Freiburg,
02.08.2011.
Psychologen zeigen im Fachmagazin „PNAS“, wie sich Stress in der
Schwangerschaft auf den Embryo auswirkt.
Die
Entwicklung von Neugeborenen und jungen Erwachsenen kann von einer Reihe
früher Umweltfaktoren abhängen, die bereits vor der Geburt auf den
Embryo einwirken. Aktuelle Studien haben bereits nachgewiesen, dass zum
Beispiel Stress in der Schwangerschaft langfristig die Entwicklung des
Menschen beeinflussen kann. Dies kann das Risiko für Kinder erhöhen,
später von einer der so genannten Zivilisationskrankheiten wie Typ II
Diabetes oder Herz- und Gefäßkrankheiten betroffen zu sein.
Ein
internationales Forschungsteam, an dem der Freiburger Psychologe Dr.
Robert Kumsta beteiligt war, hat in einer im Fachmagazin „Proceedings
of the National Academy of Sciences“ (PNAS) erschienenen Studie einen
neuen Aspekt aufgezeigt: Die Wissenschaftler haben dargelegt, dass junge
Erwachsene, deren Mütter während der Schwangerschaft etwa durch den Tod
des Partners erheblichem Stress ausgesetzt waren, bedeutend kürzere
Telomere haben als Gleichaltrige. Telomere sind DNA-Proteinkomplexe, die
die Enden der Chromosome bilden und das Altern der Zellen anzeigen. Bei
den jungen Erwachsenen, deren Mütter in der Schwangerschaft unter Stress
gelitten haben, waren die Zellen um dreieinhalb Jahre früher gealtert
als bei einer ungestressten Vergleichsgruppe.
Das
Ergebnis der Studie trägt dazu bei, ein besseres Verständnis dafür zu
entwickeln, wie frühe Umweltfaktoren biologisch festgeschrieben werden
und lebenslang wirken können. Vor allem um stressbezogene Erkrankungen,
die zu einem späteren Zeitpunkt auftreten, zu behandeln und ihnen
vorzubeugen, sind die Forschungsergebnisse von Bedeutung.
Darüber hinaus untersuchen Psychologen, Mediziner und Biologen am
Lehrstuhl für Biologische und Differentielle Psychologie der Universität
Freiburg in einem aktuellen Projekt, wie frühkindliche
Missbrauchserfahrungen die psychische und hormonelle Reaktion auf Stress
verändern. |