Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Schizophrenie-Telegramm
 


USA. Schizophrenie-Patienten schätzen Risiken realistischer ein als Gesunde

Ähnlich wie Gesunde gehen auch Schizophrenie-Kranke optimistisch davon aus, dass sie von manchen Risiken seltener betroffen sein werden als ihre Mitmenschen. Allerdings überschätzen sich Schizophrenie-Patienten dabei weniger stark als Gesunde. Ihr Urteil ist also in diesem Punkt realitätsnäher. Darauf macht eine Studie von K. J. Prentice und Kollegen an 25 Schizophrenie-Kranken und 23 gesunden Kontrollpersonen aufmerksam. In ihr schätzten die Teilnehmer auf einer 7-stufigen Skala ein, für wie wahrscheinlich sie es hielten, dass ihnen 40 in einem Fragebogen aufgelistete Ereignisse zustoßen könnten. Die einzelnen Risiken unterschieden sich unter anderem dadurch, dass sie kontrollierbar, unkontrollierbar oder neutral waren. Am meisten differierte die Bewertung kontrollierbarer Ereignisse, die von Gesunden besonders verzerrt eingeschätzt wurde. Nach Meinung der Autoren wirkt sich der von ihnen beschriebene Beurteilungsbias praktisch bedeutsam aus, wenn es um die Zustimmung zu Behandlungen oder Studienteilnahmen geht.

K. J. Prentice u. a.: Optimistic bias in the perception of personal risk: patterns in schizophrenia. Am. J. Psychiatry 2005 (162) 507-512

Dänemark. Fieberkrämpfe begünstigen Schizophrenie

Wer als Kind unter einem oder mehreren Fieberkrämpfen gelitten hat, ist einem um 44 Prozent erhöhten Risiko ausgesetzt, bis zum 24. Lebensjahr schizophren zu erkranken. Zu dieser Feststellung gelangen M. Vestergaard und Mitarbeiter aufgrund einer Auswertung von Krankenhausregistern. Die Autoren überprüften zuerst, bei wie vielen in den Jahren 1977 bis 1986 stationär behandelten Kinder die Diagnose Fieberkrampf gestellt worden war (n = 16.429). Anschließend ermittelten sie, ob die Betreffenden in den Folgejahren wegen Schizophrenie in ein Krankenhaus aufgenommen worden waren (n = 952). Im Vergleich zu Kindern gleichen Alters errechnete sich ein um den Faktor 1,44 erhöhtes Risiko, nach kindlichen Fieberkrämpfen im weiteren Leben schizophrene Symptome zu entfalten. Daran änderte sich auch dann nichts, wenn man alle Epilepsie-Kranken unberücksichtigt lässt. Allerdings hatten solche Personen ein massiv erhöhtes Schizophrenie-Risiko (+ 204 Prozent), deren Krankheitsgeschichte sowohl Fieberkrämpfe als auch eine Epilepsie aufwies. Die Autoren spekulieren darüber, ob Fieberkrämpfe die Gehirnentwicklung beeinträchtigen und über diesen Mechanismus eine Schizophrenie fördern. Zugleich schließen sie nicht aus, dass noch unbekannte Faktoren den Zusammenhang zwischen Fieberkrämpfen und Schizophrenie vermitteln. So ist beispielsweise denkbar, dass nicht der Fieberkrampf selbst, sondern die zu dessen Behandlung eingesetzten Medikamente (wie etwa Phenobarbital) Schizophrenien begünstigt haben.

M. Vestergaard u. a.: Febrile seizures and risk of schizophrenia. Schizophrenia Research 2005 (73) 343-349

USA. Veränderte Gesichtszüge bei Schizophrenie?

Menschen mit Schizophrenie haben offenbar ein in der Vertikalen lang gezogenes Gesicht. Diese Beobachtung machten P. F. Buckley und Kollegen bei der morphometrischen Untersuchung von 14 Schizophrenie-Patienten und 11 gesunden Kontrollpersonen. Die Autoren verglichen die Lagebeziehungen von 65 eindeutig definierten Punkten auf jedem Gesicht. Von allen Untersuchungsteilnehmern wurden mit Hilfe einer dreidimensionalen Kamera sechs Aufnahmen gemacht. Buckley und Kollegen erwähnen die Vermutung, dass vorgeburtliche Reifestörungen des Gehirns mit Schädel- bzw. Gesichtsveränderungen einhergehen können.

P. F. Buckley u. a.: A three-dimensional morphometric study of craniofacial shape in schizophrenia. Am. J. Psychiatry 2005 (162) 606-608

USA. Schizophrenie-Kranke fühlen sich weniger männlich

Diesen Schluss ziehen M. Sajatovic und Kollegen aus einer Studie, in der sie 90 Schizophrenie-Patienten mit Hilfe des Bem Sex Role Inventory zu ihren Rollenvorstellungen befragt hatten. Interessanterweise benannten auch schizophreniekranke Frauen weniger männliche Eigenschaften, als es der weiblichen Norm entsprochen hätte. Die Autoren weisen darauf hin, dass sich eine Schizophrenie häufig in der Adoleszenz manifestiert, also in einem Alter, in dem die meisten jungen Menschen stark mit ihrer Identitätsfindung befasst sind.

M. Savatovic u. a.: Gender identity and implications for recovery among men and women with schizophrenia. Psychiatric Services 2005 (56) 96-98

Großbritannien. Vererblichkeit von Schizophrenie: Zweifel durch unklare Vaterschaften

Mehrere Forschergruppen gehen davon aus, dass eine Schizophrenie häufiger über die mütterliche als über die väterliche Linie vererbt wird. Nach Ansicht von M. Procopio stützen sich diese Annahmen zu einem erheblichen Teil auf falsche Daten. Denn viele der untersuchen „offiziellen“ Väter sind nicht gleichzeitig biologische Väter. Procopio geht davon aus, dass je nach Bevölkerungsgruppe bis zu 30 Prozent der Kinder außerehelichen Beziehungen entstammen. Dies gilt besonders für Kinder aus ärmeren bzw. sozial schwierigen Verhältnissen, in denen Schizophrenie-Kranke ja häufig aufwachsen. Als Argument für seine Hypothese führt der Autor zweieiige Zwillinge an, von denen beide häufiger an Schizophrenie erkranken als die übrigen Geschwister. Dies liege nicht zuletzt daran, dass dizygote Zwillinge mit großer Wahrscheinlichkeit den gleichen Vater haben. Aufgrund falsch zugeordneter Vaterschaften wird das Erkrankungsrisiko von Geschwistern vermutlich um rund 10 Prozent unterschätzt

M. Procopio: Misattributed paternity. A bias in the family studies in schizophrenia? Medical Hypotheses 2005 (64) 1046-1049