London/Santa Barbara (pte/25.10.2006/08:30)
- Die sexysten Männchen bringen unelegante Töchter, die attraktivsten
Weibchen langweilige Söhne zur Welt - in der Realität der Fruchtfliegen
ist das nach jüngsten Forschungserkenntnissen tatsächlich so. Und der
Grund dafür liegt in den - wie das Wissenschaftsmagazin New Scientist
http://www.newscientist.com kommentierten Fassung schreibt -
"perversen" Vererbungsmustern, wonach eben nicht alle Individuen gleich
attraktiv sind. Womöglich könnte dies auch erklären, warum gerade unter
Vögeln und Schmetterlingen die sexuelle Zurschaustellung derart
ausgeprägt ist.
Das Paradoxon entsteht, weil viele jener Charaktereigenschaften, die den
männlichen Reproduktionserfolg ausmachen, nachteilig auf den weiblichen
Erfolg wirken und umgekehrt. Zum Beispiel weibliche Fliegen, die mehr
Wert auf Nahrung legen sowie auch mehr Energie für das Eierlegen und
damit für die Nachkommen entwickeln, hingegen sind Männchen, die mehr
Zeit bei der Paarung verbringen wiederum besser. "Wann immer zwei
verschiedene Gender-Rollen vorhanden sind, sind Charaktereigenschaften,
die erfolgreiche Weibchen hervorbringen nicht gleich jenen, die auch
erfolgreiche Männchen auszeichnen", so Alison Pischedda,
Evolutionsbiologin an der University of California in Santa Barbara.
Gemeinsam mit dem Biologen Adam Chippindale von der Queens University in
Kingston, Kanada hat Pischedda untersucht, wie vorherrschend diese
genetischen Konflikte tatsächlich sind. Dazu teilten die Wissenschaftler
eine große Gruppe von Fruchtfliegen in drei Klassifikationstypen bei
jedem Geschlecht ein, je nach Fitness. Anschließend wurden die
Fruchtfliegen in allen möglichen Kombinationsmustern gekreuzt. Besonders
interessant war dann das Ergebnis: Die fittesten Weibchen produzierten
die fittesten Töchter, allerdings weniger fitte Männchen. Die fittesten
Väter hatten hingegen weniger fitte Töchter.
Der Genotyp des Vaters hatte keinen Einfluss auf die Fitness der Söhne,
weil die meisten Gene, die den Nachzuchterfolg garantieren, auf dem
X-Chromosom liegen, die Söhne von ihren Müttern erben. Das Resultat der
Forscher lautete daher, dass die Paarung der sexysten Mütter mit den
sexysten Vätern die "qualitativ schlechtesten" Nachkommen produzieren.
Wenn diese genetische Schlacht der Geschlechter in der Natur
vorherrschend ist, würde es die Evolution davon abhalten, nur auf die
erfolgreichen Genotypen zu zielen und alle anderen damit ausschließen.
"Wenn es eine kontinuierliche Selektion der hoch qualifizierten Männchen
gibt, warum ist dann nicht jedes Männchen so hoch qualifiziert", fragt
sich Pischedda. Die Erklärung der Forscher heißt "sexuell
antagonistische Gene". Und das bedeutet, dass Männchen und Weibchen
verschiedene Interessen haben: Die Männchen hätten gerne starke
männliche Nachkommen, die Weibchen kräftige Weibchen. Offensichtlich
führt dieser "Konflikt" zu einer Schwächung der entsprechenden Gene beim
Partner. (Ende)
Quelle: Pressetext.Deutschland |