In der Vergangenheit wurde in vielen Studien gezeigt, dass
Katastrophisieren bei Schmerzen einen negativen Einfluss sowohl auf
psychische Faktoren wie Angst und Depression als auch auf körperliche
Faktoren wie Einschränkungen in der Lebensführung oder Arbeitsunfähigkeit
hat. Dies gilt für alle Altersstufen von der Kindheit bis ins
Erwachsenenalter. Durch das Empfinden und Behandeln von Schmerzen als
unbeeinflussbare Katastrophe wird eine Chronifizierung der Schmerzen
gefördert, und die Patienten geraten in den Problemkreis aus Schmerz,
Angst und Depression. Katastrophisieren hat dabei drei Dimensionen: 1. die
ständige geistige Beschäftigung mit den Schmerzen und ihren möglichen
Folgen (Rumination), 2. die dabei stattfindende geistige Aufblähung dieser
Folgen (Magnification) und 3. das Gefühl der Hilflosigkeit (Helplessness).
Der Mensch steht aber auch immer in einem
sozialen Kontext. Deshalb beschränkt sich die Beschäftigung mit dem
Schmerz nicht nur auf den Betroffenen, sondern dehnt sich auf sein
soziales Umfeld aus, mit wechselseitigen Beeinflussungen. Soziale Faktoren
und inter-personelle Beziehungen spielen beim Umgang mit Schmerzen, im
Schmerzerleben und in ihrem Verlauf also ebenfalls eine große Rolle. Dies
gilt besonders für die Eltern-Kind-Beziehung. In einer Studie aus Belgien
wurde deshalb untersucht, welche Auswirkungen das Katastrophisieren der
Eltern von Kindern mit chronischen Schmerzen sowohl auf die Eltern als
auch auf die Kinder hat.
Dabei fand sich ein signifikanter Zusammenhang
zwischen dem Katastrophisieren der Eltern und ihren Werten für erlittenen
Stress, Angst und Depression. Ebenfalls signifikant war der Zusammenhang
zwischen dem Katastrophisieren der Eltern und den körperlichen Einschränkungen
der Kinder in Bewegung und Lebensführung sowie dem Schulbesuch. Beide
Zusammenhänge gingen dabei über die reine Schmerzintensität des Kindes hinaus.
Aus diesen Ergebnissen kann man folgern, dass
hier tatsächlich komplexe soziale Wechselwirkungen vorliegen, die eine
Chronifizierung von Schmerzen und den weiteren Krankheitsverlauf stark
beeinflussen können. Wenn die Eltern katastrophisieren wirkt sich das
scheinbar nicht nur auf ihren eigenen psychischen Zustand negativ aus, sondern
auch das Kind wird in seinem körperlichen Schmerzerleben negativ bestärkt.
Wenn sich das wiederum auf das Katastrophisieren der Eltern auswirkt, entsteht
hier ein Kreislauf, der sich selbst verstärkt. Dies kann noch unterstützt
werden durch eine übertriebene Fürsorge der Eltern. Hier liegt sowohl für die
Eltern als auch für das Kind ein Einstieg in den Problemkreis S-A-D.
Quelle: Goubert L, Eccleston C, Vervoort T, Jordan
A, Crombez G: Parental catastrophizing about their child`s pain. The parent
version of the Pain Catastrophizing Scale (PCS-P): A preliminary validation.
Pain 123 (2006) 254-263,
Nachweis:
http://www.problemkreis-sad.de/1739_DEU_HTML.asp (Mit freundlicher
Genehmigung von Stada)
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