USA.
Schizophrenie-Patienten schätzen Risiken realistischer ein als Gesunde
Ähnlich wie Gesunde gehen
auch Schizophrenie-Kranke optimistisch davon aus, dass sie von manchen
Risiken seltener betroffen sein werden als ihre Mitmenschen. Allerdings
überschätzen sich Schizophrenie-Patienten dabei weniger stark als Gesunde.
Ihr Urteil ist also in diesem Punkt realitätsnäher. Darauf macht eine
Studie von K. J. Prentice und Kollegen an 25 Schizophrenie-Kranken und 23
gesunden Kontrollpersonen aufmerksam. In ihr schätzten die Teilnehmer auf
einer 7-stufigen Skala ein, für wie wahrscheinlich sie es hielten, dass
ihnen 40 in einem Fragebogen aufgelistete Ereignisse zustoßen könnten. Die
einzelnen Risiken unterschieden sich unter anderem dadurch, dass sie
kontrollierbar, unkontrollierbar oder neutral waren. Am meisten
differierte die Bewertung kontrollierbarer Ereignisse, die von Gesunden
besonders verzerrt eingeschätzt wurde. Nach Meinung der Autoren wirkt sich
der von ihnen beschriebene Beurteilungsbias praktisch bedeutsam aus, wenn
es um die Zustimmung zu Behandlungen oder Studienteilnahmen geht.
K. J. Prentice u. a.: Optimistic bias in the perception of personal risk:
patterns in schizophrenia. Am. J. Psychiatry
2005 (162) 507-512
Dänemark. Fieberkrämpfe
begünstigen Schizophrenie
Wer als Kind unter einem
oder mehreren Fieberkrämpfen gelitten hat, ist einem um 44 Prozent
erhöhten Risiko ausgesetzt, bis zum 24. Lebensjahr schizophren zu
erkranken. Zu dieser Feststellung gelangen M. Vestergaard und Mitarbeiter
aufgrund einer Auswertung von Krankenhausregistern. Die Autoren
überprüften zuerst, bei wie vielen in den Jahren 1977 bis 1986 stationär
behandelten Kinder die Diagnose Fieberkrampf gestellt worden war (n =
16.429). Anschließend ermittelten sie, ob die Betreffenden in den
Folgejahren wegen Schizophrenie in ein Krankenhaus aufgenommen worden
waren (n = 952). Im Vergleich zu Kindern gleichen Alters errechnete sich
ein um den Faktor 1,44 erhöhtes Risiko, nach kindlichen Fieberkrämpfen im
weiteren Leben schizophrene Symptome zu entfalten. Daran änderte sich auch
dann nichts, wenn man alle Epilepsie-Kranken unberücksichtigt lässt.
Allerdings hatten solche Personen ein massiv erhöhtes Schizophrenie-Risiko
(+ 204 Prozent), deren Krankheitsgeschichte sowohl Fieberkrämpfe als auch
eine Epilepsie aufwies. Die Autoren spekulieren darüber, ob Fieberkrämpfe
die Gehirnentwicklung beeinträchtigen und über diesen Mechanismus eine
Schizophrenie fördern. Zugleich schließen sie nicht aus, dass noch
unbekannte Faktoren den Zusammenhang zwischen Fieberkrämpfen und
Schizophrenie vermitteln. So ist beispielsweise denkbar, dass nicht der
Fieberkrampf selbst, sondern die zu dessen Behandlung eingesetzten
Medikamente (wie etwa Phenobarbital) Schizophrenien begünstigt haben.
M. Vestergaard u. a.: Febrile seizures and risk of
schizophrenia. Schizophrenia Research 2005
(73) 343-349
USA. Veränderte
Gesichtszüge bei Schizophrenie?
Menschen mit
Schizophrenie haben offenbar ein in der Vertikalen lang gezogenes Gesicht.
Diese Beobachtung machten P. F. Buckley und Kollegen bei der
morphometrischen Untersuchung von 14 Schizophrenie-Patienten und 11
gesunden Kontrollpersonen. Die Autoren verglichen die Lagebeziehungen von
65 eindeutig definierten Punkten auf jedem Gesicht. Von allen
Untersuchungsteilnehmern wurden mit Hilfe einer dreidimensionalen Kamera
sechs Aufnahmen gemacht. Buckley und Kollegen erwähnen die Vermutung, dass
vorgeburtliche Reifestörungen des Gehirns mit Schädel- bzw.
Gesichtsveränderungen einhergehen können.
P. F. Buckley u. a.: A three-dimensional morphometric study of
craniofacial shape in schizophrenia. Am. J.
Psychiatry 2005 (162) 606-608
USA.
Schizophrenie-Kranke fühlen sich weniger männlich
Diesen Schluss ziehen M.
Sajatovic und Kollegen aus einer Studie, in der sie 90
Schizophrenie-Patienten mit Hilfe des Bem Sex Role Inventory zu ihren
Rollenvorstellungen befragt hatten. Interessanterweise benannten auch
schizophreniekranke Frauen weniger männliche Eigenschaften, als es der
weiblichen Norm entsprochen hätte. Die Autoren weisen darauf hin, dass
sich eine Schizophrenie häufig in der Adoleszenz manifestiert, also in
einem Alter, in dem die meisten jungen Menschen stark mit ihrer
Identitätsfindung befasst sind.
M.
Savatovic u. a.: Gender identity and implications for recovery among men
and women with schizophrenia. Psychiatric Services 2005 (56) 96-98
Großbritannien.
Vererblichkeit von Schizophrenie: Zweifel durch unklare Vaterschaften
Mehrere Forschergruppen
gehen davon aus, dass eine Schizophrenie häufiger über die mütterliche als
über die väterliche Linie vererbt wird. Nach Ansicht von M. Procopio
stützen sich diese Annahmen zu einem erheblichen Teil auf falsche Daten.
Denn viele der untersuchen „offiziellen“ Väter sind nicht gleichzeitig
biologische Väter. Procopio geht davon aus, dass je nach
Bevölkerungsgruppe bis zu 30 Prozent der Kinder außerehelichen Beziehungen
entstammen. Dies gilt besonders für Kinder aus ärmeren bzw. sozial
schwierigen Verhältnissen, in denen Schizophrenie-Kranke ja häufig
aufwachsen. Als Argument für seine Hypothese führt der Autor zweieiige
Zwillinge an, von denen beide häufiger an Schizophrenie erkranken als die
übrigen Geschwister. Dies liege nicht zuletzt daran, dass dizygote
Zwillinge mit großer Wahrscheinlichkeit den gleichen Vater haben. Aufgrund
falsch zugeordneter Vaterschaften wird das Erkrankungsrisiko von
Geschwistern vermutlich um rund 10 Prozent unterschätzt
M.
Procopio: Misattributed paternity. A bias in the family studies in
schizophrenia? Medical Hypotheses 2005 (64) 1046-1049 |