Großbritannien. Im Vergleich zu alters- und
geschlechtsentsprechenden internistischen Patienten kommt es bei
Parkinson-Kranken nach der Diagnosestellung signifikant häufiger zu
Frakturen (p = 0.007). Vor allem die Extremitäten sind vermehrt betroffen
(p = 0,038). Tendenziell wird besonders der Oberschenkelknochen in
Mitleidenschaft gezogen. Betrachtet man die Häufigkeit von Knochenbrüchen
vor und nach der Diagnosestellung, so schnellt die Frakturrate – anders
als bei Kontrollpersonen – nach Ausbruch der Krankheit eindeutig in die
Höhe (p < 0,001). Präventivmaßnahmen erscheinen daher dringend geboten,
wobei deren Effizienz allerdings noch in prospektiven Studien überprüft
werden müsste.
Diese Schlussfolgerungen ziehen R. W.
Genever und Kollegen aus einer retrospektiven Studie an 200
Parkinson-Patienten und 200 Kontroll-Patienten mit anderen Diagnosen. Als
Kontroll-Patienten kamen alters- und geschlechtsentsprechende Personen in
Betracht, deren Diagnose innerhalb eines Monats nach der
Parkinson-Diagnose des jeweiligen Index-Patienten gestellt worden war.
Alle nach diesem Stichtag radiologisch gesicherten Frakturen wurden
registriert und zwischen den beiden Gruppen verglichen. Außerdem wurden
Knochenbrüche erfasst, die sich bereits vor dem Stichtag ereignet hatten.
Das Durchschnittsalter lag in beiden Gruppen zwischen 75 und 76 Jahren.
In den durchschnittlich 5,5 Jahren nach
der Diagnosestellung kam es bei den Parkinson-Kranken zu mehr als doppelt
so vielen Frakturen (n = 38) als in der Kontrollgruppe (n = 16). Bei
Parkinson-Patienten brach am häufigsten der Oberschenkel (11 von 38
Frakturen). Dagegen war in der Kontrollgruppe der Unterarm am meisten
gefährdet (5 von 16 Frakturen). Das Frakturrisiko schien für
Parkinson-Patienten mit der Diagnosestellung drastisch anzusteigen, da
sich für die zurückliegenden 70 Jahre nur 12 Frakturen in Erfahrung
bringen ließen. Demgegenüber hatten sich in der Kontrollgruppe nach der
Diagnosestellung weniger Frakturen ereignet (16) als im davor liegenden
weitaus längeren Zeitraum (25).
Die Autoren sind sich der Schwächen ihrer Studie
bewusst (z. B. retrospektives Design, keine Vergleichsgruppe gesunder
Personen). Dennoch halten sie die Hinweise ihrer Untersuchung für ernst
genug, um eingehendere Studien in Gang zu setzen. In diesen sollte
insbesondere auch die Knochendichte im Verlauf der Parkinson-Krankheit
kontrolliert werden. Denn in der vorliegenden Studie
belegten Wirbelfrakturen (achtmal) neben Unterarmfrakturen (ebenfalls
achtmal) Platz 2 unter den am häufigsten betroffenen Knochen. Bekanntlich
ist nur einer von vier Wirbelfrakturen auf einen Sturz zurückzuführen.
Dafür scheint Osteoporose in diesen Fällen eine umso bedeutsamere Rolle zu
spielen.
R.
W. Genever u. a.: Fracture rates in Parkinson´s disease compared with age-
and gender-matched controls: a retrospective cohort study. Age and Ageing
2005 (34) 21-24 |