Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Zwangssymptome bei Kindern: zu selten erkannt, zu spät behandelt 
DGKJP: Erfolg mit „Home-Treatment“ zusätzlich zur klinischen Therapie

Zwangsstörungen bei Kindern werden häufig nicht rechtzeitig erkannt.  Oft versuchen die Kinder, sie zu verheimlichen, weil sie sich für die Symptome schämen. Eine frühe Behandlung ist jedoch nötig, um zu verhindern, dass die Krankheit chronisch wird. Dabei ist neben der klinischen Therapie oft ein „Home-Treatment“  notwendig, an dem sich auch die Eltern beteiligen, teilt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) mit.

Immer wieder kommt es in Familien dazu, dass Kinder zu Hause massive Zwangssymptome entwickeln – sei es exzessives Händewaschen, Duschen, Zähneputzen oder Wiederholungs- und Kontrollhandlungen. Oft gehen diese Symptome auch mit Begleitstörungen wie Depression, Angst-, Ess- oder Tic-Störungen einher, sodass eine stationäre Therapie angezeigt ist. „Überraschenderweise zeigt ein Teil der Kinder jedoch während des Aufenthalts in der Klinik häufig keine oder nur sehr wenige Symptome“, betont Prof. Christoph Wewetzer von der DGKJP. 

In diesen Fällen macht eine stationäre Behandlung alleine wenig Sinn. Vielmehr ist, die Kooperationsbereitschaft der Eltern vorausgesetzt, eine Therapie im häuslichen Milieu notwendig, das so genannte „Home-Treatment“. Dabei können die Eltern als Co-Therapeuten fungieren. „Oft beziehen die Kinder ihre Angehörigen stark in den Ablauf der Symptome mit ein, um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu bekommen“, erläutert Prof. Wewetzer. „Versuchen die Eltern, die Zwänge des Kindes zu unterbinden, wird es unter Umständen gewalttätig und richtet seine Aggressionen gegen sie.“ Daher wird beim Home-Treatment die Zuwendung der Angehörigen während der Zwangshandlungen des Kindes mit Hilfe des Therapeuten schrittweise vermindert. So sollen die Eltern zum Beispiel bestimmte Reinigungsmittel, die das Kind in zwanghafter Weise benutzt, nicht mehr einkaufen. Prof. Wewetzer: „Als Ausgleich empfehlen wir den Eltern, sich dem Kind in symptomfreien Situationen stärker zuzuwenden.“

Typische Zwangssymptome

Neuere Studien gehen davon aus, dass in Deutschland bis zu zwei Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter Zwangsstörungen leiden. Manche stehen stundenlang unter der Dusche, kontrollieren vor dem Weggehen zwanzig Mal, ob sie alle Geräte abgeschaltet und die Haustür verschlossen haben oder ordnen, zählen und berühren ständig bestimmte Dinge. Andere haben aggressive Gedanken, gegen die sie sich nicht wehren können, oder sind ständig in Sorge, mit Schmutz in Berührung zu kommen und sich mit Krankheiten anzustecken. Im Gegensatz zu schizophren Erkrankten, die glauben, Stimmen von außen zu hören, werden die immer wiederkehrenden Ideen und Impulse als eigene Gedanken erlebt. „Obwohl die zeitraubenden Zwangsgedanken und -handlungen von den Betroffenen meist als unsinnig, übertrieben oder quälend erfahren werden, drängen sie sich immer wieder auf,“ so Prof. Christoph Wewetzer von der DGKJP. „Dabei beeinträchtigen sie den normalen Tageslauf und die sozialen Beziehungen erheblich.“ Die Behandlung einer Zwangsstörung im Kindes- und Jugendalter sollte generell mehrere Ansätze verfolgen: verhaltenstherapeutische, familienzentrierte und, bei schweren Symptomen, auch medikamentöse Strategien.

Hilfe durch Reizkonfrontation

Bei schweren Zwangsstörungen, die stationär behandelt werden, kann laut Angaben der DGKJP die so genannte Expositionstherapie wirksam sein. Dabei wird der Patient so lange mit Angst und Zwang auslösenden Reizen konfrontiert, bis die Angst reduziert wird. Zuvor vereinbart der Therapeut mit dem Patienten die so genannte Reaktionsverhinderung: Sie soll sicherstellen, dass der Betroffene die Situation im Lauf der massiven Belastung nicht verlässt, d.h. ihr durch Zwangshandlungen entflieht oder sie vermeidet. „Nach mehreren Konfrontationen erlebt der Patient, dass das Aushalten der schwierigen Situation zur Abnahme der Angst und den damit verbundenen Ritualen führt“, so Prof. Christoph Wewetzer von der DGKJP. „Bei Kindern ist es sinnvoll, die Exposition in Etappen mit langsam steigender Angststärke durchzuführen, da dies emotional weniger belastend wirkt.“

Quelle: DKJP