USA. Milchkonsum
fördert Parkinson
Wenn Männer täglich mehr als einen halben
Liter Milch trinken, haben sie im Vergleich zu Männern ohne Milchkonsum
ein mehr als doppelt so hohes Risiko, im weiteren Leben eine
Parkinson-Krankheit zu entwickeln (relatives Risiko: 2,3). Zu diesem
Ergebnis gelangen M. Park und Kollegen durch die Auswertung von Daten aus
dem „Honolulu Heart Program“. In dieser Studie waren 7.504 Männer im Alter
von 45 bis 68 Jahren zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt und
anschließend 30 Jahre beobachtet worden. 108 Untersuchungsteilnehmer
erkrankten an Parkinson. Die Datenanalyse ergab, dass das
Erkrankungsrisiko mit der Menge des täglichen Milchkonsums anstieg. Das
als Teil der Milch aufgenommene Calcium schien dabei keine Rolle zu
spielen, da sich keine Korrelation zwischen der Calciumaufnahme aus
Nicht-Milchprodukten und dem Parkinson-Risiko abzeichnete. Der ursächliche
Zusammenhang bleibt somit spekulativ. Möglicherweise werden zusammen mit
der Milch vermehrt Neurotoxine aufgenommen. Denkbar ist auch, dass das
Nichttrinken von Milch nur ein Marker für noch unbekannte Schutzfaktoren
ist: Warum sollte nicht eine Laktose-Intoleranz gesundheitlich
vorteilhafte Wirkungen haben?
M. Park u. a.: Consumption of milk and calcium
in midlife and the future risk of Parkinson disease. Neurology 2005 (64)
1047-1051
USA. Sportler erkranken
seltener an Parkinson
Wie eine prospektive Studie von H. Chen und
Mitarbeitern an 48.574 Männern und 77.254 Frauen zeigt, erkranken vor
allem intensiv Sport treibende Männer seltener an Parkinson. Geht man vom
Aktivitätsniveau bei Studienbeginn aus, so verringert intensiver Sport das
Erkrankungsrisiko um 30 Prozent. Legt man das sportliche Engagement
während dem frühen Erwachsenenalter zugrunde, fällt der Effekt noch
eindrucksvoller aus: Unter diesem Gesichtspunkt sinkt das Parkinson-Risiko
bei Männern sogar um 60 Prozent, wenn sie mindestens 10 Monate pro Jahr
intensiv trainiert haben (im Vergleich zu Männern, die sich höchstens zwei
Monate pro Jahr körperlich vermehrt betätigt hatten). Bei Frauen zeichnete
sich diesbezüglich nur ein vergleichbarer Trend ab. Die Autoren räumen
ein, dass sich aus den genannten Daten noch kein Kausalzusammenhang
ableiten lässt. So ist denkbar, dass Männer mit einer
Parkinson-Veranlagung von Anfang an weniger Sport treiben.
H. Chen u. a.: Physical activity and the risk
of Parkison. Neurology 2005 (64) 664-669
Südkorea. Schützen
Transportberufe vor Parkinson?
Entgegen früheren Annahmen scheinen
Tätigkeiten, die mit hoher Mangan-Exposition einhergehen, die Entwicklung
einer Parkinson-Erkrankung nicht zu begünstigen. Bei Berufen aus
Landwirtschaft, Jagdwesen und Forstwirtschaft ist das Risiko dagegen
erhöht (Odds Ratio: 1,88). Eine vergleichsweise geringe
Parkinson-Gefährdung scheint mit Transportberufen in der Industrie
verbunden zu sein (Odds Ratio: 0,20). Für „Fahrer“ ist das Risiko offenbar
besonders niedrig (Odds Ratio: 0,13). Diese Folgerungen ziehen J. Park und
Mitarbeiter aus einer Studie, in der sie 367 Parkinson-Patienten und 309
Kontrollpersonen mit zerebrovaskulären Erkrankungen nach ihrer beruflichen
Vergangenheit befragt hatten. Die Autoren räumen ein, dass die von ihnen
beschriebene Korrelation zwischen Transportberufen und niedriger
Parkinson-Inzidenz nicht zwingend kausal ist. Möglicherweise sind es die
Begleiterscheinungen solcher Berufe (z. B. Schichtarbeit), die sich auf
das Parkinson-Risiko auswirken.
J. Park u. a.: Occupations and Parkinson´s
disease: a multi-center case-control study in South Korea. NeuroToxicology
2005 (26) 99-109
USA.
Sprachveränderungen als Parkinson-Vorboten
Schon fünf Jahre vor der Parkinson-Diagnose
scheint die Tonhöhe beim Sprechen gleichförmiger zu werden und dadurch an
Variabilität zu verlieren. Nach Einnahme von Antiparkinson-Medikamenten
stellt sich wieder die ursprüngliche Variabilität ein. Diese Beobachtung
machten B. Harel und Mitarbeiter in einer Einzelfallstudie, in der sie
Videoaufzeichnungen eines Parkinson-Patienten auswerteten. Da es sich um
eine Person des öffentlichen Lebens handelte, standen auch Reden aus der
Zeit vor dem Erkrankungsbeginn zur Verfügung. Eine weitere – allerdings
gesunde – Person des öffentlichen Lebens diente als Kontrolle. Die mittels
Computer erfolgte Sprachanalyse zeigte, dass die Sprachvariabilität schon
fünf Jahre vor Diagnosestellung deutlich abgenommen hatte. Die Autoren
führen dies darauf zurück, dass Sprechen eine hoch komplizierte und
deshalb für Störungen besonders anfällige motorische Funktion ist. Sollten
sich die beschriebenen Zusammenhänge in weiteren Studien bestätigen,
könnten Sprachanalysen zur Früherkennung Parkinson-gefährdeter Personen
eingesetzt werden. Dies würde besonders dann Sinn machen, wenn bis dahin
auch prophylaktische Behandlungen zur Verfügung stehen.
B. Harel u. a.: Variability in fundamental
frequency during speech in prodromal and incipient Parkinson´s disease: a
longitudinal case study. Brain and Cognition 2004 (56) 24-29
Australien. Autofahren
mit Parkinson ist riskant
Im Vergleich zu gleichaltrigen gesunden
Personen fahren Parkinson-Kranke unsicherer. Ihnen unterlaufen mehr Fehler
beim Wechseln der Spur, beim Halten der Fahrtrichtung, beim Kompensieren
des toten Winkels, bei Wendemanövern, beim Einparken und ihm Umgang mit
Verkehrssignalen. Diese Schlüsse ziehen J. M. Wood und Kollegen aus einer
Studie, in der sie die Fahrleistungen von 25 Parkinson-Patienten und 21
Kontrollpersonen verglichen. Alle Studienteilnehmer absolvierten in
Begleitung eines Fahrlehrers und eines Beschäftigungstherapeuten eine rund
20 km lange Testfahrt mit 147 Aufgaben. Die Parkinson-Kranken schnitten
signifikant schlechter ab (p < 0,05). Mehr als die Hälfte wäre bei einer
regulären Fahrprüfung durchgefallen. Der Fahrlehrer musste bei den
Parkinson-Kranken signifikant häufiger als bei den Kontrollpersonen
eingreifen, um Unfälle zu vermeiden Zwischen der zuvor erfolgten
Selbsteinschätzung des Fahrvermögens der Parkinson-Patienten und ihrer
tatsächlichen Leistung ließ sich kein Zusammenhang erkennen. Ein solcher
bestand vor allem zur Dauer der Erkrankung und weniger zum aktuellen
UPDRS-Score. Die Autoren betrachten diese Ergebnisse als erschreckend,
zumal die Patienten beim Fahrversuch optimal mit Medikamenten versorgt
waren und es sich vermutlich um eine besonders günstige Auswahl von
Parkinson-Kranken handelte. Woods und Kollegen regen an,
Parkinson-Patienten konsequent in Sachen Fahrtüchtigkeit zu beraten,
letzte regelmäßig zu überprüfen und die Kranken gegebenenfalls gezielt zu
schulen.
J. M. Wood
u. a.: Quantitative assessment of driving performance in Parkinson´s
disease. J.
Neurol. Neurosurg. Psychiatry 2005 (76) 176-180
Spanien. Physiotherapie
mit akustischen Taktgebern verbessert Gangmuster
Wenn Parkinson-Kranke
vier Wochen lang montags bis freitags täglich eine Stunde gezielt Gehen
üben, zahlt sich dies aus. In der persönlich bevorzugten Gangart werden
die Abläufe gleichmäßiger, was sich in einer signifikanten Abnahme des
Variabilitätskoeffizienten widerspiegelt. Im Vergleich zu Gesunden findet
sich kein Unterschied mehr. Zu diesen Feststellungen gelangen M. Fernandez
de Olmo und J. Cudeiro in einer Studie, in der sie 15 Parkinson-Kranke
einer vierwöchigen Physiotherapie unterzogen und die Ergebnisse mit
entsprechenden Werten von 15 Kontrollpersonen verglichen. Ein wesentliches
Element des Trainingsprogramms waren akustische Signale, denen die
Patienten ihre Bewegungsabläufe anpassen sollten. Vor allem stärker
gehbehinderte Patienten profitierten von den Übungen.
M.
Fernandez de Olmo u. a.: Temporal variability of gait in Parkinson
disease: effects of a rehabilitation programme based on rhythmic sound
cues. Parkinsonism and Related Disorders 2005 (11) 25-33
USA/Schweden. Zigaretten-Konsum und Parkinson
Mehrere Studien weisen
darauf hin, dass Zigarettenraucher seltener an Morbus Parkinson erkranken.
Einen weiteren Beleg liefert eine Untersuchung von W. K. Scott und
Kollegen, in der 168 Geschwister von 140 Parkinson-Patienten telefonisch
zu ihren Rauchgewohnheiten befragt worden waren. Es stellte sich heraus,
dass Rauchen generell, Rauchen zum momentanen Zeitpunkt, eine zunehmende
Zahl an Raucherjahren sowie Dosis und Intensität des Rauchens in einem
umgekehrten Verhältnis zum Risiko standen, an Parkinson zu erkranken (p <
0,05). So hatten die Parkinson-Kranken signifikant seltener geraucht als
ihre gesunden Geschwister. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie
überzeugen besonders, weil sich hier Parkinson-Kranke und ihre
Kontrollpersonen genetisch stark ähneln und viele Umwelteinflüsse teilen
(die Vielzahl möglicher Störvariablen also geringer ist als in anderen
Vergleichsstudien). Die Resultate sprechen dafür, dass Rauchen das
Erkrankungsrisiko für Parkinson mindestens halbiert.
In die gleiche
Richtung weisen die Ergebnisse einer fast zeitgleich veröffentlichten
Studie von K. Wirdefeldt und Kollegen. In dieser Untersuchung wurden unter
anderem die Rauchgewohnheiten von 415 Parkinson-Patienten mit denen ihrer
Zwillingsgeschwister verglichen. Auch hier schien Zigarettenkonsum einer
Parkinson-Erkrankung vorzubeugen. Die Studie besticht nicht nur, weil sie
genetische und Umfeldfaktoren sehr gut kontrolliert. Außerdem erfasst sie
die Rauchgewohnheiten bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem noch keine
Parkinson-Erkrankungen aufgetreten waren (prospektive Betrachtung!).
W.
K. Scott u. a.: Family-based case-control study of cigarette smoking and
Parkinson disease. Neurology 2005 (64) 442-447; K. Wirdefeldt u. a.: Risk
and protective factors for Parkinson´s disease: a study in Swedish twins.
Ann. Neurol. 2005 (57) 27-33 |