Angst und Furcht vor Schmerzen können das Schmerzerleben stark
beeinflussen. So besteht eine hohe Komorbidität zwischen Angststörungen
und chronischen Schmerzen. Da dies Einfluss auf den Therapieerfolg haben
kann, sollte eine Therapie immer multidimensional erfolgen. Was sind aber
die neurologischen Grundlagen dieser Zusammenhänge? In einer Studie aus
den USA wurde mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT)
versucht, die Hirnregionen, die dabei eine Rolle spielen, zu
identifizieren.
Dazu wurden gesunde Probanden während der
fMRT jeweils einem schmerzhaften und einem nicht-schmerzhaften thermischen
Reiz ausgesetzt. Dann wurde die Gehirnaktivität bei beiden Stimuli
miteinander verglichen. Zusätzlich wurde mithilfe von Fragebögen bei den
Probanden der Grad ihrer Angst und Furcht vor Schmerzen bestimmt.
Als Ergebnis war der Grad ihrer Furcht vor
Schmerzen bei den Probanden klar mit der Aktivität im anterioren und
posterioren cingulären Cortex verknüpft. Diese Regionen sind mit der Bewertung
von emotionalen und externen Stimuli verbunden. Nach Meinung der Autoren kann
man dies möglicherweise damit erklären, dass Menschen mit großer Furcht vor
Schmerzen Schmerzreizen und ihrer Bewertung eine erhöhte Aufmerksamkeit
schenken. Außerdem hing auch die Stärke der Aktivität im rechten lateralen
orbitalen präfrontalen Cortex von der Furcht vor Schmerzen ab. Hier werden
mögliche affektive Reaktionen auf den Schmerzreiz bewertet und gesteuert.
Mit der Ängstlichkeit bei Schmerzen war bei den
Probanden die Aktivität im medialen präfrontalen Cortex verknüpft. Diese
Region wird verbunden mit der auf sich selbst bezogenen Aufmerksamkeit.
Ängstliche Personen scheinen ihren inneren Zustand also stärker zu überwachen.
Insgesamt zeigt sich auch hier der enge
Zusammenhang zwischen Angst und Furcht vor Schmerzen und dem Schmerzerleben.
Schmerzen werden anscheinend in Abhängigkeit von der Stärke der Angst und
Furcht anders wahrgenommen und bewertet. Möglicherweise kann dadurch eine
abnormale Aktivität dieser Hirnregionen bei chronischen Schmerzen erklärt
werden. Dies kann zum Verständnis der neurologischen Grundlagen der
Chronifizierung von Schmerzen und damit des Einstiegs in den Problemkreis
S-A-D beitragen.
Quelle: Ochsner K N, Ludlow D H, Knierim K,
Hanelin J, Ramachandran T, Glover G C, Mackey S C: Neural correlates of
individual differences in pain-related fear and anxiety. Pain 120 (2006) 69-77
http://www.problemkreis-sad.de/1931_DEU_HTML.asp
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