Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Epilepsie-Telegramm
 


Niederlande u. a. Epilepsie-Kranken brechen sich häufiger die Knochen

Bei Epilepsie-Patienten kommt es fast doppelt so häufig zu Frakturen wie bei Kontrollpersonen. Hüfte und Oberschenkelknochen sind vor allem bei älteren Patienten vermehrt betroffen. Unklar ist, ob das Grundleiden, die antiepileptische Medikation oder beides zusammen für das sichtlich erhöhte Frakturrisiko verantwortlich zeichnen. Zu diesen Feststellungen gelangen P. C. Souverein und Kollegen in einer prospektiven Studie. In ihr verfolgten die Autoren bei 40.485 Epilepsie-Kranken und 80.970 Kontrollpersonen anhand von Datenbankeintragungen, wie häufig sich im Verlauf von durchschnittlich drei Jahren Knochenbrüche ereigneten.

P. C. Souverein u. a.: Incidence of fractures among epilepsy patients: a population-based retrospective cohort study in the General Practice Research Database. Epilepsia 2005 (46) 304-310

Belgien. Rechtzeitiger Batteriewechsel bei Vagusstimulation

Wenn Epilepsie-Kranke mittels Vagusstimulation behandelt werden, sollte der Batteriestatus regelmäßig überprüft und mit einem Batteriewechsel nicht gezögert werden. Wird zu lange gewartet, riskiert man, dass die weitere Vagusstimulation wirkungslos bleibt. Diese Erfahrung machten K. Vonck und Kollegen bei 14 Epilepsie-Kranken, bei denen ein Austausch des Stimulators verzögert worden war. Patienten und Ärzte sollten daher auf Anzeichen achten, die ein Nachlassen der Stimulatorleistung verraten (wie eine verschlechterte Anfallskontrolle und das Empfinden des Patienten, dass die Wirkung des Geräts nachlässt). Die Autoren raten, die Batterie schon auszuwechseln, wenn sie noch nicht erschöpft ist. Ältere Vagusstimulatoren haben Batterien mit einer Lebenszeit von 4 bis 8 Jahren. Bei modernen Geräten reicht die Leistung schon 8 bis 12 Jahre.

K. Vonck u. a.: Generator replacement in epilepsy patients treated with vagus nerve stimulation. Seizure 2005 (14) 89-99

USA. Begünstigende Umstände epileptischer Anfälle mehr beachten

Nach Ansicht von K. O. Nakken und Mitarbeitern sind anfallsfördernde Umstände Stiefkinder der Epilepsie-Forschung. Von rund 30.000 Veröffentlichungen zur Epilepsie würde sich weniger als ein Prozent damit befassen. Die Autoren stellten daher selbst 1.677 Epilepsie-Kranken die Frage, welche potenziell anfallsfördernden Umstände in ihrem Fall bedeutsam sein könnten. Zur Unterstützung wurde ihnen eine Liste mit 37 solcher Faktoren vorgelegt. 53 Prozent der Befragten benannten wenigstens einen Faktor, 30 Prozent sogar zwei oder mehr. Emotionaler Stress, Schlafmangel und Müdigkeit wurden am häufigsten als fördernde Umstände benannt. Patienten mit generalisierten Anfällen schienen empfindsamer auf Schlafmangel und Flackerlicht zu reagieren als Patienten mit partiellen Anfällen. Frauen mit partiellen Anfällen waren während ihrer Menstruation offenbar stärker anfallgefährdet als Frauen mit generalisierten Anfällen. Die Autoren plädieren dafür, anfallfördernden Umständen mehr Beachtung zu schenken. Denn Veränderungen der Lebensbedingungen können die Anfallshäufigkeit mitunter deutlich senken.

K. O. Nakken u. a.: Which seizure-precipitating factors do patients with epilepsy most frequently report? Epilepsy & Behavior 2005 (6) 85-89

USA. Kein Fahrverbot bei kontrollierter Epilepsie

Wenn Patienten so gut medikamentös eingestellt sind, dass keine Anfälle mehr auftreten, können sie auch Auto fahren. Beurteilt man das damit verbundene Risiko anhand der tödlich verlaufenden Unfälle, so sind Epilepsie-Kranke im Vergleich zur Normalbevölkerung unterrepräsentiert. Während sich in der Normalbevölkerung 22,4 tödliche Verkehrsunfälle pro 100.000 Personen ereignen, trifft dies nur für 8,6 von 100.000 Epilepsie-Kranken zu. Allerdings kommt es bei anderen Erkrankungen zu noch geringeren Raten tödlicher Unfälle (z. B. 1,88 tödliche Unfälle pro 100.000 Diabetiker). Diese Feststellungen treffen S. G. Sheth und Kollegen aufgrund einer Studie, in der sie die Krankheitsvorgeschichte der in den Jahren 1995 bis 1997 in den USA tödlich verunglückten Autofahrer untersuchten. Jährlich starben auf diese Weise 44.027 Personen, von denen lediglich 0,2 Prozent unter einer Epilepsie gelitten hatten.

S. G. Sheth u. a.: Mortality in epilepsy. Driving fatalities vs other causes of death in patients with epilepsy. Neurology 2004 (63) 1002-1007