Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Neun von zehn Schreibabys kann geholfen werden

DGKJP: Gute Therapieerfolge in Schreiambulanzen

Anpassungsfähigkeit an die neue Umgebung oft gestört

Nächtelang herumtragen, stündlich stillen oder wickeln: Die meisten Methoden, das Dauergebrüll von Schreibabys abzustellen, sind eher kontraproduktiv und verstärken die Unruhe des Kindes noch. Dass es für die verzweifelten Eltern jedoch Hoffnung gibt, zeigen Schreiambulanzen oder -sprechstunden: Hier liegt die Erfolgsquote bei bis zu 90 Prozent, betont Prof. Mechthild Papousek von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP).

In die Sprechstunde für Schreibabys am Kinderzentrum München zum Beispiel haben gestresste Eltern in den vergangenen zwölf Jahren mehr als 2.500 Kinder im Alter von null bis drei Jahren gebracht; 700 Schicksale wurden wissenschaftlich ausgewertet. „Mit durchschnittlich weniger als vier Terminen konnte annähernd neun von zehn Kindern geholfen werden. 45 Prozent galten als vollständig therapiert, bei weiteren 44 Prozent konnten Regulation und Beziehung deutlich stabilisiert werden“, erläutert Prof. Mechthild Papousek von der DGKJP, die am Kinderzentrum München tätig ist. In Schreiambulanzen oder -sprechstunden lernen die Eltern ganz praktisch, wie sie ihrem Kind mehr Ruhe verschaffen und das Einschlafen ermöglichen können. Solche Einrichtungen gibt es nach Angaben der DGKJP an  Universitäts- und Kinderkliniken, sozialpädiatrischen Zentren und Facharztpraxen. „In unserer Eltern-Säugling-Sprechstunde etwa arbeiten Spezialisten aus den Bereichen Kinder- und Jugendpsychiatrie, Familientherapie und Neonatologie (Neugeborenenkunde) interdisziplinär zusammen“, betont Dr. Eva Möhler (DGKJP) von der Universität Heidelberg.

Die Therapieerfolge beruhen auch darauf, dass man inzwischen mehr über die möglichen Entstehungsmechanismen des unaufhörlichen Schreiens weiß. Körperliche Störungen wie „Dreimonatskoliken“ seien selten der Auslöser, so die DGKJP. Vielmehr befinde sich der Organismus des Neugeborenen in einer intensiven Phase der Anpassung an die ungewohnte Umgebung. Schlaf-Wach-Rhythmus, Temperaturhaushalt und Immunsystem entwickelten sich, Umwelteindrücke müssten verarbeitet, neue Ernährungsgewohnheiten erlernt werden. Prof. Papousek: „Diese Reifeprozesse gelingen einigen Babys, andere tun sich schwer damit.“

Auch können Störungen in der frühen Kommunikation zwischen Eltern und Babys eine Rolle spielen. Die Probleme beginnen oft bereits in der Schwangerschaft: Wenn die werdende Mutter unter vorgeburtlichem Stress, Ängsten oder Depressionen leidet, unbewältigte Konflikte mit sich herumträgt oder in einer spannungsträchtigen Beziehung lebt, kann dies die gemeinsame Regulation von Eltern und Baby nachhaltig beeinträchtigen.

Die ohnehin angespannte Situation spitzt sich dann noch zu. Die gestressten Eltern fühlen sich hilflos, haben Versagens- und Schuldgefühle und sind gleichzeitig gestresst, übermüdet und erschöpft. Prof. Papousek: „Die Eltern brauchen körperliche und psychische Entlastung, sie benötigen Beratung und vor allem viel Verständnis. Dies alles bekommen sie in den Schreibaby-Sprechstunden.“

Ist mein Kind ein „Schreibaby“?

Schreibabys machen laut DGKJP 20 bis 25 Prozent aller Neugeborenen aus. Sie leiden vor allem unter Schlafproblemen: Nachts sind es nur wenige Stunden, tagsüber meist nur 30 Minuten ohne Unterbrechung. Die Babys wirken übermüdet, schlafen aber nicht ein, sondern reagieren auf jeden Reiz mit Schreiattacken. Schreibabys brüllen und quengeln mindestens drei Stunden täglich an mindestens drei Tagen wöchentlich über mehr als drei Wochen. „Sie lassen sich nicht mit den üblichen Strategien wie Stillen, Wickeln oder Tragen beruhigen“, erläutert Dr. Eva Möhler (DGKJP) von der Eltern-Säugling-Sprechstunde an der Uni Heidelberg. Die Schreiattacken beginnen ab dem achten Lebenstag, erreichen ihren Gipfel nach sechs Wochen und klingen nach dem dritten Monat ab. Bei etwa vier Prozent dauert die Schreiphase erheblich länger; sie ist oft der Beginn von Schlaf- und Essstörungen, exzessivem Klammern und Trotzen, aggressivem Verhalten oder krankhaften Angststörungen.

Experten-Tipps der DGKJP

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) empfiehlt Eltern von Schreibabys, sich auf wenige, gleichbleibende Beruhigungsarten zu konzentrieren und nicht immerfort Neues auszuprobieren. So sollte das Kind zum Schlafen immer ins Bettchen gelegt, aber nicht bei der kleinsten Aufregung wieder auf den Arm genommen, geschaukelt oder immer wieder von neuem gestillt werden. Die Händchen zusammenzuführen, leises Summen und ein Tuch, in das es eingewickelt wird, können ebenfalls hilfreich für das Baby sein. „Das klappt alles nicht beim ersten und auch nicht beim zweiten Mal. Kinder brauchen Zeit und viele, viele Wiederholungen zum Lernen. Doch mit regelmäßigem Üben kann das gestörte Schlaf-Wach-Verhalten reguliert und dadurch auch das exzessive Schreien reduziert werden“, erläutert Prof. Mechthild Papousek von der DGKJP.

Quelle: DKJP