Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Kindliche Angststörungen fast immer heilbar

DGKJP: Jedes fünfte Kind leidet unter behandlungsbedürftigen Ängsten

Jedes fünfte Kind in Deutschland leidet unter Phobien, Panikattacken und anderen behandlungsbedürftigen Angststörungen. Jedoch können nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) die verschiedenen Ängste bei 82 Prozent der Kinder dauerhaft gelindert oder beseitigt werden. Noch erfolgreicher ist die Therapie von Trennungsängsten: Hier ist bei bis zu 96 Prozent der Betroffenen Heilung möglich.

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter; besonders geballt treten sie zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr auf. „Etwa jedes fünfte Kind hat stark ausgeprägte Ängste, die die Schulleistungen, den Kontakt zu Gleichaltrigen oder das familiäre Zusammenleben beeinträchtigen“, sagt Prof. Bernhard Blanz von der DGKJP. 

Besonders häufig haben Kinder und Jugendliche generalisierte Angststörungen (übertriebene Sorgen bezüglich alltäglicher Ereignisse), Trennungsängste (Verlust einer wichtigen Bezugsperson) und soziale Phobien (Angst, sich vor anderen zu blamieren). Oft treten auch depressive Verstimmungen auf.

Kinder mit Angststörungen sollten sich frühzeitig einer Therapie unterziehen, damit Platzangst oder Panikattacken nicht zum ständigen Begleiter werden. „Ziel der Behandlung ist es, die jungen Patienten in die Lage zu versetzen, sich in Angst auslösenden Situationen zu behaupten, ohne etwa wegzulaufen“, erläutert Prof. Blanz.

Die Verhaltenstherapie ist die Erfolg versprechendste Methode, wie die DGKJP betont. Sie beinhaltet etwa Rollenspiele, Verhaltensübungen und Entspannungstraining; auch werden die Kinder und Jugendlichen mit den Angst auslösenden Reizen konfrontiert. Prof. Blanz: „Weiterhin empfiehlt sich ein so genanntes multimodales Vorgehen, das sich auf die Säulen Beratung, Psychotherapie, familienbezogene und medikamentöse Therapie stützt. Mit diesen Methoden gelingt es beinahe in allen Fällen, eine deutliche Verbesserung der Symptomatik zu erzielen.“

Die Ursachen: Veranlagung und Umwelt

Die Gene sind an der Entstehung von Angsterkrankungen maßgeblich beteiligt, wie Zwillings- und Familienstudien ergeben haben. Eineiige siebenjährige Zwillinge äußerten sich bezüglich ihrer Ängste beinahe identisch, während die Abweichungen bei zweieiigen Zwillingen erheblich größer waren. Leidet ein Elternteil an einer Angst- oder depressiven Störung, erhöht sich das Erkrankungsrisiko für das Kind um das Vier- bis Achtfache.

Neben der genetischen Veranlagung prägt auch das elterliche Verhalten die kindliche Psyche: „Mütter von scheuen und ängstlichen Kindern sind selbst wesentlich häufiger unsicher und angsterfüllt als Mütter verhaltensnormaler Kinder“, erläutert Prof. Blanz (DGKJP) aus Jena. Auch der positive Einfluss familiärer Unterstützung ist belegt: „Wenn Mütter ihre scheuen Kinder liebevoll und stetig ermutigen, unbekannten Situationen nicht auszuweichen, erwerben sie soziale Kompetenzen, die sich von jenen Gleichaltriger ohne Angst nicht unterscheiden.“

Und wächst sich die Ängstlichkeit mit dem Ende der Kindheit aus? Nicht in jedem Fall, sagt die DGKJP und verweist auf eine Untersuchung, in der ängstliche Kinder und Jugendliche neun Jahre lang beobachtet wurden. Ihr Risiko, auch im Erwachsenenalter häufiger von Ängsten heimgesucht zu werden, ist doppelt so hoch gegenüber nicht ängstlichen Mädchen und Jungen.

Welche Ängste sind normal?

„Und wenn niemand mit mir spielen will?“ - „Lass mich nicht allein!“ Solche angsterfüllten Äußerungen gehören laut DGKJP zur normalen Entwicklung: Babys zwischen sechs und neun Monaten haben Angst vor Fremden, Einjährige leiden unter Trennungsängsten, Drei- und Vierjährige fürchten sich vor Dunkelheit und dem Alleinsein. Unabhängig vom Alter haben die meisten Kinder Angst davor, von einem Auto angefahren zu werden, irgendwo herunterzufallen, Spinnen oder Schlangen zu begegnen. Mit wachsender Fähigkeit, zwischen Phantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden, gewinnen realere Vorstellungen wie Angst vor Krankheit, Verletzung oder besonderen Situationen an Bedeutung.

Grundsätzlich hat Angst eine Warnfunktion: In Sekundenbruchteilen wird eine Vielzahl von Nerven aktiviert, die das Herz rasen und den Puls in die Höhe schießen lassen. Die Atmung wird intensiver, Muskeln verspannen sich, Schweiß fließt. Im Gehirn wird die Bedrohung mit früheren Ereignissen verglichen. Das wiederholte Bewältigen ähnlicher Situationen führt in der Regel zur Verminderung und Überwindung der Angstgefühle.

Quelle: DKJP