fzm - Mehr als
die Hälfte der erwachsenen Männer und Frauen in Deutschland leidet mindestens
einmal pro Jahr an Rückenschmerzen. Bei jedem vierten ist diese Krankheit
bereits chronisch. Hausärzte sollten daher genauestens auf die körperlichen
Warnsignale bei ihren Patienten achten, um zu vermeiden, dass diese Krankheit
zu langwierigen Komplikationen führt. Die aktuelle Ausgabe der "Zeitschrift
für Allgemeinmedizin" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2006) informiert über
Maßnahmen, mit denen Hausärzte verhindern können, dass Patienten dauerhaft
unter Rückenschmerzen leiden.
Akute Rückenprobleme klingen in den meisten
Fällen spontan wieder ab. Problematisch sind jedoch diejenigen Fälle, bei
denen die Schmerzen über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben oder häufig
wiederkehren. "Bisher behandeln die meisten Hausärzte Rückenschmerzen mit
schmerzstillenden Injektionen oder manipulativen Eingriffen und versuchen,
über Röntgenuntersuchungen die Ursache für diese Erkrankung zu finden",
erklärt Dr. med. Silke Brockmann von der Abteilung für Allgemeinmedizin des
Universitätsklinikums Düsseldorf. |
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"Alle Maßnahmen, die zur Passivität des
Patienten führen, wie Bettruhe, längere Krankschreibungen oder
schmerzstillende Injektionen, sollten jedoch vermieden werden." Durch
epidemiologische Studien sei bekannt, dass Untätigkeit eher zu chronischen
Rückenschmerzen führt. Betroffene sollten dazu animiert werden, ihre bisherige
Aktivität so schnell wie möglich wieder aufzunehmen, sofern Komplikationen
ausgeschlossen werden können. "Hier wird ein radikales Umdenken von Art und
Patient erwartet", so Dr. Brockmann. Allgemeinmediziner sollten zudem
verstärkt auf die körperlichen Symptome ihrer Patienten achten und möglichst
auf technische Untersuchungen verzichten. Die Ursachen für Rückenschmerzen und
komplizierende Erkrankungen könnten so fast immer entdeckt werden.
Um Allgemeinmedizinern das richtige Verhalten
bei Rückenschmerzen durch evidenzbasierte Leitlinien näher zu bringen, hat die
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin die Leitlinie
"Kreuzschmerzen" herausgebracht. "Bisher haben diese Leitlinien noch keine
Veränderung bei der Versorgung der Patienten bewirkt", betont Dr. Brockmann.
Erfahrung zeigen bereits, dass begleitende, Akzeptanz fördernde
Fortbildungsveranstaltungen für Hausärzte und Patienten die Chancen auf einen
Erfolg erhöhen.
S. Brockmann, W. Streich:
Die besondere Verantwortung der Hausärzte bei der Prävention chronischer
Rückenschmerzen
ZFA - Zeitschrift für Allgemeinmedizin 2006; 82 (6): S. 268–273 |