Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Raucherentwöhnung -
Kostengünstige Psychotherapie ist auch ohne Medikamente erfolgreich

 
fzm - Viele Raucher würden ihr Laster lieber heute als morgen aufgeben, doch die wenigsten schaffen es ohne fremde Hilfe. Die Betreuung durch einen Psychologen würde vielen den schwierigen Ausweg aus der Nikotinsucht erleichtern, aber Psychotherapien gelten als kostspielig. Zu Unrecht, wie die Erfahrungen der Universität Göttingen zeigen. Dort wurde ein Raucherentwöhnungsprogramm etabliert, das fast kostendeckend arbeitet und dabei sehr effektiv ist. Jeder vierte Teilnehmer war auch ein Jahr nach der Therapie noch rauchfrei, und die übrigen konnten ihren Zigarettenkonsum zumindest mehr als halbieren, wie eine Studie in der DMW Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2006) zeigt.

Das Göttinger Programm setzt auf die Kraft der Einsicht, wie man die kognitive Verhaltenstherapie verkürzt beschreiben könnte. Bis zu 14 Teilnehmer treffen sich insgesamt acht Mal im Wochenabstand. Eine Diplom-Psychologin vermittelt ihnen zunächst, wie eine Nikotinsucht zustande kommt. Dann analysieren die Teilnehmer ihr eigenes Suchtverhalten. Sie führen Strichlisten und Tagesprotokolle, bevor sie zwischen dem vierten und sechsten Kurstermin ihren persönlichen Aufhörtermin festsetzen. Um den "Entzug" zu erleichtern, dürfen die Teilnehmer auch Nikotinhilfsmittel oder das Medikament Bupropion einsetzen. Diese müssen sie allerdings selbst bezahlen, weil sie von den Kassen nicht übernommen werden. "Vier von zehn Teilnehmern verzichteten deshalb von Anfang an auf die Medikamente", berichtet Professor Stefan Andreas von der Universität Göttingen: "Die anderen nahmen sie nur über fünf Wochen ein".

Dem Erfolg der Therapie hat dies keinen Abbruch getan. "Die Erfolgsrate war nicht niedriger als in anderen Studien", sagt Professor Andreas, der in der DMW auch auf internationale Publikationen verweist. Und die Kosten hielten sich im Rahmen. Die Kursgebühren betrugen 95 €, später 120 € pro Teilnehmer. So kamen 23.595 € zusammen, die bis auf einen Rest von 5370 € alle Kosten, inklusive der halben BAT-IIa-Stelle der Psychologin finanzierten.

Auch aus gesundheitspolitischer Sicht ist die Therapie in hohem Maße kosteneffektiv. "Die erfolgreiche Tabak-Abstinenz verlängert das Leben um durchschnittlich zehn Jahre" erläutert Professor Andreas. Die Investition pro gewonnenem Lebensjahr betrage nur 250 € und sei damit wesentlich niedriger als etwa die Dialyse bei Nierenversagen (60.000 €) oder die Behandlung von Hochdruckkranken (50.000 €).

D. Felten et al.:
Effektivität eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen Raucherentwöhnungsprogramms mit pharmakologischer Unterstützung
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (5): 197-202