Jena (pte017/28.07.2011/13:30) - Faires
Verhalten hängt oft davon ab, ob Informationen über die Konsequenzen für
Andere ausgeblendet werden können oder nicht. Das behaupten Forscher des Max-Planck-Insituts. Astrid Matthey und Tobias Regner haben in einem
Laborexperiment danach geforscht, unter welchen Bedingungen Menschen zu
fairem Verhalten bereit sind. Ihr Ergebnis: Nach Ansicht der Forscher
lassen die Ergebnisse Rückschlüsse darauf zu, wie sich beispielsweise
fair gehandelte Produkte besser vermarkten lassen. "Bei fair gehandelten
Produkten zahle ich mehr und kann davon ausgehen, dass der Bauer auch
mehr bekommt", sagt Matthey im pressetext-Gespräch.
Die Forscher ließen 90 Probanden in jeweils
vier Runden Geldbeträge zwischen sich und anonymen Mitspielern
aufteilen. Dabei erhielten die Probanden in einigen Durchgängen genaue
Informationen darüber, wie sich ihre Entscheidungen auf die Auszahlungen
an ihre unbekannten Mitspieler auswirken würden. In anderen Durchgängen
konnten die Probanden selbst entscheiden, ob sie sich über die
Konsequenzen ihrer Aufteilungsentscheidung für ihre Mitspieler
informieren wollten, oder ob sie diese Informationen lieber
ausblendeten.
"Wir fanden, dass es zwar Menschen gibt, die
unter allen Bedingungen eigennützig oder fair agieren", erläutert Regner. Viele Menschen bewegten sich in der Grauzone: Sie agieren fair, wenn
ihnen die Konsequenzen ihres Handelns für andere klar sind. Bietet sich
jedoch die Möglichkeit, diese Konsequenzen auszublenden, dann tun sie
dies und handeln eigennützig.
Selbstbild entscheidend
Demnach treffen Menschen bevorzugt
Entscheidungen gemäß ihrem Selbstbild. Halten sie sich etwa für "fair"
oder "großzügig", vermeiden sie Handlungen, die eindeutig egoistisch
sind, um nicht in Widerspruch zum eigenen Selbstbild zu geraten. Ist es
ihnen jedoch, wie im vorliegenden Experiment, möglich, Informationen zu
den Konsequenzen für Dritte zu ignorieren, lässt sich ein positives
Selbstbild auch bei egoistischem Verhalten leichter aufrechterhalten. "Wenn die Konsequenzen klar ersichtlich sind, entscheiden sich viele
Teilnehmer für faires Verhalten", sagt Matthey. Besteht jedoch die
Möglichkeit, die Konsequenzen auszublenden, fällt eine "großzügige"
Entscheidung deutlich schwerer, viele wechselten dann zu der
egoistischen Alternative.
Politiker sollten bei diesen Ergebnissen
aufhorchen, meinen die beiden Forscher. Denn nach Meinung der
Wissenschaftler lassen sich diese direkt auf die Entwicklung von
politischen Förderinstrumenten zum Beispiel von nachhaltigem
Konsumverhalten anwenden. "Wir glauben, dass die Bereitstellung von
Informationen von zentraler Bedeutung für das Verhalten der großen
Gruppe variabel Entscheidender ist", sagt Regner. Der Rat der Forscher: Würden beispielsweise die Bedingungen der Kaffee- oder
Bekleidungsproduktion unübersehbar auf der jeweiligen Verpackung
abgedruckt, würde es vielen Menschen schwerer fallen, sich für ein
unfair gehandeltes, aber billigeres Produkt zu entscheiden. "Unter
diesen Bedingungen würden wir einen höherer Absatz zum Beispiel von
Produkten mit "Fairtrade"-Siegel erwarten", sagt Matthey |