Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Ärzte sind psychisch gefährdet


Viele Mediziner leiden unter den Folgen ihrer beruflichen Belastung. Sie konsumieren mehr Alkohol, Opiate und Psychopharmaka (Benzodiazepine) als die Allgemeinbevölkerung, die Suizidrate ist doppelt so hoch. Aus einem Beitrag in einem Schwerpunktheft der Zeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) geht weiterhin hervor, dass sich aufgrund ihres Lebensstils mit hohen Arbeitszeiten, hoher beruflicher Verantwortung und wenig Freizeit ein Großteil der deutschen Mediziner in ihrer psychischen und körperlichen Gesundheit beeinträchtigt fühlt mit ungünstiger Auswirkung auf ihre Lebensqualität. Diese Ärzte sind chronisch überfordert. Klassische arbeitspsychologische und arbeitsmedizinische Prinzipien gelten nicht nur in Industrie und Verwaltung, sondern auch in der Gesundheitsbranche, auch im Krankenhaus. "Wenn Arbeitsanforderung und Belohnung nicht in Balance sind, und sie sind es vielfach nicht, wird man krank", kommentiert der Arbeits- und Sozialmediziner Professor Dr. D. Nowak, München. Hohe Anforderungen bei geringem Einfluss auf die Arbeitsinhalte und -bedingungen können die Gesundheit ebenso beeinträchtigen. Abwanderung und Rückzug sind die Folge, oder Burnout, Depression, Substanzmissbrauch und Somatisierungsstörungen. Dies wiederum führt zu häufigeren Fehlern und schlechterer Betreuung der Patienten. Eine Therapie wird meist erst spät in Anspruch genommen.

Wenn die Ärzte gut behandelt werden, behandeln diese die Patienten gut. "Arztfaktor in der Versorgungsforschung" heißt ein Projekt der Bundesärztekammer, in dessen Rahmen Interventionsstudien zur Arbeitsgestaltung in Krankenhäusern durchgeführt werden. Bei einem internationalen Vergleich äußern sich US-Mediziner in Fragen zur Arbeits- und Lebenszufriedenheit bei gleicher durchschnittlicher Arbeitszeit signifikant häufiger sehr zufrieden als ihre deutschen Kollegen. Auch fühlen sich US-amerikanische Ärzte durch ihren Lebensstil eher gefördert als beeinträchtigt, während sich mehr als die Hälfte der befragten deutschen Fachärzte stark oder sehr stark beeinträchtigt fühlen. Weitere Faktoren, die zur höheren Lebensqualität der US-Ärzte führen können, sind hochsignifikant mehr sportliche Betätigungen sowie höhere Zufriedenheit mit dem Einkommen. Verhältnismäßig niedrige Werte in einem Fragebogen zum Gesundheitszustand im psychischen Bereich waren auch bei den niedergelassenen deutschen Medizinern in Solo-Praxis festzustellen. Als Konsequenz wird eine Integration der Ergebnisse zur psychischen Gefährdung bei Ärzten in die Medizinerausbildung im Sinne einer Primärprophylaxe empfohlen.

Arztgesundheit: Mythen, Wirklichkeit und Visionen.
Prof. Dr. med. D. Nowak, Inst. für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin. dennis.nowak@med.uni-muenchen.de

Lebensqualität bei Ärztinnen und Ärzten.
Dr. H.B. Jurkat, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie. harald.jurkat@psycho.med.uni-giessen.de