Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

E-Mail: kontakt@dr-mueck.de (Keine Beratungen per Telefon oder E-Mail!) - Gerne können Sie diese Seite verlinken!

 

Web www.dr-mueck.de

Home
Nach oben
Impressum/Vorwort
Stichwortverzeichnis
Neues auf dieser Website
Angst / Phobie
Depression + Trauer
Scham / Sozialphobie
Essstörungen
Stress + Entspannung
Beziehung / Partnerschaft
Kommunikationshilfen
Emotionskompetenz
Selbstregulation
Sucht / Abhängigkeit
Fähigkeiten / Stärken
Denkhilfen
Gesundheitskompetenzen
Selbsthilfe+Gesundheitstipps
Krisenintervention
Therapeuten-Suche
Über die Praxis Dr. Mück
Konzept+Methoden
Erfahrungsberichte
Lexikon/Häufige Fragen
Innovationen / Praxisforschung
Wissenschaftsinformationen
Gesundheitspolitik
Infos auf Russisch
English Version
 

 


Stotternde Kinder nicht korrigieren
DGKJP: Therapie kann Angst und Vermeidungsverhalten abbauen


Bis zu fünf Prozent der Kinder in Deutschland stottern. Ständiges Korrigieren und Ermahnen durch Eltern und Lehrer verstärkt die Symptome nur, teilt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) mit. Mit Sprach- und Verhaltenstherapien lernen Betroffene, ihre Angst vor bestimmten Sprechsituationen zu überwinden.

Viele Eltern sind durch überhastetes und unrhythmisches Sprechen ihrer Kinder beunruhigt und tendieren dazu, die Symptomatik über zu bewerten. Bevor sie eine Behandlung beginnen, sollten sie erst klären, ob es sich wirklich um ein Stottern handelt. Häufig sind es entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten, die vorübergehend bei vielen Kindern im Kindergartenalter auftreten. Solange dies der Fall ist, sollten in erster Linie die Eltern informiert und beraten werden. „Entscheidend ist, dass sie sich auf den Inhalt des Gesagten und weniger auf die Form konzentrieren“, erläutert Prof. Waldemar von Suchodoletz von der DGKJP. „Verbesserungen und Ermahnungen lenken die Aufmerksamkeit auf den Sprechvorgang und verunsichern die Kinder – es besteht die Gefahr einer Fixierung. Bezugspersonen wie Eltern und Lehrer sollten statt zu korrigieren selbst klar und nicht zu schnell sprechen.“ Mit Hilfe intensiven sprachlichen Austauschs in lockerer Atmosphäre können Kinder vorübergehende Sprechunflüssigkeiten überwinden.

Wenn allerdings bei solchen Unflüssigkeiten Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur oder zusätzliche Bewegungen von Kopf, Arm oder Oberkörper zu sehen sind und die Symptomatik länger als sechs Monate andauert, deutet dies auf ein Stottern hin. Häufig klingt es ganz von alleine ab. „Sprechunflüssigkeiten können   immer dann bestehen bleiben, wenn sich beim Kind Störungsbewusstsein und Leidensdruck entwickeln“, betont Prof. von Suchodoletz von der DGKJP. „Äußere Anzeichen hierfür sind, wenn es beim Auftreten von Symptomen den Blickkontakt und das Sprechen abbricht, bestimmte Wörter und Sprechsituationen gar ganz vermeidet.“ Kommunikativer Druck verstärkt das Stottern; daher stottert das Kind meist weniger, wenn es mit einem Kleinkind, einem Haustier oder alleine spricht. Zudem können sich Phasen mit starkem Stottern mit solchen abwechseln, in denen das Kind völlig fließend spricht.

Stottern tritt in der Gesamtbevölkerung nach Angaben der DGKJP mit einer Häufigkeit von etwa ein Prozent, im Kindesalter von bis zu fünf Prozent auf. Jungen sind drei Mal so oft wie Mädchen betroffen. Bei rund der Hälfte der stotternden Kinder treten die ersten Symptome um das dritte Lebensjahr auf. Das Stottern kann aber in jeder Altersstufe einsetzen; gelegentlich wird es durch Erkrankungen, traumatische Erlebnisse oder andere ungewohnte und verunsichernde Lebenssituationen ausgelöst. Neben psychoreaktiven Einflüssen werden aber vorwiegend erbliche und hirnorganische Faktoren als Ursachen diskutiert.

Hilfe durch Sprach- und Verhaltenstherapie

Stotternde Kinder sollten so früh wie möglich eine Sprachtherapie erhalten. Im Vorschulalter stehen Sprechspiele im Vordergrund, die den Übungscharakter eher verdecken. Die Aufmerksamkeit wird auf den Spielinhalt gelenkt, zugleich wird eine emotional unterstützende Situation geschaffen. Durch Rollenspiele lassen sich Rhythmus und Sprechtempo variieren und begleitende Gebärden einführen. Bei älteren Kindern kann gezielter geübt werden. Systematische Sprechübungen setzen allerdings eine hohe Motivation von Kind und Familie voraus. „In der Therapiestunde kann die Redeflussstörung relativ schnell gebessert werden“, betont Prof. Waldemar von Suchodoletz (DGKJP). „Schwierigkeiten bereitet jedoch die Übertragung dieser Erfolge auf alltägliche und emotional belastende Situationen. Daher werden auch psychotherapeutische Maßnahmen eingesetzt, um Angst und Vermeidungsverhalten abzubauen.“ Geeignet sind verhaltenstherapeutische Techniken wie die stufenweise Gewöhnung an immer schwierigere Sprechsituationen und ein Selbstsicherheitstraining. Bei Kindern mit ausgeprägten Verkrampfungen bieten sich zudem autogenes Training und andere Entspannungsverfahren an. Die Wirksamkeit von alternativen Behandlungsmethoden wie Akupunktur und Hypnose konnte dagegen bisher nicht nachgewiesen werden. Sowohl das Kind als auch die Eltern sollten langfristig in der Lage sein, eine Restsymptomatik zu akzeptieren und bei erneutem Auftreten des Stotterns erlernte Therapietechniken selbstständig wieder einzusetzen.

Quelle: DKJP