Großbritannien. Trotz
optimaler medikamentöser Behandlung müssen rund 30 Prozent aller
Epilepsie-Kranken mit weiteren Anfällen rechnen. Wie eine Studie von Y.
Nagai und Kollegen zeigt, kann Biofeedback in solchen Fällen signifikant
(p = 0,017) die Anfallshäufigkeit verringern. Mit Hilfe der durch
Biofeedback erlernten Fähigkeit können die Patienten beginnenden Anfällen
entgegenwirken, indem sie ihren emotionalen und vegetativen Aktivitätsgrad
bewusst und gezielt steigern.
An der randomisierten
und kontrollierten Einfachblinduntersuchung hatten sich 18 Patienten mit
medikamentös nicht einstellbarer Epilepsie beteiligt. Die Studie sah drei
Phasen vor: 1. eine dreimonatige Eingangsbeobachtung, 2. eine einmonatige
Trainingsperiode und 3. eine dreimonatige Folgebeobachtung. Die
Trainingsphase bestand aus 12 Übungseinheiten, in denen den Teilnehmern
auf einem Computerbildschirm vier unterschiedliche Motive gezeigt wurden,
die je nach dem Grad der psychovegetativen Aktivierung wechselten.
Kriterium für den aktuellen Erregungszustand der Testpersonen war der an
Zeige- und Mittelfinger registrierte Hautwiderstand. Während den
Mitgliedern der Verum-Gruppe mit Hilfe der jeweils passenden Bilder
korrekte Informationen über den eigenen Erregungsgrad rückgemeldet wurden,
war dies bei den Mitgliedern der Plazebo-Gruppe nicht der Fall. Diesen
wurde eine festgelegte Bilderfolge gezeigt, die allerdings von Sitzung zu
Sitzung einen „Fortschritt“ suggerierte. Alle Teilnehmer waren dazu
angehalten, ihren Wachheitsgrad mit Hilfe des bildlich gebotenen Feedbacks
möglichst deutlich zu steigern.
Ähnlich wie bei der
Eingangsbeobachtung führten alle Teilnehmer auch während der
Folgebeobachtung ein Anfallstagebuch. Außerdem sollten sie die neu
erworbene Fähigkeit als Gegenmittel immer dann einsetzen, wenn sie
spürten, dass ein Anfall einzusetzen drohte. Die Tagebuchauswertung ergab,
dass die Anfallshäufigkeit in der Kontrollgruppe zunahm (um rund 25
Prozent), während sie in der Verum-Gruppe signifikant zurückging (um rund
50 Prozent). Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Anfälle bei sechs
der zehn Patienten um mehr als 50 Prozent abnahmen (wobei ein Teilnehmer
sogar völlig anfallsfrei wurde). Zugleich zeigte sich, dass die Mitglieder
der Verum-Gruppe weitaus besser in der Lage waren, ihre
Hautwiderstandsreaktion zu steuern als die Teilnehmer der Kontrollgruppe.
Die Autoren vermuten,
dass die von ihnen getestete Intervention (willentliche „sympathische
Aktivierung“) die Amplitude langsamer kortikaler Potenziale verringert.
Letztere scheinen an der anormalen kortikalen Aktivität beteiligt zu sein,
die man bei Epilepsien beobachtet. Nach Ansicht von Nagai und Mitarbeitern
ist die von ihnen aufgezeichnete Methode nicht nur sehr erfolgreich,
sondern auch leicht erlernbar und für Interessenten gut zugänglich. Sie
bietet sich daher als wirksame nichtmedikamentöse Zusatztherapie für
Epilepsie-Kranke an, bei denen Arzneimittel nicht ausreichend wirken.
Y.
Nagai u. a.: Clinical efficacy of galvanic skin response biofeedback
training in reducing seizures in adult epilepsy: A preliminary randomised
controlled study. Epilepsy & Behavior 2004 (5) 216-223
Abb.: Biofeedbackprinzip
(mit freundlicher Genehmigung von Utrasis UK Ltd.,
www.ultrasis.com) |