um
Erkrankungen wie Adipositas und Diabetes Typ 2 zu verhindern. Darauf weist
die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) anlässlich einer aktuellen
Veröffentlichung hin.
Die
Selfish-Brain-Hypothese hat den Ansatz, dass der Blutzucker Glukose die
wesentliche Energiequelle des Gehirns ist. Da es nur sehr wenig Energie
speichern kann, muss es für eine konstante Zufuhr sorgen. Den
Energieanforderungssignalen des Gehirns ordnen sich alle anderen Organe
unter. Auch die Bauchspeicheldrüse, in deren Betazellen Insulin gebildet
wird: Benötigt das Gehirn mehr Energie, kann es die Produktion des Hormons
drosseln. Ohne Insulin nehmen die Muskelzellen keine Glukose aus dem Blut
auf. Der Blutzuckerspiegel steigt und es steht mehr Energie für das Gehirn
zur Verfügung. Gehen die Zuckervorräte des Körpers zur Neige, löst das
Gehirn Hungersignale aus. Das Gehirn sendet jedoch nicht nur Befehle aus, um
Energie zu beschaffen. Es kontrolliert auch, was angekommen ist: Ist in den
Nervenzellen des Gehirns ausreichend Energie vorhanden, fordert es keine
weitere an.
Diese Abläufe können
gestört sein. Professor Peters nennt drei Fehlermöglichkeiten:
Hardware-Fehler, Software-Fehler sowie Falsch-Signale. Hardware-Fehler sind
strukturelle Defekte wie Gendefekte oder Hirnturmore. Software-Fehler können
durch Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Probleme, Drogen oder Ablenkung durch
Fernsehen und Computerspiele ausgelöst werden. Falsch-Signale sind chemische
oder mikrobielle Botschaften, die das Gehirn täuschen. Dazu gehören zum
Beispiel Umweltschadstoffe, Medikamente oder Viren.
Alle diese Faktoren können
dem Körper irrtümlicherweise mitteilen, dass er Zucker für das Gehirn sparen
muss, obwohl in Wirklichkeit mehr als genug vorhanden ist. Die Folgen sind
Anstieg des Körpergewichts, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck – das
was Diabetesexperten als Metabolisches Syndrom bezeichnen, die Vorstufe zum
Typ-2-Diabetes mellitus.
Das eigennützige Gehirn
ist, nach Meinung der Forschergruppe um Professor Peters, auch für die
Manifestierung des Diabetes Typ 2 verantwortlich: Durch das steigende
Körpergewicht droht dem Gehirn, der Brennstoff auszugehen, weil das
Fettgewebe mit dem Gehirn um Glukose konkurriert. Das Fettgewebe will es
speichern, das Gehirn braucht es zum Überleben. Deshalb hemmt es die
Insulinbildung und sorgt dafür, dass die Glukose nicht in die Muskelzellen
gelangt. Der Blutzucker steigt auf Dauer an.
Es gibt inzwischen
experimentelle Belege, die die Selfish-Brain-Hypothese untermauern. Über den
aktuellen Stand ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse informieren die
Lübecker Experten in einer aktuellen Veröffentlichung der Fachzeitschrift
„Der Diabetologe“.
Quelle: A. Peters, C. Hubold,
H. Lehnert: Gehirn und metabolisches Syndrom. Diabetologe 2008; 4: 189-195
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