Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

E-Mail: kontakt@dr-mueck.de (Keine Beratungen per Telefon oder E-Mail!) - Gerne können Sie diese Seite verlinken!

 

Web www.dr-mueck.de

Home
Nach oben
Impressum/Vorwort
Stichwortverzeichnis
Neues auf dieser Website
Angst / Phobie
Depression + Trauer
Scham / Sozialphobie
Essstörungen
Stress + Entspannung
Beziehung / Partnerschaft
Kommunikationshilfen
Emotionskompetenz
Selbstregulation
Sucht / Abhängigkeit
Fähigkeiten / Stärken
Denkhilfen
Gesundheitskompetenzen
Selbsthilfe+Gesundheitstipps
Krisenintervention
Therapeuten-Suche
Über die Praxis Dr. Mück
Konzept+Methoden
Erfahrungsberichte
Lexikon/Häufige Fragen
Innovationen / Praxisforschung
Wissenschaftsinformationen
Gesundheitspolitik
Infos auf Russisch
English Version
 

 


Gestörtes Essverhalten bei Diabetikerinnen kann schlimme Folgen haben


fzm - Für Diabetes-Kranke ist eine gute Einstellung des Stoffwechsels lebensnotwendig. Sind ihre Blutzuckerwerte nicht mehr im Gleichgewicht, kann es zu lebensbedrohlichen Schädigungen zum Beispiel der Nieren oder der Netzhaut kommen. Die Ernährung spielt bei der Regulierung des Blutzuckerhaushalts eine bedeutende Rolle. Die Ernährungstherapie ist daher "ein evidenter, effektiver und kostengünstiger Bestandteil der Therapie des Diabetes mellitus", betont das Autorenteam um Ulrike Bandemer-Greulich in der Fachzeitschrift "Aktuellen Ernährungsmedizin" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2006).

Um eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels zu gewährleisten, müssen nach Meinung der Autoren "alle Verhaltensweisen" der Patienten bezüglich Ernährung und Körperwahrnehmung berücksichtigt werden. Die Wissenschaftler vom Wittenberger Universitätsklinikum für Psychotherapie und Psychosomatik befragten im Rahmen einer Studie 400 Diabetikerinnen zu ihren Essgewohnheiten. Die Interviews ergaben: Mehr als die Hälfte der Frauen zeigte ein problematisches Ernährungsverhalten. Dies äußerte sich in unkontrollierten Essanfällen, Purgingmaßnahmen oder Übergewicht.

Das Problem sei, so Ulrike Bandemer-Greulich, dass sich durch eine intensivierte Insulintherapie, die in Deutschland im Moment zur Standardbehandlung zählt, bei vielen Diabetikerinnen das Körpergewicht erhöhe. Eine "verstärkte Aufmerksamkeitsfokussierung auf das eigene Körpergewicht und gewichtsregulierende Maßnahmen" seien die Folge. Viele der befragten Patientinnen berichteten zudem von unkontrollierten Heißhunger- oder Essanfällen, mit Aufnahme großer Nahrungsmittelmengen.

Um eine weitere Gewichtszunahme durch die Essanfälle zu verhindern, griffen die Frauen auf "eine oder mehrere kompensatorische Maßnahmen" zurück. Neben strenger Diät, Sport und bulimischen Reaktionen manipulierten 5,4 Prozent die Insulinmenge. Alamierend an den Ergebnissen der Studie sei, so die Experten, dass fast die Hälfte der Typ-1-Diabetikerinnen und fast drei Viertel der Typ-2-Diabetikerinnen "nicht nur die essstörungstypischen Methoden des Purgings" – beispielsweise Erbrechen oder Abführmittel – sondern darüber hinaus auch das "diabetesspezifische Purging durch Unterdosierung oder Weglassen des Insulins zur Gewichtsreduktion" eingesetzt hätten.

Das Zusammentreffen von Diabetes, Essstörungen und Manipulation des Zuckerhaushalts erhöhte nach Meinung der Experten die Krankheits- und Sterberaten unter den Diabetikerinnen. Da 'Essen' für viele eine "Ersatzbefriedigung" darstelle, reiche eine "reine Essberatung" nicht aus, so Bandemer-Greulich. "Zur angemessenen Beachtung derartiger Zusammenhänge ist es erforderlich, in das Therapeutenteam Psychologen einzubinden", ist das Fazit der Autoren aus ihrer Studie. Nur dadurch sei "eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels" zu erreichen. Ein interdisziplinäres Team könne den betroffenen Diabetikerinnen helfen, auf psychische Störungen einzugehen und schädigende Faktoren "bereits im Anfangsstadium zu erkennen und zu behandeln".

Ulrike Bandemer-Greulich et al.:
Problematisches Ernährungs- und Purgingverhalten von Patientinnen mit Diabetes mellitus
Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 (5):
S. 243-248