Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Dyskalkulie: Jedes 20. Kind kann nicht rechnen

Die DGKJP entwickelt erstmals Test zur Früherkennung

Im Vergleich zur Lese- und Rechtschreibschwäche (Legasthenie) ist die Rechenschwäche (Dyskalkulie) relativ wenig bekannt und erforscht. Aktuellen Untersuchungen zufolge sind im deutschsprachigen Raum 4,4 bis 6,7 Prozent der Schulkinder betroffen. Das heißt: Jedes 20. Kind kann trotz normaler Begabung nicht rechnen. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) hat jetzt einen neuen Test entwickelt, mit dem eine Früherkennung leicht möglich ist.

„Unter Dyskalkulie versteht man eine grundlegende Schwäche im Umgang mit Mengen und Zahlen. Diese zeigt sich im mangelnden Vermögen, Zahlen in ihrer Quantität zu erfassen und damit einfache Rechenoperationen auszuführen“, erläutert Dr. Johann Haffner (DGKJP) aus Heidelberg die Problematik. „Die Kinder kennen die Zahlen zwar und können sie auch aufsagen, nicht aber die Zahlengrößen mit Vorstellungen und logischen Denkprozessen verknüpfen.“

Rechenschwache Kinder haben oft Defizite in der räumlich-visuellen Reizverarbeitung und entwickeln dadurch unzureichende Mengen- und Größenvorstellungen von Zahlen. Im Alltag zeigt sich dies zum Beispiel an der Schwierigkeit, einen Tisch mit der korrekten Anzahl an Geschirr zu decken oder etwa die Uhr zu lesen und damit zeitliche Abmachungen einzuhalten. Mädchen sind von dem Phänomen etwas häufiger betroffen als Jungen.

Während legasthenische Kinder oft durch Verhaltensstörungen wie Herumkaspern oder Aggressivität auffallen, neigen Kinder mit Dyskalkulie eher zu Ängsten und depressiven Symptomen. Auch werden bei ihnen gehäuft Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) und Probleme in der Sprachentwicklung beobachtet.

Wissenschaftler der DGKJP haben jetzt einen Test entwickelt, der die Feststellung grundlegender Rechenleistungen einzelner Kinder ermöglicht. „Mit dem so genannten Heidelberger Rechentest können komplette Schulklassen in 50 bis 60 Minuten untersucht werden“, erläutert Dr. Haffner. „Das versetzt uns in die Lage, Kinder mit Dyskalkulie ab dem Ende der ersten Klasse zuverlässig zu erkennen und besondere Fördermaßnahmen einzuleiten.“ Mit dem neuropsychologischen Testverfahren ZAREKI können weitere Hinweise zur Art der Schwierigkeiten bei Zahlenverarbeitung und  Rechenleistung gewonnen werden.

 Bislang existieren keine standardisierten Therapieprogramme. „Förder- und Therapiemaßnahmen müssen auf die konkreten Probleme des jeweiligen Kindes zugeschnitten sein“, betont Priv.-Doz. Dr. Michael von Aster (DGKJP) aus Berlin. „Trainingsprogramme, die sich pauschal auf die Verbesserung von Psychomotorik, Wahrnehmung oder Sprache beziehen, können für sich allein keine ausreichende Verbesserung der numerischen Kompetenzen bewirken.“ Intensives Üben, zum Beispiel mit den Eltern, bringt kaum etwas, wenn das Grundverständnis von Zahlen zu schwach ausgeprägt ist.

Nicht allen betroffenen Kindern kann umfassend geholfen werden. Dennoch, so die DGKJP, stehen die Chancen umso besser, je früher die Dyskalkulie erkannt wird. Die Förderung rechenschwacher Kinder sollte möglichst im Regelunterricht und in enger Zusammenarbeit mit den Klassenlehrern stattfinden. Bei schweren Ängsten, depressiven Symptomen und Aufmerksamkeitsstörungen sollten zusätzlich begleitende Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden.

Verbindung zwischen neuronalen Netzwerken

im Gehirn gestört

Für den geistigen Umgang mit Mengen und Zahlen entwickeln sich im Kleinkind- und Schulalter neuronale Netzwerke - und zwar primär in den Regionen des Gehirns, die mit der Verarbeitung sprachlicher und visuell-räumlicher Inhalte zu tun haben. Den Kern dieser Entwicklung bilden einfache angeborene Grundfunktionen: Bereits wenige Wochen nach der Geburt können Säuglinge kleine Mengen wahrnehmen und unterscheiden. Mit dem Erwerb von Sprache lernen die Kinder dann, zu zählen und Mengen mit Zahlworten zu bezeichnen. Mit dem Schuleintritt bildet sich ein weiteres Netzwerk für die arabische Schreibweise aus, und schließlich entsteht mit fortschreitendem Schulalter eine Art innere Zahlenraumvorstellung, die das schnelle Schätzen und Überschlagen von Rechnungen ermöglicht.  „Wir gehen davon aus, dass bei Kindern mit Rechenstörungen diese Prozesse des Aufbaus und der Verschaltung der Neuronen-Netzwerke gestört sind“, erläutert Priv.-Doz. Dr. Michael von Aster von der

DGKJP. Als Gründe für solche fehlenden oder fehlerhaften Verknüpfungen kommen genetische Veranlagungen, frühkindlich bedingte Hirnfunktionsstörungen sowie schulische Entwicklungsumstände in Betracht.

Quelle: DKJP