Minneapolis (pte009/31.10.2012/10:55)
- Die University of Minnesota
http://umn.edu
geht in ihrer aktuellen Studie davon aus, dass die Zeitmessung eines
Menschen im Gehirn dezentral abläuft und die verschiedenen Schaltkreise
ihre ganz eigenen Timing-Mechanismen für jede spezifische Aktivität
haben. Diese Ergebnisse könnten dabei helfen zu erklären, warum
bestimmte Erkrankungen das Zeitgefühl beeinflussen. Es könnte sogar
möglich sein, die Wahrnehmung von Zeit künstlich zu beeinflussen,
schreibt der New Scientist.
Rhesusaffen liefern erste Hinweise
Geoffrey Ghose und Blaine Schneider haben
das Zeitgefühl im Gehirn durch das Trainieren von zwei Rhesusaffen
erforscht. Den Tieren wurde beigebracht, Aufgaben zu erfüllen, bei denen
sie ihre Augen zwischen zwei Punkten auf einem Bildschirm in Intervallen
von einer Sekunde hin- und herbewegen sollten. Es gab dabei keine
Hinweise von außen in Bezug auf die Zeit. Nach drei Monaten hatten die
Affen gelernt, ihre Augen zwischen den beiden Punkten in Abständen von
durchschnittlich 1,003 und 0.973 hin und her zu bewegen.
Während die Tiere ihre Aufgaben
absolvierten, wurde in einem nächsten Schritt mit Hilfe von Elektroden
die Gehirnaktivität von 100 Neuronen im intraparietalen Kortex
aufgezeichnet. Dieser Bereich des Gehirns wird mit den Bewegungen der
Augen in Verbindung gebracht. Die Aktivität dieser Neuronen nahm in dem
Intervall zwischen jeder Augenbewegung ab. Das Ausmaß der Reduzierung
stimmte dabei mit dem Timing der Tiere überein. Mit Hilfe dieser
Information lässt sich somit der Intervall zwischen den Augenbewegungen
vorhersagen.
Zeit oft unterschiedlich wahrgenommen
Bei einer Aufgabe entsprach eine langsamere
Reduzierung dem Überschätzen des Tieres der Länge einer Sekunde. Nahm
die Aktivität der Neuronen schneller ab, bewegten die Tiere ihre Augen
bevor eine Sekunde vergangen war. Die Forscher wollen jetzt untersuchen,
was genau im Gehirn geschieht, wenn die Affen diese Aufgabe lernen.
Damit soll geklärt werden, wie diese Zeitintervalle entstehen. Das
könnte laut Ghose helfen zu verstehen, warum Menschen mit Hirnläsionen
oder Parkinson Schwierigkeiten bei der Einschätzung von Zeit haben.
So wie die Forschungsergebnisse nahe
legen, dass die Schaltkreise eigene Fähigkeiten haben, mit der Zeit
Schritt zu halten, könnten sie auch einen Hinweis darauf liefern, warum
die Zeitwahrnehmung in emotionalen Ausnahmezuständen verändert sein
kann. Stress wird mit Veränderungen der Menge von Neuromodulatoren wie
Adrenalin im Gehirn in Zusammenhang gebracht. Adrenalin ist dafür
bekannt, dass es eine Auswirkung auf die Abnahme der neuralen Aktivität
hat. Details der Studie wurden in PLoS Biology
http://plosbiology.org veröffentlicht.
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