Häufig leiden Menschen
darunter, dass Sie zu oft rasch und „unbedacht“ (!) ihren Impulsen folgen,
also unmittelbar auf einen Reiz mit Worten oder Handlungen reagieren.
Obwohl die Konsequenzen nachteilig sind, kommt es immer und immer wieder,
zu impulsivem Verhalten. Diesem Problem können Sie begegnen, indem Sie
konsequent die „bewusste Pause“ üben und in Ihr Verhaltensrepertoire
integrieren.
Folgende Vorgehensweise hat sich bewährt:
Handeln Sie nicht sofort als Reaktion auf ein Geschehen, auch wenn es Sie
noch so sehr danach drängt. Treten Sie entschieden auf die innere Bremse
und warten Sie unbedingt einen ausreichend langen (!) Augenblick ab.
Fragen Sie sich während dieser Pause gezielt „Wonach ist mir gerade?“.
Meist werden Sie so erfahren, wozu ihre Emotionen Sie in diesem Augenblick
„bewegen“ wollen. Überlegen Sie sich im nächsten Schritt, ob dieses
„vorprogrammierte“ bzw. von Ihrem Gehirn (unbewusst) vorgeschlagene
Verhaltensmuster in der momentanen Situation für Sie und/oder Ihre Umwelt
optimal ist. Vor diesem Hintergrund und mit einem ausreichenden inneren
Abstand zur Gesamtsituation können Sie dann aus einer souveränen Position
heraus entscheiden, ob Sie dem „emotional gesteuerten“ Verhaltensvorschlag
folgen oder lieber bewusst eine (vielleicht besser passende)
Verhaltensalternative entwickeln wollen. Entscheidend ist, dass Sie sich
wirklich eine ausreichende Pause ermöglichen! Wenn Menschen schon
„antworten“, während der andere noch spricht bzw. so gut wie keine Pause
zulassen, dürfte dies meistens auf eine fast ausschließlich emotional
gesteuerte Antwort hinweisen. Gegen solche Antworten ist im Prinzip nichts
einzuwenden. Nur sollten Sie sich von der Illusion befreien, dass Sie
solche Personen mit Argumenten überzeugen können.
Gerade bei Impulshandlungen (wie etwa
Essstörungen, anderen Süchten oder Angststörungen, inklusive Scham, mit
„Fluchtimpulsen“) kann die bewusste Pause sehr hilfreich sein. Die
Betroffenen sollten es sich zur Gewohnheit machen, wenigstens eine Runde
um den Block zu gehen, bevor sie solchen Impulsen nachgeben. Oft hat sich
der Impuls nach Abschluss der Runde gelegt und haben sich bessere
Alternativen dem Bewusstsein präsentiert.
Fortschritt
ist Hemmung
Erläuterung: Unsere
hervorgehobene Position als Menschen erklärt sich vermutlich aus unserer
Fähigkeit, emotional bereits in Gang gesetzte Programme „bremsen“ oder
„variieren“ zu können. Das Bewusstsein eröffnet uns also „Alternativen“ zu
den im „Emotionsgehirn“ bereits fertig entworfenen und durch Außenreize
abgerufenen Programmen. Dadurch macht es uns variabler („freier“) und
zugleich anpassungsfähiger an komplizierte Situationen (die sich allein
durch Flucht oder Angriff nicht optimal lösen lassen). Menschlicher
Fortschritt dürfte somit vor allem auf der Fähigkeit beruhen, Emotionen
kontrollieren (stoppen, modulieren) zu können. Zugleich erklärt sich so
das Leid mancher Menschen, die sich ihren Emotionen „ausgeliefert“ fühlen
(süchtig werden, sich aggressiv verhalten, Essstörungen haben, unter
Angststörungen leiden usw.) und die hier gemachten Vorschläge (noch) nicht
befolgen können. Solche Menschen darf man nicht verachten oder belächeln.
Denn es ist extrem schwer, Emotionen mit dem Verstand zu „kontrollieren“.
Dies liegt daran, dass weitaus mehr Nervenverbindungen Informationen von
den Emotionszentren zu den Verstandeszentren leiten als umgekehrt. Das
Emotionshirn hat somit weitaus mehr Einflussmöglichkeiten als die
„Vernunft“.
Die „bewusste Pause“
hilft vermutlich auch Menschen, die sich zu wenig spüren. Eine Pause kann
den häufig zu beobachtenden „Aktionismus“ unterbrechen und es der
Aufmerksamkeit erleichtern, sich von der Außenwelt ab und der Innenwelt
zuzuwenden. Mit einiger Geduld werden die Betreffenden dann spüren, welche
Regungen in ihnen aufsteigen und wozu diese sie bewegen wollen. |