Wien/Honolulu (pte/11.11.2006/12:05) -
Früher oder später endet fast der ganze Abfall, der in die Weltmeere
gekippt wird, im Nordost-Pazifik - zwischen der Westküste der USA und
Hawaii. Das ist den Forschern seit Jahren bekannt, denn das riesige
Hochdruckgebiet erzeugt hier einen gewaltigen Meeressstrudel, der sich
im Uhrzeigersinn dreht. Die Umweltorganisation Greenpeace
http://www.greenpeace.at hat mit dem Forschungsschiff "Esperanza"
diese "wilde Deponie", die inzwischen die Größe Zentraleuropas erreicht
hat, auf seine Bestandteile hin untersucht.
"Obwohl Plastikmüll weltweit in den Ozeanen zu finden ist, gibt es
Meeresbereiche, in denen das Problem besonders schlimm ist. Die Region
im Pazifik gehört dazu", so die Meeresbiologin Antje Helms im
pressetext-Interview. "Wird der im Meer treibende Müll von der Strömung
des Strudels erfasst, bleibt er bis zu 16 Jahre in diesem Gebiet. Die
Folge ist ein gigantischer, nahezu geschlossener Müllteppich, der
mittlerweile die Größe Zentraleuropas erreicht hat." Ob Schiffsabfälle,
Fischernetze, Leinen, Verpackungsmaterial: Müll, der von dieser Strömung
erfasst wird, bleibt in diesem Gebiet. Der Müllstrudel vor Hawaii weist
weltweit die höchste Konzentration an schwimmenden Plastikteilen auf.
"Nach Untersuchungen der UN-Umweltorganisation UNEP treiben bis zu
18.000 Plastikteile in jedem Quadratkilometer der Weltmeere", berichtet
Helms. Bedenkt man, dass diese Kunststoffe erst seit rund 40 Jahren in
großen Mengen hergestellt werden, sei das bedenklich. "Am schlimmsten
sind die kleinsten Teile, da diese von Tieren aufgenommen werden",
erklärt Helms. Greenpeace hat in Untersuchungen festgestellt, dass
weltweit mehr als 260 Tierarten nachweislich dem Müll im Meer zum Opfer
fallen. Zu den Opfern zählen neben Fischen auch Schildkröten, Seevögel,
Robben und Seelöwen. "Wir wollen mit der Aktion darauf aufmerksam
machen, dass selbst in entlegenen Regionen der Welt das Müllproblem
evident ist", meint Helms. 80 Prozent des Mülls in den Weltmeeren stammt
vom Festland, nur 20 Prozent stammt von Schiffen.
"Zu den besonderen Problemstoffen auf hoher See gehören auch so genannte
Geisternetze, die entweder von Fangflotten verloren oder wegen
Beschädigungen weggeworfen wurden", erklärt Helms. "Diese Netze sind
immer noch tödliche Fallen für zahllose Tiere, die sich darin
verfangen." Es dauere sehr lange bis diese Netze prall gefüllt mit
gefangenen Tieren zu Boden sinken. "Das Müllproblem ist aber nicht nur
auf den Pazifik beschränkt", meint die Biologin. In allen Weltmeeren
treiben Kunststoff und anderer Müll: Allein im Ärmelkanal sind es
zwischen zehn und 100 Teile pro Quadratkilometer, in den Gewässern
Indonesiens sind es stellenweise sogar knapp 4.000. Auch am Meeresgrund
liegen nach Greenpeace-Untersuchungen durchschnittlich 100.000 Müllteile
je Quadratkilometer. Nur ein Teil des Mülls wird dann an die Küsten der
Kontinente oder Inseln angespült. In manchen Regionen Indonesiens wurden
bis zu 690.000 Teile pro Quadratkilometer gezählt.
"Die neuen Ergebnisse machen deutlich, wie wir mit unseren Abfällen
umgehen", meint Helms. Ganz zu schweigen von den chemischen Substanzen,
die in die Weltmeere gekippt werden und sich im Fettgewebe von
Meerestieren anreichern. "Anhand der Untersuchungen wird einfach
deutlich, dass Abfall, der ins Meer geworfen wird, sich nicht einfach
auflöst", meint Helms. Anhand des Schicksals von großen Seevögeln wie
etwa Albatrossen wird deutlich, dass die Verschmutzung des Meeres mit
dem Rückgang der Tiere eindeutig in Zusammenhang steht. Erst diese Woche
hat Bird Life International auf das Verschwinden der Raubvögel
hingewiesen. "Jedes Jahr verenden allein über eine Mio. Seevögel und
100.000 Meeressäuger qualvoll durch den Müll, der in unseren Meeren
treibt. Die Tiere ersticken in Sechserpackträgern, strangulieren sich
mit treibenden Netzresten oder verhungern, weil ihre Mägen mit Plastik
verstopft sind", so Helms abschließend.
Video-Stream über den Plastikmüll vor Hawaii
http://oceans.greenpeace.org/en/ocean-defenders-tv (Ende)
Quelle: Pressetext.Deutschland |