USA. Bei rund einem Drittel aller
Migräne-Kranken kündigt sich die nächste Attacke durch Prodrome an. Zwei
von drei Betroffenen deuten diese zutreffend als Vorzeichen eines
drohenden Migräne-Anfalls. Da eine frühzeitige medikamentöse Behandlung
das Vollbild der Attacke verhindern oder zumindest deutlich abschwächen
kann, liegt es nahe, Migräne-Patienten entsprechend zu beraten. Welche
Prodrome im Vorfeld von Migräne-Anfällen eine Rolle spielen, erforschte L.
Kelman durch Befragung von 893 Migräne-Kranken, die sich in einem
Kopfschmerz-Zentrum vorgestellt hatten (85,1 Prozent waren Frauen).
Von den 627 Patienten mit
klassischer Migräne (IHS 1.1-1.6) berichteten 32,9 Prozent davon, dass sie
(im Durchschnitt) schon 6,8 Stunden vor der eigentlichen Migräne-Attacke
Vorzeichen verspüren. Am häufigsten handelt es sich um Müdigkeit,
Stimmungsveränderungen und gastrointestinale Symptome. Auch wenn man
Personen mit migräneähnlichen Symptomen einschließt (IHS 1.7), kommt man
auf einen nur unwesentlichen geringeren Anteil von Leidtragenden (29,7
Prozent), die Migräne-Vorzeichen bemerken.
Von Prodromen betroffene Patienten
mit klassischer Migräne scheinen sich von prodromfreien in vielen Punkten
deutlich zu unterscheiden. So berichten sie signifikant häufiger über
-
eine größere Anzahl von
Migräne-Triggern insgesamt,
-
bestimmte einzelne Trigger wie
Alkohol, Hormone, Licht, Nahrungskarenz, Parfüm, Stress und
Wetterveränderungen,
-
eine längere Aura-Dauer,
-
einen größeren Abstand zwischen Aura
und Kopfschmerzen,
-
häufigere Auren ohne Kopfschmerzen,
-
eine längere Vorlaufzeit bis zum
Kopfschmerzmaximum,
-
eine längere Latenz bis zum Ansprechen
auf Triptane,
-
eine längere Maximaldauer der
Kopfschmerzen,
-
eine häufigere Kombination von
Kopfschmerzen mit Übelkeit,
-
häufigere Kopfschmerzen, die von
Nasenfluss oder Tränen begleitet werden,
-
mehr postdromale Syndrome und
-
eine längere Dauer derselben.
Die Autoren weisen darauf hin, dass
auch bei Triptanen die Tendenz immer mehr dahin geht, diese möglichst
frühzeitig anzuwenden. Dies erhöht die Ansprechquote und verringert die
Notwendigkeit, eine zweite Triptandosis oder ein anderes Migränemittel
einzunehmen. Da das Prodromalstadium bei der Mehrzahl der befragten
Patienten (65 Prozent) zwei Stunden oder weniger betrug, würden sich in
diesen Fällen schnell wirkende Triptane anbieten. Kelman lässt offen, ob
Prodrome Ausdruck besonders starker Migräne-Attacken sind oder ob sie eher
Stimuli darstellen, die das weitere Migräne-Geschehen bahnen. Künftige
Studien könnten beispielsweise folgenden Fragen nachgehen: Ist es möglich,
Vorzeichen einer Migräne zu bessern, ohne zugleich den Migränekopfschmerz
zu beeinflussen? Wie sehr unterscheiden sich die einzelnen Triptane in
ihrem Effekt auf Prodrome einer Migräne?
L. Kelman: The
premonitory symptoms (prodrome): a tertiary care study of 893 migraineurs.
Heachache 2004 (44) 865-872 |