Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

E-Mail: kontakt@dr-mueck.de (Keine Beratungen per Telefon oder E-Mail!) - Gerne können Sie diese Seite verlinken!

 

Web www.dr-mueck.de

Home
Nach oben
Impressum/Vorwort
Stichwortverzeichnis
Neues auf dieser Website
Angst / Phobie
Depression + Trauer
Scham / Sozialphobie
Essstörungen
Stress + Entspannung
Beziehung / Partnerschaft
Kommunikationshilfen
Emotionskompetenz
Selbstregulation
Sucht / Abhängigkeit
Fähigkeiten / Stärken
Denkhilfen
Gesundheitskompetenzen
Selbsthilfe+Gesundheitstipps
Krisenintervention
Therapeuten-Suche
Über die Praxis Dr. Mück
Konzept+Methoden
Erfahrungsberichte
Lexikon/Häufige Fragen
Innovationen / Praxisforschung
Wissenschaftsinformationen
Gesundheitspolitik
Infos auf Russisch
English Version
 

 

Fußballverletzungen und ihre Behandlung mit "PECH"

 

Genau 368 gesunde Fußballspieler treten in den 16 qualifizierten Mannschaften am 7. Juni 2008 zur Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich an. Manche werden ohne jede Blessur die Spiele absolvieren, andere vielleicht schon nach einer Partie verletzt nach Hause fahren. Mit schweren Verletzungen gehen bei den Spielern oft Enttäuschung, Zorn und Ohnmacht einher. Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP), in der die deutschen Sportmediziner organisiert sind, hat typische Fußball-Verletzungen in einer Übersicht zusammengestellt.

 

Prellung der unteren Extremität ist die häufigste Verletzung. Etwa ein Viertel der Verletzungen wiederholen sich an gleicher Stelle. Die Oberschenkelverletzung wird in zwei Arten unterteilt: die häufigere Prellung der Oberschenkelstreckmuskulatur und die Zerrung der Beugemuskulatur durch Überdehnung und Abbremsen. In der Regel hinterlässt eine Prellung eine Prellmarke, der Riss (Ruptur) des Muskels zeigt oft eine Delle. Ein Bluterguss (Hämatom) zeigt sich nur bei einer intermuskulären Verletzung. Eine Verletzung im Muskel selber bleibt ohne Hautverfärbung. Muskeltests sichern die Diagnose. Die Sofort-Behandlung besteht aus dem „PECH - Schema“ (Pause – Eis – Compression - Hochlagerung). Blutungen im Muskel können bis zu 48 Stunden anhalten. Das oberste Behandlungsziel ist, die Blutung so gering wie möglich zu halten. Für vier bis fünf Tage werden keine Massagen durchgeführt. Eine ergänzende medikamentöse Therapie aus sogenannten Cox II- Hemmern und Enzympräparaten hat sich bewährt, zusätzlich auch homöopathische Mittel mit Arnika.

 

Akute Sehnenrisse (Rupturen) müssen rasch operativ versorgt werden. Blutungen im Muskel heilen deutlich länger als Blutungen zwischen Muskeln. Daher ist es für die Prognose sehr wichtig, die Blutungsart zu differenzieren. Die Prognose der muskulären Verletzungen ist gut. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass der Sportler das Training nicht zu früh wieder aufnimmt, da sonst die Gefahr der erneuten Verletzung an gleicher Stelle besteht und es zu einer ungleich längeren Verletzungspause kommt.

 

Ein diagnostisches Chamäleon ist der Leistenschmerz des Fußballers. Es gibt vielerlei Zustände, die den Schmerz in die Leistenregionen projizieren, unabhängig davon, ob sie aus der Leiste stammen. Häufige Ursachen sind eine Zerrung der Adduktoren-Muskeln (im Oberschenkel) sowie des geraden Bauchmuskels, des geraden Oberschenkelmuskels und des Iliopsoas. Daneben muss auch immer an einen Leistenbruch gedacht werden. Die Behandlung erfolgt auch hier nach der PECH-Regel mit der oben erwähnten Medikamenteneinnahme.

 

Beim Knie stehen die Verletzungen des vorderen Kreuzbandes im Vordergrund, oft in Verbindung mit dem Seitenband - Innenmeniskusverletzungen. Zusätzlich werden Knorpelverletzungen beobachtet. Bei Knieverletzungen ist eine schnelle Entscheidung des Mannschaftsarztes auf dem Spielfeld erforderlich. Durch Unfallhergang, Beschreibung des Befundes und durch eine gründliche körperliche Untersuchung wird das Ausmaß der Knieverletzung bestimmt. Der Spieler muss gegebenenfalls vom Spielfeld getragen werden. Die sofortige Behandlung besteht auch hier in  der PECH-Regel, welche für wenigstens 24 Stunden fortgeführt werden sollte.

  

Meniskusverletzungen sind die häufigsten Verletzungen des Kniegelenks im Fußballsport. Der Innenmeniskus ist fünfmal häufiger betroffen als der Außenmeniskus. Bei akuten Blockierungen nach einem „Verdrehtrauma“ liegt meist eine frische Meniskusverletzung vor. Eine Diagnostik und Therapie mit Arthroskopie sollte rasch vorgenommen werden. Da die Kniegelenksarthrose nach Meniskusentfernung häufige Ursache für die Aufgabe des Fußballsportes ist, wird die Durchführung der Meniskusnaht empfohlen, insbesondere bei den Amateuren.

 

Die Knorpelverletzung kommt beim Fußball isoliert und in Verbindung mit Meniskusverletzungen vor. Sie führt regelhaft zu einem langen Ausfall des Spielers. Neben der klinischen Untersuchung ist die Kernspintomographie hilfreich. Die Meinungen zur Therapie von akuten Knorpelverletzungen sind nicht einheitlich. Die Rehabilitation ist in jedem Fall langwierig, der Spieler fällt für mindestens sechs bis acht Monate aus.

 

Die Außenbänder sind bei Sprunggelenkverletzungen sehr häufig betroffen, seltener die medialen Bänder. Nicht übersehen werden dürfen Syndesmosenverletzungen (Verbindung zwischen Schien- und Wadenbein), bei jugendlichen Fußballern auch die Epiphysenverletzung (Wachstumsfuge). Typischer Verletzungsmechanismus ist der Kontakt mit dem Gegner, wobei das obere Sprunggelenk gestreckt und nach innen gedreht wird. Bei der Sofortbehandlung auf dem Spielfeld ist eine rasche Entscheidung zu treffen, ob der Spieler eine bedeutsame Bänderverletzung erlitten hat oder nicht. Soforttherapie: PECH-Schema. Je schneller die Blutung gestoppt und die Gelenksschwellung eingedämmt wird, desto kürzer ist die Rehabilitation für den Spieler. Die Bandverletzungen am oberen Sprunggelenk werden meist konservativ behandelt. Eine Ausnahme bildet die Syndesmosenverletzung, die durch Einstellung, Naht und Schraube oder Tight-Rope versorgt wird.

 

Schädel-Hirn-Verletzungen sind glücklicherweise selten. Der Mannschaftsarzt muss beim geringsten Verdacht auf eine Gehirnerschütterung oder eine schwerere Hirnverletzung den Spieler sofort aus dem Spiel nehmen und eine rasche Diagnose veranlassen, meist durch ein Computerröntgen.

 

Die meisten Verletzungen ereignen sich zwischen der 31. und 45. bzw. der 76. und 90. Spielminute, also jeweils zum Ende einer Halbzeit. Sie gehen  auf einen heftigen Körperkontakt zurück. Die Hälfte aller Verletzungen wird durch Foulspiel verursacht. Die untere Extremität ist am häufigsten verletzt. Oberschenkelverletzungen überwiegen (23 %) vor der Sprunggelenks- (17 %) und Knieverletzung (16 %). Unterschenkel und Leiste folgen (14 % bzw. 11%). Die Verletzungsgefahr ist bei Turnieren und  Wettkämpfen höher als im Training.

 

Dr. Ingo Tusk, Frankfurt

Quelle: Pressemeldung der
Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) vom 05.06.2008