Parkinson-Kranke erleben durchweg,
wie ihre Leistungsfähigkeit einerseits und die an die Leistungsfähigkeit
gestellten Erwartungen andererseits in ein Missverhältnis geraten. Dies
erzeugt „Stress“ und verstärkt sehr oft die Parkinson-Symptomatik. Die
folgenden Hinweise helfen, unnötigen „Stress“ (Druck, Belastung) zu
verhindern oder wenigstens zu verringern.
Die Erfahrungen vieler Betroffener
lehren, dass es wenig Sinn macht, die Parkinsonsche Erkrankung zu
„bekämpfen“, da sie zu einem untrennbaren Begleiter des eigenen Lebens
geworden ist. Meistens fährt man besser, wenn man sich mit ihr
„arrangiert“ und aus der Situation das Beste macht. Beschäftigen Sie sich
unbedingt auch mit anderen Themen als Ihrem Parkinson-Leiden!
Lassen Sie sich nicht durch Erzählungen und Berichte vom Verlauf der
Parkinsonschen Erkrankung bei anderen unnötig beunruhigen („Bei meinem
Mann funktionierte das anfangs auch, aber dann...“). Der Morbus Parkinson
entwickelt sich bei jedem Betroffenen individuell. Das können Sie schon
daran nachvollziehen, dass die Erkrankung bei einigen Menschen sehr früh,
bei anderen dagegen erst sehr spät in Erscheinung tritt. Finden Sie lieber
heraus, welche Besonderheiten für Sie gelten.
Viele Parkinson-Kranke befürchten,
dass sie durch ihre Symptome in der Öffentlichkeit auffallen. Aufgrund
ihrer Sorge „verkrampfen“ sie sich und tragen so dazu bei, dass das
Gefürchtete erst recht eintritt. Verbieten Sie sich solche Gedanken,
gegebenenfalls durch ein energisches inneres „Stopp!“, oder lenken Sie
sich mit angenehmeren Vorstellungen oder Beschäftigungen ab.
Legen Sie anspruchsvollere Tätigkeiten
bewusst in solche Zeiten, in denen Ihre Medikamente erfahrungsgemäß die
beste Wirkung entfalten. Manche Parkinson-Kranke setzen sich selbst unter
Druck, weil sie sich zuviel vornehmen und ihnen die Zeit dann wegläuft.
Beugen Sie einer solchen Situation vor, indem Sie die geplanten
Aktivitäten mit ihrer voraussichtlichen Dauer auflisten und dann deren
Wichtigkeit mit Noten bewerten. Sobald Sie in Zeitmangel geraten,
streichen Sie einfach die unwichtigste Aktivität.
Für Pausen und Entspannung sorgen
Lernen Sie bewusst, Aufgaben langsamer
anzugehen und Pausen einzulegen sowie diese zu genießen. Dass kann Ihnen
helfen, mit krankheitsbedingten Bewegungsproblemen, insbesondere
„Zwangspausen“ besser umzugehen. Üben Sie konsequent sich zu entspannen
(z. B. in Kursen der Volkshochschule oder Ihrer Krankenkasse bzw. mit
Hilfe entsprechender CDs oder Audiokassetten). Bewährte Methoden sind: die
progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Biofeedback und
Stressbewältigungstraining. Auch Yoga, Musik, Autogenes Training, ein
Urlaub, ein angenehmer Abend mit guten Freunden und angenehme Hobbys
können entspannen.
Es hat sich gezeigt, dass
Parkinson-Betroffene besser mit ihrer Erkrankung zurechtkommen, wenn sie
dazu stehen und darüber sprechen können. Dies belastet langfristig meist
weniger, als dauerhaft der Umwelt etwas vorzumachen. Reden Sie daher mit
anderen Menschen über Ihre Erkrankung und klären Sie andere auf, gerade
auch wenn Sie sich dazu überwinden müssen. Entwickeln Sie Strategien
dafür, wie Sie mit Unverständnis und Unsicherheit Ihrer Umgebung besser
umgehen können (etwa wenn Sie angestarrt werden). Zögern Sie bei Bedarf
nicht, die Kassiererin im Supermarkt auf ihre Erkrankung hinzuweisen und
sie zu bitten, das Kleingeld aus Ihrem Portemonnaie herauszunehmen.
Viele Parkinson-Kranke machen sich
durch ihr Denken das Leben selbst schwer, etwa in Form von
Selbstgesprächen wie: „Ich darf nicht zittern.“ oder „Ich muss schnell und
ohne aufzufallen bezahlen“ oder „Ich muss pünktlich sein“. Solche Aussagen
sind oft völlig unvernünftig, da Zittern nicht verboten ist, es keine
Vorschrift darüber gibt, innerhalb welcher Zeit man bezahlt haben muss,
und man keineswegs immer auf die Minute genau am Ziel sein muss. Gesündere
Betrachtungsweisen sind „Andere brauchen auch länger“ und „Wenn ich
anfange zu zittern, entspanne ich mich erst einmal“. „Ich darf mich auch
verspäten.“
Häufig neigen Parkinson-Kranke dazu,
sich aus wichtigen Alltagsgeschäften zurückzuziehen. Sie befürchten die
Kritik der anderen, die sich durch das langsam und umständlich wirkende
Verhalten der Patienten „genervt“ fühlen und möglicherweise mit
abschätzigen Bemerkungen reagieren. Sie tun sich selbst keinen Gefallen,
wenn Sie gleichsam kampflos die Fahnen strecken. Überzeugen Sie sich
lieber davon, dass sich viele Alltagssituation mit etwas Einfallsreichtum
sehr gut meistern lassen. Beispiel: Sie befürchten, dass Sie an einer
Kasse mit zittrigen Händen ihr Portemonnaie nicht mehr öffnen können und
die Leute hinter Ihnen ungeduldig werden. Lösungsvorschläge: 1. Prüfen
Sie, ob es nicht Portemonnaies gibt, die sich besonders leicht öffnen
lassen. 2. Üben Sie, sich trotz allem Zeit zu nehmen. 3. Sagen Sie bei
Bedarf: „Entschuldigen Sie, aber ich kann bei einem solchen Andrang nicht
in Ruhe zahlen. Ich warte, bis die Schlange durch ist.“ Oder sagen Sie 4.
„Ich habe Parkinson und brauche leider etwas länger.“
In Anwesenheit mehrerer Menschen (etwa
beim Arztbesuch) neigen Parkinson-Kranke dazu, ihren Angehörigen das Reden
und Antworten zu überlassen. Verzichten Sie auf diesen scheinbar
einfacheren Weg. Anderenfalls werden Sie in den Augen der anderen zur
hilflosen Person. Bitten Sie vielmehr entschieden darum, selbst mitreden
und entscheiden zu dürfen, wenn Ihre Umwelt beginnt, über Ihren Kopf
hinweg zu verhandeln.
Kranke und/oder alte Menschen leiden
häufig darunter, dass sie sich weiterhin streng an Vorstellungen
orientieren, die vielleicht für frühere Lebenssituationen angemessen
gewesen sein mögen. Unzufriedenheit und ein sinkendes Selbstwertgefühl
sind die Folge. Jeder Lebensabschnitt wie auch dauerhafte Erkrankungen
rechtfertigen aber ihre eigenen Regeln. Fragen Sie sich daher, ob es
wirklich nötig ist, jeden Tag Staub zu saugen, in der gewohnten Häufigkeit
die Gardinen zu waschen oder auf ein ständig blinkendes und blitzendes Bad
zu achten. Gäste müssen keineswegs komplett rundum versorgt werden: Viele
Gäste genießen es, sich an der Essensvorbereitung und dem anschließenden
Aufräumen beteiligen zu können. Geselligkeit muss nicht unbedingt mit
einem Festmenü verbunden sein. Die Einladung auf eine Tasse Kaffee lässt
oft sehr viel mehr Zeit zum entspannten Gespräch. Nicht zuletzt liegt es
mittlerweile im Trend, Einladungen unter dem Motto auszusprechen „Jeder
bringt etwas mit“.
Umfeld und Alltag vereinfachen
Nicht jeder „Stress“ lässt sich am
leichtesten durch eine innere „Umprogrammierung“ verringern. Oft macht es
mehr Sinn, vorrangig äußere Stressquellen zu beseitigen. Dazu rechnen
beispielsweise, die Wohnung frei von Hindernissen zu halten und sich
Hilfsmittel zur Alltagsbewältigung zu leisten (wie Schreibhilfen,
geeignetes Besteck usw.).
Sich Hilfe gönnen und üben, wo es Sinn macht
Konzentrieren Sie Ihre Energien auf
Bereiche, die Ihnen bewährte Möglichkeiten der Krankheitsbewältigung
erschließen. Dazu gehören regelmäßiges körperliches Training (inklusive
Krankengymnastik) und Stimmpflege (z. B. lautes Sprechen), wie überhaupt
das Training kommunikativer Fertigkeiten (Mimik, Gestik). Zögern Sie
nicht, sich fachliche Hilfe zu gönnen, z. B. durch Logopäden oder
Psychotherapeuten. Letztere können Ihnen weitere
Stressbewältigungstechniken vermitteln und mit Ihnen gemeinsam üben, wie
man schwierige soziale Situationen erfolgreich meistert. |