Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Spontanheilung der Epilepsie?


Großbritannien. Oft ist die Diagnose „Epilepsie“ mit pessimistischen Zukunftsvorstellungen verbunden. Wie P. Kwan und J. W. Sander in einem kritischen Überblick darlegen, dürfen jedoch – vorsichtig geschätzt – immerhin rund 30 Prozent der Epilepsie-Kranken damit rechnen von selbst zu genesen. Ein weiteres Drittel darf darauf hoffen, mit Hilfe von Antiepileptika dauerhaft ein anfallfreies Leben führen zu können. Nur das verbleibende Drittel muss in Kauf nehmen, dass trotz optimaler medizinischer Versorgung immer wieder Anfälle auftreten. Nach der Erstmanifestation einer Epilepsie haben also Immerhin rund 60 Prozent der Betroffenen relativ gute Aussichten.

   Prognostisch günstig erscheinen insbesondere solche Verläufe,

-          bei denen der Patient bereits auf das erste Antiepileptikum anspricht, wobei oft relativ niedrige Dosierungen ausreichen,

-          keine Hirnanomalitäten erkennbar sind,

-          anfänglich nur eine niedrige Anfallsfrequenz vorliegt und

-          im EEG keine Auffälligkeiten zu erkennen sind.

In diesen Fällen kann man nach ausreichender Zeit das Antiepileptikum versuchsweise wieder absetzen. Unter dem Schutz des Medikaments ist die anfallsauslösende Ursache dann vielfach verschwunden oder sie hat ihre Wirkung verloren.

    Da es in westlichen Ländern schon lange üblich ist, relativ rasch nach dem ersten Auftreten eines Anfalls medikamentös zu behandeln, weiß man relativ wenig über den „natürlichen Verlauf“ von Epilepsien. Grobe Hinweise geben Beobachtungen aus Regionen der Welt, die medizinisch noch unterversorgt sind. Allerdings mangelt es den entsprechenden „Studien“ oft an klaren Definitionen und einer überzeugenden Methodik. Am ehesten gestatten Absetzversuche entsprechende Rückschlüsse. Soweit es dazu Studien gibt, stützen diese die eingangs genannten Prognosen. Nicht zuletzt gibt es auch in Europa Einzelfallbeobachtungen von unbehandelten Anfallskranken, von denen im Lauf der Zeit ein größerer Prozentsatz anfallsfrei wurde.

   Kwan und Sander betonen, dass Antiepileptika rein symptomatisch wirken, also weder Ursache noch die Prognose einer Epilepsie beeinflussen. Erfreulicherweise scheint es für die Wirkung von Antiepileptika nicht darauf anzukommen, sie möglichst früh einzusetzen. Auch bei einem schon länger währenden unbehandelten Anfallsleiden entfalten sie ihren vollen Effekt. Nach Ansicht der Autoren sind zumindest bei Patienten mit guter Prognose (siehe oben) auch heutzutage placebokontrollierte Studien vertretbar. Diese würden dann verlässliche Aussagen über mögliche Spontanremissionen gestatten.

P. Kwan u. a.: The natural history of epilepsy: an epidemiological view. J. Neurol. Neurosurg. Psychiatry 2004 (75) 1376-1381