Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Internetbrücke zwischen Klinik und ambulanter Weiterbehandlung


Die in Deutschland traditionelle Trennung von stationärer und ambulanter Versorgung lässt eine Versorgungslücke entstehen, wenn die Patienten den geschützten Raum von Fachkliniken für Psychotherapie und Psychosomatik nach mehrwöchiger Behandlung verlassen. Eine ambulante Nachbehandlung lässt sich meist erst nach einer erheblichen Wartezeit realisieren. Die Patienten sind dadurch wochenlang allein gelassen in einer Situation, die für viele durch eine große Unsicherheit geprägt ist. Wird es ihnen gelingen, das während der stationären Behandlung Erreichte in ihren Alltag zu übertragen und ihre gesundheitlichen Fortschritte zu stabilisieren? Ein Beitrag in der Zeitschrift "PPmP Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) resümiert die Erfahrungen mit der Internet-Brücke, das heißt mit der Nachbetreuung der Patienten über das Internet. Dieses Medium ist für viele Menschen inzwischen zu einer alltäglichen Selbstverständlichkeit geworden und die Nutzung der E-Mail als Mittel der Kommunikation hat seinen festen Platz neben Telefon und Telefax. Im klinischen Kontext ergeben sich für die elektronische Kommunikation spezifische Anforderungen an die Nutzer, wobei Patienten mit gewissen Erkrankungen an diesem Verfahren nicht teilnehmen sollten. Um eine Vorsorge für den Krisenfall sicherzustellen, sollte ein Therapeut oder Arzt am Wohnort einbezogen werden. Für Datensicherheit ist weitgehend gesorgt.

Interessierte Patienten erhalten noch in der Klinik eine technische Einweisung. Von großem Vorteil ist, dass die Betreuung via Internet von dem in der Klinik für diesen Patienten zuständigen Therapeuten übernommen wird, so dass eine nahtlose Weiterbetreuung im neuen Medium und eine wechselseitige persönliche Vertrautheit garantiert sind. Vor Beginn der Nachbetreuung wird ein fester Wochentag für den E-Mail-Kontakt vereinbart. Der Therapeut sichert eine Beantwortung innerhalb von 24 Stunden zu. Abgesehen von einer freien Schilderung ihrer Probleme beantworten die Patienten wöchentlich online einen kurzen Selbstbeurteilungsbogen, mit dem ihr psychisches Wohlbefinden, soziale Probleme und mögliche Suizidgedanken erfasst werden. Um Vertraulichkeit sicher zu stellen, verabreden Patient und Therapeut ein Pseudonym. Das Nachsorgeprogramm findet bei den Teilnehmern eine hohe Akzeptanz. Jede E-Mail stellt einen imaginierten Kontakt mit dem Therapeuten her. Dies vermittelt ein Gefühl der Unterstützung in der schwierigen Übergangszeit nach Verlassen der Klinik. Positive Entwicklungen können verstärkt und bei negativen Entwicklungen kann zu alternativen Verhaltensweisen ermuntert werden. Es wird noch im Detail zu untersuchen sein, welche therapeutischen Strategien die beste Wirksamkeit versprechen.

E-Mail in der Psychotherapie – ein Nachbehandlungsmodell via Electronic Mail für die stationäre Psychotherapie.
PPmP Psychother Psych Med 2006; 56; Nr. 3/4; S. 138-146.
 

Markus Wolf, Universitäts-Klinikum Heidelberg. E-Mail: markus_wolf@med.uni-heidelberg.de