Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Fast jedes dritte Kind ist zu dick

DGKJP: Übergewicht verursacht auch psychosoziale Probleme

Immer mehr Kinder sind nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) übergewichtig. Bereits bei der Einschulung bringt jeder dritte Junge und jedes vierte Mädchen zu viele Pfunde auf die Waage. Alarmierend: Auch die Zahl derjenigen mit Adipositas (starkes Übergewicht) ist drastisch angestiegen.

Die eine Hand in der Chipstüte, die andere an der Fernbedienung – so oder ähnlich sieht der Alltag vieler Kinder aus. Die Folgen sind inzwischen deutlich sichtbar: Immer mehr Mädchen und Jungen sind zu dick. „Wir konnten in der Aachener Vorschulstudie eine deutliche Zunahme von Übergewicht in den vergangenen 35 Jahren nachweisen“, erläutert Prof. Beate Herpertz- Dahlmann, Präsidentin der DGKJP. „Legt man die Kriterien von 1969 zugrunde, sind im Vergleich zu 10 Prozent damals jetzt 33,1 Prozent der Jungen und 27 Prozent der Mädchen mit sechs Jahren übergewichtig. Fettleibig, also adipös, waren 1969 drei Prozent der Kinder. Heute sind es bei der Einschulung 15,7 Prozent der Jungen und 11,3 Prozent der Mädchen.“

Dicke immer dicker

Auffallend bei der Untersuchung ist, dass das Gewicht der ohnehin schon übergewichtigen Kinder im Laufe der Jahre immer weiter ansteigt: Die Dicken werden immer dicker. Die gesundheitlichen Folgen sind weit reichend. Schon Jugendliche entwickeln den so genannten Altersdiabetes, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck. Auf Dauer drohen orthopädische Probleme an Hüften, Knien oder Füßen. Dazu kommen psychosoziale Beeinträchtigungen: Dicke Kinder werden häufig von Mitschülern stigmatisiert. Aus Angst, ausgelacht zu werden, trauen sie sich nicht mehr in die Schwimmhalle oder verweigern sich dem Schulsport. Diese Entwicklung setzt sich fort, so Prof. Johannes Hebebrand von der DGKJP: „Junge Erwachsene mit Adipositas sind beruflich und finanziell benachteiligt. Dies trifft insbesondere auf Frauen zu. Auch bleiben adipöse Erwachsene häufiger als Normalgewichtige unverheiratet.“

Familie einbeziehen

Bei der Behandlung setzt die DGKJP auf verhaltenstherapeutische Ansätze unter Einbeziehung der Familie. Dabei kann das Verhalten der Kinder beeinflusst werden, damit sie weniger und anders essen und sich mehr bewegen. Ganz wichtig hierbei ist die Ernährungsberatung. Sie hilft, Schritt für Schritt die Nahrung umzustellen: mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, dafür weniger Nahrungsfette; statt Schokolade lieber Gummibärchen, Cola durch Mineralwasser ersetzen, Nutella durch Honig und Marmelade und frittierte Pommes durch fettfreie Backofenfrites.

Auf Verbote oder penibles „Kalorienzählen“ verzichten die Therapeuten heute in aller Regel. Vielmehr machen sich die Kinder und Jugendlichen mit dem Ausfüllen von Ernährungsprotokollen ihr eigenes Essverhalten bewusster. Praktische Kochübungen, regelmäßiges Wiegen und die Erfassung des Körperfettanteils sind weitere Maßnahmen.

Ambulante Therapie von Vorteil

Die Behandlung kann sowohl ambulant als auch stationär erfolgen. „Vorteil einer ambulanten Therapie ist die problemlose Einbeziehung der Eltern sowie die bessere Möglichkeit, eingefahrene und Adipositas fördernde Familienstrukturen zu verändern“, erklärt Prof. Hebebrand. Stationäre Maßnahmen dagegen können durch die bessere Kontrolle vor Ort und eine gewisse Distanz zur häuslichen Umgebung kurzfristig sehr effektiv sein. „Hier ist anschließend jedoch eine mittel- bis langfristige Nachbetreuung unbedingt notwendig.“

Nach Ansicht der DGKJP stellt Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen eines der bedeutendsten gesundheitspolitischen und ökonomischen Probleme der Zukunft dar. Prof. Herpertz-Dahlmann: „Hier sind zahlreiche Maßnahmen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen erforderlich. Die Therapie der Kinder und Jugendlichen ist nur die eine Seite. Besondere Bedeutung kommt der Prävention zu. Wir müssen Kinder und Eltern frühzeitig aufklären und dürfen nicht so lange warten, bis die Weichen schon gestellt sind.“

Eine verhängnisvolle Kombination: Fastfood und Fernsehen

Die Ursachen für die erschreckende Entwicklung liegen nach Angaben der DGKJP zuallererst in der ungesunden, fett- und kalorienreichen Ernährung aus Fastfood, Snacks und zuckerhaltigen Getränken in Kombination mit mangelnder Bewegung. In den Familien haben sich die Essgewohnheiten stark verändert, gemeinsame und regelmäßige Mahlzeiten sind nur noch selten. Oft sind die Kinder einen großen Teil des Tages auf sich selbst gestellt, weil beide Eltern arbeiten. Dann üben Fastfood, Fernsehen und PC eine große Anziehungskraft auf die allein gelassenen Kinder aus.

Doch auch die Gene spielen eine wichtige Rolle. „Der größte Risikofaktor für kindliches Übergewicht ist das Vorkommen von Adipositas bei den Eltern“, sagt Prof. Johannes Hebebrand von der DGKJP. „Bis zu 80 Prozent stark übergewichtiger Kinder haben zumindest ein übergewichtiges Elternteil, mindestens 25 Prozent haben zwei übergewichtige Eltern.“ Die molekulargenetische Forschung hat in den letzten Jahren einige Genvarianten identifiziert, die die Entwicklung von Übergewicht begünstigen.

Auch die Hoffnung, dass es sich bei den Fettpölsterchen um Babyspeck handelt, der sich mit der Zeit wieder auswächst, wird nur in den seltensten Fällen erfüllt. Prof. Hebebrand: „Sind Kinder mit sechs Jahren zu dick, sind sie es in mindestens jedem zweiten Fall auch im Jugendalter. Je übergewichtiger ein Kind ist, desto wahrscheinlicher besteht Übergewicht auch im Erwachsenenalter fort.“

Quelle: DKJP