Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Technology Assessment in der Psychotherapie-Forschung

 
Von Zeit zu Zeit erscheinen Veröffentlichungen, in denen die Wirksamkeit verschiedener Schulen in der Psychotherapie miteinander verglichen werden. Unterschiede werden meist nicht gefunden. Derartige Untersuchungen erreichen aber nicht die Qualität randomisierter kontrollierter Studien. Allerdings stoßen diese in der Psychiatrie und Psychotherapie auf Skepsis, aber es lassen sich keine Gründe finden, weshalb kontrollierte Studien für die Verbesserung der Versorgung psychisch Kranker nicht nutzenstiftend sein können. Ein Aufsatz in der Zeitschrift „PPmP Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) beklagt ein enormes Defizit an relevanter Forschung: So fehlen Studien zum Vergleich unterschiedlicher Behandlungsmethoden beziehungsweise -konzepten mit relevanten klinischen Endpunkten und ausreichender Laufzeit. Beispielsweise findet man bei der Behandlung mit Antidepressiva durchgängig die Zuordnung der verschiedenen Wirkstoffklassen zu verschiedenen Depressionstypen und -verläufen. Der Nutzen der medikamentösen Depressionsbehandlung wird dabei generell unterstellt, erscheint also nicht weiter begründungspflichtig. Nun hat sich aber herausgestellt, dass Plazebos im Durchschnitt 75 Prozent des Effektes des aktiven Medikamentes erreichen. Man muss allerdings berücksichtigen, dass die verbleibenden 25 Prozent an "echter Wirkung" einem aktiven Plazeboeffekt geschuldet sein könnten. Es müssten also dringend weitere Studien unter Verwendung aktiver Plazebos durchgeführt werden, welche die Nebenwirkungen der Antidepressiva so gut es geht imitieren.

Aus alledem ergibt sich: Es muss eine Bewertung von Untersuchungs- und Behandlungsverfahren entwickelt werden. Dafür gibt es in Deutschland für die GKV einen gemeinsamen Bundesausschuss sowie das neu gegründete Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Das Problem eines solchen Health Technology Assessment, das auch Psychotherapie einschließt, liegt aber abgesehen von der Entwicklung intelligenter Studiendesigns darin, dass es nur schwer gelingt, die Ergebnisse jenseits des überholten Schulendenkens in Politik, Öffentlichkeit und in die wichtigen Gutachtergremien hineinzutragen. Die Bedenken gegen den Einsatz kontrollierter Studien in der Psychotherapie lassen sich nicht zuletzt durch den Hinweis zerstreuen, dass diese mit großem Erfolg auch für die Bewertung komplexer sozialer Interventionen in den USA eingesetzt wurden. Aber es zeichnet sich ab, dass das traditionelle Schulendenken in der Psychotherapie durch die Anwendung angemessener Forschungsmethoden noch stärker in Frage gestellt wird als dies heute schon der Fall ist.

Evidenzbasierte Medizin und Psychotherapie: die Frage nach den angemessenen Erkenntnismethoden.
PPmP Psychother Psych Med 2006; 56; Nr. 5; S. 202-209.
Prof. Dr. med. Norbert Schmacke, Universität Bremen. E-Mail: schmacke@uni-bremen.de

(Presseinformation des Thieme-Verlages Juli 2006)