Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Wozu Messung von Lebensqualität?

   
Wenn im Alltag von Lebensqualität gesprochen wird, so besteht Ungewissheit darüber, was damit gemeint ist: materieller Wohlstand, Arbeitsbedingungen, Bildung, Gesundheit, Freizeit? Besonders vieldeutig erscheint dieses Konstrukt speziell im psychiatrischen Kontext. Die Anwendung des Begriffs "Lebensqualität" als Indikator zur Bewertung einer psychiatrischen Therapie ist breits etabliert. Es existiert jedoch keine einheitliche Definition von Lebensqualität. Die verschiedenen Verfahren und Konstrukte werden genutzt, um subjektive Lebensqualität zu bestimmen. Wenngleich die Anwendung von Skalen zur Lebensqualität bereits zur Auflage für die Zulassung von Neuroleptika gemacht wurde, weist jetzt ein Themenheft der Zeitschrift "Psychiatrische Praxis" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) eine unkritische Anwendung der Lebensqualität als Indikator für die Effektivität einer psychiatrischen Therapie nach. Entgegen der allgemeinen Überzeugung in der Psychiatrie macht die Verwendung subjektiver Lebensqualität in Studien zum Nachweis einer guten Qualität oder gar Effektivität psychiatrischer Interventionen keinen Sinn. Hohe subjektive Lebensqualität ist keineswegs ein Anzeichen für gute Lebens- oder Versorgungsbedingungen. Viele Befunde sprechen dafür, dass nicht a priori erwartet werden kann, die subjektive Lebensqualität psychiatrischer Patienten würde sich durch Verbesserung der äußeren Lebensbedingungen langfristig verbessern. Dagegen kann subjektive Lebensqualität in der Regel als Indikator einer schlechten Versorgungsqualität herangezogen werden.

Wie ist das zu erklären? Die subjektive Lebensqualität psychiatrischer Patienten ist als Folge resignativer Anpassung ähnlich hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. Sehr wahrscheinlich bildet das Konstrukt subjektiver Lebensqualität zum Teil Anpassungsprozesse ab und es ist daher möglich, dass nach ausreichender Zeit nur noch Anpassung erfasst wird. Deshalb sollten Patienten besondere Beachtung finden, die trotz langer Anpassungszeiträume niedrige subjektive Lebensqualität aufweisen oder unzufrieden sind, weil dies auf eine Fehlversorgung hinweist. Bei einer dauerhaft wirksamen Intervention kann sich die subjektive Lebensqualität verschlechtert zeigen, weil sich aufgrund des Erlebens besserer Umweltbedingungen bei den Patienten eine Steigerung des Anspruchsniveaus einstellen kann. Da dies aus therapeutischer Sicht durchaus wünschenswert ist, könnte eine derartige Verschlechterung der subjektiven Lebensqualität unter Umständen eine gute Versorgungsqualität anzeigen.

Daraus ergibt sich: Lebensqualität ist nicht hinreichend präzise definierbar und für ihre Operationalisierung existieren keine verbindlichen Kriterien. Trotz dieser Kritik sollte eine stärkere Berücksichtigung der Patientenperspektive weiter gestützt und ausgebaut werden. Die Einhaltung gewisser Mindeststandards wäre erforderlich.

Möglichkeiten und Grenzen subjektiver Lebensqualität schizophrener Patienten als Outcomekriterium psychiatrischer Therapie.
Psychiat Prax 2006; 33; Nr. 7; S. 317.

Prof. Dr. Franz, Universität Gießen, Klinikdirektor Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bad Emstal
Ärztlicher Direktor Vitos Klinikum Kurhessen

E-Mail:
michael.franz@vitos-kurhessen.de