Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Takotsubo-Syndrom erstmals in Deutschland beobachtet


fzm -
Extreme Schockerlebnisse können bei gesunden Menschen Beschwerden wie bei einem Herzinfarkt auslösen. Die Herzkammern krampfen sich unförmig zusammen und erinnern in ihrer Form an ein Takotsubo, eine japanische Tintenfischfalle. Nach ihr wurde die Erkrankung benannt, die nun schon mehrfach in Deutschland beobachtet wurde. In der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007) berichtet ein Kardiologe über weitere sechs Fälle.

Alle Patienten der aktuellen Fallserie hatten eine ungewöhnliche Stresssituation erlebt, schreibt Professor Christoph Nienaber von der Universität Rostock: Zwei waren kurz vor dem Ertrinken gerettet worden, eine weiterer war Opfer eines Überfalls geworden. Die anderen hatten schwere psychische Krisen durchgemacht. Diese Schockerlebnisse führen zu einer massiven Ausschüttung von Stresshormonen. Die Blutwerte können laut Professor Nienaber bis zu 34-fach über den Normalwerten liegen, und sie sind dann doppelt so hoch wie beim Herzinfarkt.

Anders als beim Herzinfarkt, der durch einen Verschluss eines Herzkranzgefäßes ausgelöst wird, waren die Befunde der Herzkatheteruntersuchung bei allen Patienten normal. Die Untersuchung wird heute beim Verdacht auf einen Herzinfarkt durchgeführt. Nach der Untersuchung der Kranzgefäße spritzen die Kardiologen noch Kontrastmittel in die Herzkammern. Und dabei konnten sie das Takotsubo-Phänomen beobachten. Professor Nienaber vergleicht die Form der Herzkammer mit einer Thermoskanne, deren enger Hals verhindert, dass ausreichend Blut in die Schlagadern gepumpt wird.

Anders als beim Herzinfarkt erholen sich die meisten Patienten von ihrem "gebrochenen" Herzen. Die Ärzte behandelten sie lediglich mit Medikamenten, die das Herz beruhigen (Betablocker) und die Erholung verbessern (ACE-Hemmer).

Alle sechs Patienten waren Frauen nach den Wechseljahren, was nach Auskunft von Professor Nienaber nicht ungewöhnlich ist. Der Grund sei nicht klar. Möglicherweise kämen aber die Herzen der Männer besser mit dem Anstieg der Stresshormone klar.

Ein Takotsubo-Syndrom ist sehr selten. Professor Nienaber schätzt, dass auf eine Million Menschen zwei bis zehn kommen, die im Lauf ihres Lebens an dem "Broken Heart"-Syndrom erkranken, wie das Takotsubo-Syndrom auch genannt wird. Eine Dunkelziffer mag er aber nicht ausschließen.

Ch. Nienaber et al:
Das "Broken Heart"-Syndrom. Ein seltenes klinisches Phänomen
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132 (3): S. 87-90