Cambridge
(pte009/06.02.2010/13:40) - Wer
zusieht, wie ein Mensch anderen selbstlos hilft, fühlt sich dabei selbst
gut und kann sogar zu eigener Hilfeleistung motiviert werden. Das
behaupten britische und US-amerikanische Psychologen in der Zeitschrift
Psychological Science. "Wir sind oft mit dem Elend anderer konfrontiert
und es fasziniert uns, wenn einzelne selbstlos handeln wie etwa die
Helfer der Erdbebenopfer in Haiti. Es ist für die Gesellschaft wichtig
zu wissen, wie diese Selbstlosigkeit auf einen weiteren Personenkreis
ausgeweitet werden kann", so die Studienleiterin Simone Schnall von der
Universität Cambridge http://www.sdp.cam.ac.uk im pressetext-Interview.
Wohltätigkeits-Show führt zu Taten
Die Forscher untersuchten ein im
Englischen als "Elevation" bezeichnetes Gefühlsempfinden, das bei der
Beobachtung einer moralisch lobenswerten Handlung auftreten kann. "Dabei
kommt es zum Beispiel dazu, dass man sehr bewegt und beeindruckt ist -
manchmal wird es einem sogar buchstäblich warm ums Herz",
berichtet die britische Psychologin. Speziell interessierte die
Forscher, ob das in dieser Situation verspürte Bedürfnis, anderen
Menschen zu helfen, ausreiche um Menschen tatsächlich zur Tat zu
motivieren.
Dazu luden die
Wissenschaftler Freiwillige zu einem Experiment ein, bei dem sie ihnen
einen Fernsehspot zeigten. Das war entweder der Ausschnitt eines
Naturfilms, einer Comedy-Serie oder einer Wohltätigkeits-Show. Man ließ
die Probanden einen Text über das Gesehene verfassen und fragte
abschließend scheinbar zufällig, ob sie noch einen Fragebogen für eine
weitere Studie ausfüllen könnten. Es zeigte sich, dass die
Studienteilnehmer nach dem Ansehen einer Szene mit erbaulichen Inhalten
im Anschluss doppelt so lange vor Ort blieben als jene, die neutrale
oder lustige Inhalte gesehen hatten.
Helfer statt Leidende ins Zentrum rücken
"Selbst wenn man nur kurze Zeit
ein prosoziales Verhalten anderer Menschen beobachtet, kann dies eigene
altruistische Handlungen auslösen", kommentiert Schnall das
Ergebnis. Für den Zusammenhalt der Gesellschaft sei dies eine wichtige
Erkenntnis. "Medien stellen gerne Geschichten von Helden und Helfern
vor. Das liegt wahrscheinlich daran, dass solche Personen die Menschen
faszinieren und eventuell auch selbst zum Helfen inspirieren."
Grundsätzlich ist auch die
Empathie mit Leidenden ein wichtiger Verstärker für Hilfeleistungen.
"Allerdings ist es oft schwer, diese Empathie herzustellen,
besonders wenn es sich um Menschen handelt, die weit weg sind und mit
denen man nicht viel gemeinsam zu haben scheint", so die
Studienleiterin. Spendenaufrufe
könnten daher vielleicht sogar dann erfolgreicher sein, wenn sie die
eindrucksvollen Handlungen der Helfer statt bloß das Elend der
Hilfesuchenden beschreiben. |