Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Verhaltenstherapie versus Psychoanalyse


In der Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen nehmen einerseits die psychoanalytisch, andererseits die verhaltenstherapeutisch begründeten Verfahren Schlüsselpositionen ein, sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Behandlung. Da beide Therapieschulen Patienten mit vergleichbaren Störungen behandeln, sie aber sehr unterschiedliche Grundkonzeptionen aufweisen, kommt einer vergleichenden Gegenüberstellung von Prozess und Therapieerfolg (Outcome) dieser Verfahren besondere Bedeutung zu. Unterschiede in der Wirksamkeit von Psychoanalyse und Verhaltenstherapie konnten in der überwiegenden Anzahl der hierzu durchgeführten Metaanalysen nicht nachgewiesen werden. In einem Aufsatz in der Zeitschrift "PPmP Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) werden dagegen Vergleiche zum Therapieprozess angestellt, das heißt hinsichtlich der jeweils realisierten therapeutischen Operationen, wobei die Entwicklung integrativer Therapiemodelle noch nicht berücksichtigt ist. Psychoanalytisch und verhaltenstherapeutisch begründete Therapieverfahren weisen auf der Ebene therapeutischer Interventionen, Inhalte und Stile ausgeprägte Unterschiede auf.

Insgesamt ergibt sich, dass die Verhaltenstherapeuten als direktiver und stärker lenkend hinsichtlich von Inhalten der Interaktion eingeschätzt werden. Auch vermitteln sie mehr störungsbezogene Informationen und werden als unterstützender und empathischer beschrieben. Man findet ferner bei Verhaltensthera-peuten eine stärkere Ermutigung zu neuen Erfahrungen zwischen den Sitzungen. Psychoanalytisch orientierte Therapeuten hingegen fokussieren stärker auf intrapsychische Unstimmigkeiten, Beziehungs-themen, Emotionen sowie auf biographisch länger zurückliegende Inhalte. Während Psychoanalytiker um das Verstehen von Gefühlen und Beziehungen bemüht sind, zeigen Verhaltenstherapeuten eher lehrerhaftes, didaktisches Auftreten. Allerdings verwischen sich die Grenzen, wenn Therapeuten in der Praxis eher eklezistisch vorgehen und sich von ihrer ursprünglichen Therapierichtung in ihren Behandlungen entfernen.

Zur theoretischen und empirischen Unterschiedlichkeit von therapeutischen Interventionen, Inhalten und Stilen in psychoanalytisch und verhaltenstherapeutisch begründeten Psychotherapien.
PPmP Psychother Psych Med 2006; 56; Nr. 6; S. 234-248.
Dr. phil. Dipl.-Psych. Birgit Watzke. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. E-Mail: watzke@uke.uni-hamburg.de