fzm - Physiotherapeuten lassen bisher vor allem Patienten, die an
Erkrankungen des Bewegungssystems leiden, an Geräten trainieren. Dass
auch Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) von
einer Trainingstherapie profitieren können, ist dagegen für Laien eine
eher ungewohnte Vorstellung. Wurden diese Patienten bis vor wenigen
Jahren häufig nur mit Ruhe, Schonung und Medikamenten behandelt, stehen
heute für viele Lungenpatienten auch Kraft- und Ausdauertraining auf dem
Therapieplan. Welche Vorteile der aktive Umgang mit der Krankheit für
die COPD-Patienten bringt, legt der Physiotherapeut und Dozent Geert
Jeuring in einem Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift "physiopraxis"
dar (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2005).
Lange Zeit beschränkte sich die Aufgabe des Physiotherapeuten bei der
Behandlung der COPD auf die so genannte Atemtherapie: Dem Patienten wird
dabei gezeigt, wie er Sekret besser abhusten kann, und spezielle Übungen
sollen helfen, den Luftfluss durch die chronisch verengten Atemwege zu
verbessern. "Die Atemtherapie hat einen hohen Stellenwert bei der
Behandlung der COPD", betont Geert Jeuring, der sich auf die Therapie
der chronischen Lungenerkrankung spezialisiert hat. Es habe sich jedoch
gezeigt, dass sie das Fortschreiten der Krankheit nicht bremsen und das
Alltagsleben der Patienten nicht ausreichend normalisieren könne.
Während die Atemtherapie sich direkt mit dem erkrankten Organ
beschäftigt, richten die Physiotherapeuten ihr Augenmerk heute verstärkt
auch auf die Muskeln des Patienten - ein an sich gesundes Gewebe, das
aber infolge der Lungenerkrankung stark vernachlässigt wird. Mithilfe
von Kraft- und Ausdauertraining greifen die Therapeuten direkt in den
COPD-typischen Teufelskreis ein, der mit Atemnot und Angst vor
Anstrengung beginnt und über fehlende Muskelbeanspruchung und
Muskelabbau immer tiefer in Inaktivitiät und soziale Isolation führt.
Mit einem kombinierten Ausdauer- und Krafttraining lassen sich die
Folgen der COPD offenbar wirksam bekämpfen: Jeuring verweist auf
Studien, denen zufolge das Training die Zahl der akuten Krankheitsschübe
verringert, die Lungenfunktion verbessert und die Lebensqualität der
Betroffenen steigert. "Patienten, die regelmäßig an der
Trainingstherapie teilnehmen, gehen gestärkt in ihren Alltag", hat der
in Salzkotten bei Paderborn arbeitende Therapeut beobachtet. Bei der
Behandlung der COPD dürften Ausdauer- und Krafttraining daher auf keinen
Fall fehlen.
Geert Jeuring:
Krafttraining bei obstruktiver Lungenerkrankung
Physiopraxis 11-12/05, S. 20
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