für Hausärztinnen und Hausärzte geschaffen
werden, auch ihre Patienten zu einem besseren Gesundheitsverhalten zu
animieren.
P. Kaiser et al.:
Hausärztinnen und Hausärzte als Gesundheitsvorbilder? Ein Vergleich des
Gesundheitsverhaltens von HausärztInnen und RechtsanwältInnen.
ZFA - Zeitschrift für Allgemeinmedizin
2005; 81 (10): 419-422 |