Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Die Abhängigkeit von Frage und Antwort


fzm - Umfragen können wertvolle Informationen liefern. Gleichzeitig sind ihrer Aussagekraft jedoch natürliche Grenzen gesetzt: Denn die Angaben der Befragten werden immer auch davon beeinflusst, wie die Fragen formuliert wurden und welche Antwortmöglichkeiten vorgegeben sind. Selbst die zunächst einfach erscheinende Frage nach dem persönlichen Sportpensum unterliegt dem Einfluss der Fragebogengestaltung, wie Alexander Rommel vom Wissenschaftlichen Institut der Ärzte Deutschlands in der Fachzeitschrift "Bewegungstherapie und Gesundheitssport" darlegt (Hippokrates Verlag, Stuttgart. 2006).

Am Beispiel des Sozioökonomischen Panels (SOEP) und der Gesundheitssurveys zeigt Rommel auf, wie eine veränderte Fragestellung sich in den Umfrageergebnissen widerspiegelt. Im Rahmen des SOEP werden regelmäßig auch Fragen zum Sportpensum und zur körperlichen Bewegung der Probanden gestellt. In den Jahren 1984 bis 2005 schwankte der Anteil derjenigen die angaben, nie Sport zu treiben, beträchtlich. Auffällige Schwankungen traten immer dann auf, wenn die Struktur des Fragebogens verändert wurde: In Jahren, in denen eine Version mit differenzierteren Antwortmöglichkeiten angewandt wurde, lag der Anteil der Sportabstinenzler um jeweils 10 bis 15 Prozent niedriger als in Jahren, in denen ein gröber strukturierter Fragebogen zum Einsatz kam. Auch verringerte sich die Zahl der selbsterklärten Sportmuffel dadurch, dass die Angabe "sehr selten" Sport zu treiben nach 1984 nicht mehr als Abstinenz gewertet wurde. Aus einem anderen Grund verringerte sich die Sportabstinenz-Quote im Jahr 2004: Zu diesem Zeitpunkt wurde der Sportbegriff in der Frageformulierung explizit auf Fitnesstraining und Gymnastik ausgedehnt.

Wenn Fragebögen häufig umformuliert werden, ist es also schwer, zeitliche Trends zu erkennen. Um sie dennoch zu erfassen, bietet sich die interne Validierung an: Bei der SOEP-Umfrage etwa kann man den Eindruck, dass sich hinter all den Schwankungen letztlich eine Abnahme der Sportabstinenz verbirgt, bestätigt finden, wenn man gleichzeitig den Anteil der Befragten betrachtet, die mindestens einmal in der Woche Sport treiben: Ihre Zahl hat im Beobachtungszeitraum nahezu stetig zugenommen.

Der bei Erwachsenen beobachtete Fragebogeneffekt treffe in besonderem Maße auch auf Umfragen unter Kindern und Jugendlichen zu, betont Rommel. Angesichts der Bedeutung, die der Sportneigung der jüngeren Generation zunehmend zugemessen werde – sie dient als sozioökonomischer Spiegel und Indikator für bestimmte Lebensstile – plädiert er dafür, möglichst einheitliche Fragebögen zu verwenden. Nur dann ließen sich regionale Unterschiede sowie zeitliche Entwicklungen der Bewegungsneigung sicher feststellen.

A. Rommel et al.
Die Frage nach dem Sport: Gibt es einfache Indikatoren zur Messung des Sportpensums?
Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2006; 22 (6): S. 246-250