fzm - Viele Raucher würden ihr Laster lieber
heute als morgen aufgeben, doch die wenigsten schaffen es ohne fremde
Hilfe. Die Betreuung durch einen Psychologen würde vielen den schwierigen
Ausweg aus der Nikotinsucht erleichtern, aber Psychotherapien gelten als
kostspielig. Zu Unrecht, wie die Erfahrungen der Universität Göttingen
zeigen. Dort wurde ein Raucherentwöhnungsprogramm etabliert, das fast
kostendeckend arbeitet und dabei sehr effektiv ist. Jeder vierte
Teilnehmer war auch ein Jahr nach der Therapie noch rauchfrei, und die
übrigen konnten ihren Zigarettenkonsum zumindest mehr als halbieren, wie
eine Studie in der DMW Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Georg Thieme
Verlag, Stuttgart. 2006) zeigt. Das
Göttinger Programm setzt auf die Kraft der Einsicht, wie man die kognitive
Verhaltenstherapie verkürzt beschreiben könnte. Bis zu 14 Teilnehmer
treffen sich insgesamt acht Mal im Wochenabstand. Eine Diplom-Psychologin
vermittelt ihnen zunächst, wie eine Nikotinsucht zustande kommt. Dann
analysieren die Teilnehmer ihr eigenes Suchtverhalten. Sie führen
Strichlisten und Tagesprotokolle, bevor sie zwischen dem vierten und
sechsten Kurstermin ihren persönlichen Aufhörtermin festsetzen. Um den
"Entzug" zu erleichtern, dürfen die Teilnehmer auch Nikotinhilfsmittel
oder das Medikament Bupropion einsetzen. Diese müssen sie allerdings
selbst bezahlen, weil sie von den Kassen nicht übernommen werden. "Vier
von zehn Teilnehmern verzichteten deshalb von Anfang an auf die
Medikamente", berichtet Professor Stefan Andreas von der Universität
Göttingen: "Die anderen nahmen sie nur über fünf Wochen ein".
Dem Erfolg der Therapie hat dies keinen
Abbruch getan. "Die Erfolgsrate war nicht niedriger als in anderen
Studien", sagt Professor Andreas, der in der DMW auch auf internationale
Publikationen verweist. Und die Kosten hielten sich im Rahmen. Die
Kursgebühren betrugen 95 €, später 120 € pro Teilnehmer. So kamen 23.595 €
zusammen, die bis auf einen Rest von 5370 € alle Kosten, inklusive der
halben BAT-IIa-Stelle der Psychologin finanzierten.
Auch aus gesundheitspolitischer Sicht ist
die Therapie in hohem Maße kosteneffektiv. "Die erfolgreiche
Tabak-Abstinenz verlängert das Leben um durchschnittlich zehn Jahre"
erläutert Professor Andreas. Die Investition pro gewonnenem Lebensjahr
betrage nur 250 € und sei damit wesentlich niedriger als etwa die Dialyse
bei Nierenversagen (60.000 €) oder die Behandlung von Hochdruckkranken
(50.000 €).
D. Felten et al.:
Effektivität eines kognitiv-verhaltenstherapeutischen
Raucherentwöhnungsprogramms mit pharmakologischer Unterstützung
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (5): 197-202 |