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Besonders gut gefällt
mir der Ansatz, Träume wie Theaterstücke zu betrachten, in denen jeder
Mitspieler oder auch jedes Element (Sachen, Wege, Tiere usw.) einen Teil
(eine Eigenschaft) des Träumers symbolisiert. Sie verkörpern den
Lebensstil des Träumers (Aggressivität, Passivität, Starre,
Lebendigkeit), zeigen, wie er sich selbst, andere, die Welt und die
eigenen Impulse und Konflikte wahrnimmt (besonders deutlich in
Traumserien). Konflikte zwischen Traumelementen spiegeln Konflikte
zwischen Bruchstücken der Persönlichkeit wider. Wichtig ist auch, was in
Träumen nicht vorkommt. Man tut gut daran, Träume immer als etwas völlig
Neues und Unbekanntes anzusehen und nicht vorschnell in Deutungsschemata
zu verfallen. Träume können Dinge erhellen und bislang übersehene
Nuancen verdeutlichen (z.B. wozu wir in unseren Gefühlen und
Vorstellungen fähig sind, z.B. Kraft zu spüren).
Man kann die Botschaft
eines Traumes entschlüsseln, indem man sich in das betreffende
Traumelement hineinversetzt (sich mit ihm identifiziert) und überlegt,
was man in dieser Rolle denken, empfinden und tun würde. Ein anderer
Ansatz besteht darin, im Traum eine Widerspiegelung des eigenen Körpers
zu sehen - alle Träume sprechen irgend wie auch von der Befindlichkeit
(Krankheiten, körperlichen Ausdrucksweisen) des Träumers (Die
Traumerinnerung scheint an die Körperposition beim Erwachen gekoppelt zu
sein). Wichtig ist auch, die Grundstimmung (Atmosphäre, Gefühle) des
Traumes zu erspüren. Träume scheinen auf Konflikten (häufig Ängsten) zu
beruhen, also eine innere Spannung vorauszusetzen, und nach Lösungen zu
streben; deshalb träumt man selten von Personen, mit denen man keine
Probleme hat, selten auch von Freuden und Erfolgen. Träume enthalten
unvollendete Situationen. Nach Freud sind sie Wunscherfüllungen. Träume
können uns also Verhaltensempfehlungen geben und uns Dinge aufzeigen,
die wir in unserem Wachbewusstsein ausblenden (wie wir mit dem Leben
umgehen können). Träume ermöglichen es uns, Alltagsprobleme aus einer
neuen Perspektive zu sehen.
Nach Adler ist die im
Traum erlebte Stimmung hilfreich für die Problemlösung im Alltag. In
Männerträumen scheinen mehr Männer (2:1) aufzutauchen, während in
Frauenträumen der Geschlechtsanteil ausgeglichen ist. Abweichungen von
diesem Verhältnis können auf entsprechende Themen hinweisen. Verdichtung
und Verschiebung sowie bildhafte Darstellung sind wesentliche
Mechanismen, nach denen Träume konstruiert werden. Manche
Traumspezialisten (Jung) gehen davon aus, dass der Traum nicht verbirgt,
sondern enthüllt. Gleichzeitig unterstellen sie, dass manche Bilder
allgemeine Themen symbolisieren (z.B. Löwe = Macht und Sinnlichkeit,
Luft und fliegende Wesen = spirituelle und imaginative Fähigkeiten,
Wasser = Unbewusstes, Hitze = emotionale Wärme, Nacht = Weiblichkeit.
Flugräume führen von unten nach oben und schenken ein Gefühl der
Überlegenheit, viele Fremde weisen auf die Isolation des Träumers hin).
Nach Jung weisen uns
Träume auf bislang ungelebte Anteile unserer Person hin, die im jetzigen
Lebensabschnitt realisiert werden wollen (ungelebte Möglichkeiten,
Entwicklungstendenzen). Eine Deutung taugt nur dann etwas, wenn der
Träumer sie versteht. Es ist hilfreich, die Bedeutung eines Traumes in
einem einzigen Satz zusammenzufassen. Je „energiegeladener“ ein Traum
ist, um so mehr hat er mit den Grundthemen menschlichen Daseins und
weniger mit Alltagsthemen zu tun. Auch beim Träumen gibt es eine gewisse
Normalität, so handelt bei Kindern beispielsweise jeder dritte Traum
davon, dass es angegriffen oder verfolgt wird. Die Art und Weise, wie
jemand seine Träume erzählt (Körpersprache), erlaubt ebenfalls
Rückschlüsse. |
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