Japan. Im Vergleich zu
Parkinson-Patienten trinken Kontrollpersonen 50 Prozent mehr Wasser.
Zugleich fühlen sich Parkinson-Patienten tendenziell weniger durstig und
konsumieren daher schon zeitlebens vergleichsweise weniger Wasser. So
erklärt sich möglicherweise auch, warum Parkinson-Kranke signifikant
häufiger unter Verstopfung leiden als Kontrollpersonen. Denn Wasserkonsum
und Obstipation scheinen miteinander in einem umgekehrten Verhältnis zu
korrelieren.
Auf diese Aspekte
machen A. Ueki und M. Otsuka in einer Studie aufmerksam, in der sie 94
Parkinson-Patienten (Durchschnittsalter: 68,1 Jahre) und 69 weitgehend
gesunde Kontroll-Personen gleichen Alters und Geschlechts zu
Ernährungsgewohnheiten und Stuhlgang befragten. Bei der Auswertung fiel
vor allem auf, dass Parkinson-Patienten täglich im Durchschnitt deutlich
weniger Wasser tranken (604 ml) als die Kontrollpersonen (909,5 ml, p <
0,0001). Dazu passt, dass 46,8 Prozent bzw. 21,3 Prozent der
Parkinson-Patienten angaben, ein „sehr geringes“ bzw. „geringes“ Bedürfnis
nach Wasserkonsum zu haben. Auch den Angehörigen schien dies aufzufallen
und bedenklich zu sein.
71,1 Prozent der
befragten Parkinson-Kranken litten außerdem unter Verstopfung (= weniger
als ein Stuhlgang im Verlauf von drei Tagen). Frauen waren häufiger
betroffen (82,4 Prozent) als Männer (61,9 Prozent). Von den obstipierten
Patienten tranken 47,3 Prozent „keinerlei“ und 23 Prozent „kaum etwas“
Wasser. Interessanterweise schienen Parkinson-Kranke mit vermehrtem
Wasserkonsum tendenziell eher leichtere motorische Beschwerden zu haben.
Bei 43 Patienten war es möglich, die zeitliche Aufeinanderfolge von
Durstlosigkeit, Verstopfung und Auftreten motorischer Symptome zu
erfragen. Offenbar traten die drei Phänomene überwiegend (72,1 Prozent) in
der genannten Reihenfolge auf. Nur in 6,9 Prozent der Fälle nahm das
Durstgefühl als letztes ab. Ähnlich wie in anderen Studien ging die
Verstopfung den motorischen Symptomen lange voraus (rund 18 Jahre).
Angesichts ihrer
eigenen Daten fragen sich die Autoren, ob vermehrter Kaffee und/oder
Teegenuss tatsächlich vor Parkinson schützt (wie mehrere Studien vermuten
lassen). Vor dem hier beschriebenen Hintergrund sei denkbar, dass vor
allem das mit diesen Getränken konsumierte Wasser hilfreich ist. Auch das
gehäufte Auftreten von Obstipation im Vorfeld einer Parkinson-Erkrankung
erscheint in anderem Licht, wenn man bedenkt, dass diese vor allem Folge
eines seit Kindheit und Jugend bestehenden Flüssigkeitsmangels sein
könnte. Wie schon andere Untersuchungen zuvor lässt auch die Studie von
Ueki und Otsuga offen, ob Verstopfung kausal an der Entstehung eines
Parkinson-Leidens beteiligt ist oder nur Personen mit erhöhtem Risiko
kennzeichnet.
Abschließend weisen
die Autoren auf pathologische Befunde von H. Braak hin, die Licht in die
noch offenen Zusammenhänge bringen könnten. Ihnen zufolge treten die für
Parkinson typischen Lewy-Körperchen zuerst im dorsalen Kern des Nervus
Vagus auf, der auch gastrointestinale Funktionen steuert. Möglicherweise
wandern Toxine retrograd auf neuronalem Weg vom Magen-Darm-Trakt bis zum
dorsalen Kern des Nervus Vagus, um dort einen pathologischen Prozess in
Gang zu setzen, der mit Obstipation einhergeht, schließlich die Substantia
nigra erreicht und letztlich zur Manifestation einer Parkinson-Krankheit
führt.
A.
Ueki u. a.: Life style risks of Parkinson´s disease: association between
decreased water intake and constipation. J. Neurol. 2004 (251, Suppl. 7)
VII/18-VII/23 |