Ein Hund, der auf einer Krankenstation
Dienst tut, ist sicher nicht alltäglich. Aber was in den USA und in
Australien schon länger zur Routine geworden ist, beginnt sich auch
hierzulande durchzusetzen. Derzeit werden in etwa 140 deutschen
Krankenhäusern unterschiedlichster Art Tiere auf Stationen geduldet oder
gezielt therapeutisch eingesetzt. Ein Aufsatz in der Zeitschrift "Psych.Pflege
Heute" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) berichtet über erste Erfahrungen
mit dem Einsatz eines Therapiehundes auf einer psychiatrischen
Akutstation im Zentrum für Psychiatrie 'Die Weissenau'. Es handelt sich
um einen sanft-verspielten Appenzeller/Berner/Senn-Mischling namens "Bonzo".
Der überwiegende Teil der Patienten bewertete seine Anwesenheit als
Bereicherung der allgemeinen Stationsatmosphäre und als ein zusätzliches
Therapieangebot. Das Behandlungsteam empfand Bonzo als Bereicherung des
Arbeitsmilieus. Besonders bei chronisch schizophren erkrankten Patienten
bewirkt die unvoreingenommene Zutraulichkeit des Hundes eine zeitweilig
überraschende affektive Aufhellung und Modulation des Antriebsniveaus.
Manche Patienten führten mit dem dankenswert schweigsamen Hund Gespräche
und berichteten über ihre Kindheit und ihre Wahnvorstellungen. Ein
Patient hat für Bonzo sogar ein Gedicht geschrieben. Zeitweilig bildeten
Patienten kleine Gruppen für gemeinsame Ausgänge mit Bonzo, die
anschließend Gesprächsstoff in der Patientenrunde liefern. Mehrfach war
zu beobachten, dass der Kontakt zum Hund zur Deeskalation aggressiver
Spannungszustände beitragen kann. Zu Aggression und Angst neigende
Neuzugänge nehmen die Anwesenheit des sanftmütigen Bonzo ausdrücklich
positiv auf. Zusammenfassend ergab sich eine die Therapie unterstützende
Wirkung des Hundes auf Selbstwertproblematik, Spannungszustände,
Aggressionspotenzial, Antrieb und Affekt. Psychische Krisen wurden
schneller überwunden. Spezifisch therapeutisch ist der gezielte Einsatz
des Therapiehundes in der Kontaktaufnahme mit sonst schwer zugänglichen
Patienten. Allerdings, an einen Therapiehund sind besondere
Anforderungen zu stellen.
Therapiehund auf einer
psychiatrischen Aufnahmestation – Konzeption und vier Jahre Erfahrung.
Psych.Pflege Heute 2006; 12; Nr. 5;
S. 242-246.
Klaus Koch, Die Weissenau, Ravensburg.
E-Mail: klaus.koch@zfp-weissenau.de |