fzm - Alte Hausmittel helfen
bei Erkältungen noch immer am besten. Die Wirkung von Dampfinhalation
oder der Ratschlag "viel Trinken" wurden mittlerweile durch
wissenschaftliche Studien belegt. Vitamin C dagegen kann weder einer
Erkältung vorbeugen noch die Krankheitsdauer verkürzen. Nützlich ist es
allenfalls für Menschen, die körperlich hart und bei kaltem Wetter im
Freien arbeiten müssen, schreibt Dr. Jan Padberg von der Lungenklinik
Heckeshorn in Berlin in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische
Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2006). In einem
Fortbildungsartikel für Mediziner fasst der Experte den derzeitigen
Kenntnisstand zu einer der häufigsten Erkrankungen zusammen. Vier von
fünf Menschen sind einmal im Jahr "erkältet".
Viele nehmen dann Medikamente gegen
Erkältungskrankheiten ein. In Deutschland sind dies häufig
Naturheilmittel mit Echinacea. Die Bewertung von Padberg ist
zurückhaltend. Es gebe erhebliche Unterschiede zwischen den angebotenen
Mitteln. Am ehesten wirksam seien Präparate, die aus den oberirdischen
Anteilen von Echinacea purpurea hergestellt werden. Voraussetzung ist,
dass sie frühzeitig eingenommen würden. Mögliche Nebenwirkung sind
mögliche allergische Hautreaktionen.
Ob die Einnahme von probiotischen Bakterien die
Erkältung im Winter verhindert? "Bei inkonsistenter Datenlage zeigen
einzelne Studien eine prophylaktische Wirkung", resümiert der Mediziner.
Voraussetzung hier: Die Mittel müssen regelmäßig über drei Monate
eingenommen werden. Und eine Garantie gegen den Schnupfen gibt es auch
dann nicht. Bei Husten empfiehlt Padberg die Inhalation mit Salzwasser (hypertone
Kochsalzlösung), um den Schleim zu lösen. Codein-haltiger Hustensaft sei
dagegen nur eingeschränkt wirksam und werde auch von US-Medizinern nicht
mehr empfohlen. Bei verstopfter Nase spreche nichts gegen die einmalige
Anwendung von abschwellenden Nasensprays, bei Kopf- und Gliederschmerzen
helfen am besten nicht-steroidale Antiphlogistika, wie
Acetylsalicylsäure und die verwandten Substanzen von den Ärzten genannt
werden.
Im Übrigen bleibt der Rat, abzuwarten, bis die
Erkältung vorüber geht. Antibiotika verkürzen diese Zeit nicht. Ihnen
erteilt Dr. Padberg eine klare Absage. Der Grund ist einfach: 97 Prozent
aller Erkältungen werden durch Viren ausgelöst. Ärzte sollten
Antibiotika frühestens nach drei Tagen hohen Fiebers oder nach sieben
bis zehn Tagen mit zunehmendem eindeutig eitrigem Auswurf geben.
Ausnahmen sind schwer kranke Bronchitiker und Menschen mit deutlicher
Abwehrschwäche. Sie müssen vor einer Superinfektion geschützt werden.
Die "gewöhnliche" Erkältung darf nicht mit der
"echten" Grippe (Influenza) verwechselt werden. Der nicht nur von Ärzten
häufig gebrauchte Begriff "grippaler Infekt" für gewöhnliche Erkältungen
ist nach Ansicht Padbergs unglücklich und sollte nicht mehr verwendet
werden.
Die Influenza ist in diesem Zusammenhang die einzige
Krankheit, vor der man sich durch Impfung schützen kann. Derzeit, in den
Monaten Oktober und November, ist der geeignete Zeitpunkt. Empfohlen
wird die Impfung allen Menschen über 60 Jahren sowie Menschen, die wegen
chronischer Erkrankungen besonders gefährdet sind oder beruflich häufig
Kontakt zu Infizierten haben.
Wie man sich vor einer gewöhnlichen Erkältung schützt?
Einem Erkälteten zur Begrüßung nicht die Hand zu reichen, könnte ein
guter Rat sein. Denn Rhinoviren, die häufigsten Überträger, werden, so
Dr. Padberg, häufig durch Handkontakt übertragen. Sich die Hand beim
Husten vor den Mund zu halten, mag die Übertragung auf die eine Weise
verhindern, eröffnet den Viren jedoch gleichzeitig einen anderen Weg.
J. Padberg, T. Bauer:
Erkältungskrankheiten
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (42): S. 2341-2349 |