Knapp acht Millionen Menschen in Deutschland
weisen einen riskanten Alkoholkonsum auf. Wenngleich vielfältige Hilfs- und
Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene zur Verfügung stehen, scheint für
Menschen mit Lernschwierigkeiten im weiteren und Personen mit geistiger
Behinderung im engeren Sinne die Partizipation an diesen Möglichkeiten
erschwert zu sein. (bei einer IQ-bezogenen Sichtweise ist Intelligenz mit
Geist gleichgesetzt, was zumindest fraglich ist). In einem Aufsatz in der
Zeitschrift "Suchttherapie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) wird über den
mehrfach vorgetragenen Eindruck von Mitarbeitern aus der Praxis der
Behindertenarbeit berichtet, dass Alkoholprobleme in dieser Zielgruppe in den
letzten Jahren an Relevanz gewonnen hätten. Menschen mit geistiger Behinderung
bringen andere individuelle Voraussetzungen mit und benötigen daher eigene
Therapiekonzepte. Eine Befragung ergab, dass in den Einrichtungen der
Suchthilfe knapp fünf Prozent Menschen mit geistiger Behinderung betreut
beziehungsweise behandelt werden. Wie reagieren die Mitarbeiter der
Suchtkrankenhilfe auf die speziellen Voraussetzungen von Menschen mit
geistiger Behinderung? Erfreulicherweise hat sich gezeigt, dass die meisten
sich durch vereinfachte Sprache und Wissensvermittlung über Alkohol sowie
durch das Setzen kleinerer, schneller erreichbarer Ziele der Personengruppe
anpassen. Weiterhin bezieht etwa die Hälfte der Suchthilfeeinrichtungen
stärker das Umfeld in ihre Arbeit mit ein oder verändert die übliche
Behandlungsdauer. Zwei Drittel der Einrichtungen geben als Hindernisse in der
Behandlung von Menschen mit geistiger Behinderung organisatorische Probleme,
fehlende stationäre Angebote und Konzepte sowie mangelhafte Integration in die
Behandlungsgruppe an. Sucht- und Behindertenhilfe votieren gleichermaßen
deutlich für die Schaffung spezifischer Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen.
Menschen mit geistiger Behinderung und
Alkoholproblemen im Spiegel der Suchthilfe.
Suchttherapie 2006; 7; Nr. 1; S. 24-28.
Michael Schubert, Universität
Halle-Wittenberg. E-Mail: michael.schubert@medizin.uni-halle.de |