fzm - Extreme Schockerlebnisse können bei
gesunden Menschen Beschwerden wie bei einem Herzinfarkt auslösen. Die
Herzkammern krampfen sich unförmig zusammen und erinnern in ihrer Form
an ein Takotsubo, eine japanische Tintenfischfalle. Nach ihr wurde die
Erkrankung benannt, die nun schon mehrfach in Deutschland beobachtet
wurde. In der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift"
(Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007) berichtet ein Kardiologe über
weitere sechs Fälle.
Alle Patienten der aktuellen Fallserie
hatten eine ungewöhnliche Stresssituation erlebt, schreibt Professor
Christoph Nienaber von der Universität Rostock: Zwei waren kurz vor dem
Ertrinken gerettet worden, eine weiterer war Opfer eines Überfalls
geworden. Die anderen hatten schwere psychische Krisen durchgemacht.
Diese Schockerlebnisse führen zu einer massiven Ausschüttung von
Stresshormonen. Die Blutwerte können laut Professor Nienaber bis zu
34-fach über den Normalwerten liegen, und sie sind dann doppelt so hoch
wie beim Herzinfarkt.
Anders als beim Herzinfarkt, der durch
einen Verschluss eines Herzkranzgefäßes ausgelöst wird, waren die
Befunde der Herzkatheteruntersuchung bei allen Patienten normal. Die
Untersuchung wird heute beim Verdacht auf einen Herzinfarkt
durchgeführt. Nach der Untersuchung der Kranzgefäße spritzen die
Kardiologen noch Kontrastmittel in die Herzkammern. Und dabei konnten
sie das Takotsubo-Phänomen beobachten. Professor Nienaber vergleicht die
Form der Herzkammer mit einer Thermoskanne, deren enger Hals verhindert,
dass ausreichend Blut in die Schlagadern gepumpt wird.
Anders als beim Herzinfarkt erholen sich
die meisten Patienten von ihrem "gebrochenen" Herzen. Die Ärzte
behandelten sie lediglich mit Medikamenten, die das Herz beruhigen
(Betablocker) und die Erholung verbessern (ACE-Hemmer).
Alle sechs Patienten waren Frauen nach
den Wechseljahren, was nach Auskunft von Professor Nienaber nicht
ungewöhnlich ist. Der Grund sei nicht klar. Möglicherweise kämen aber
die Herzen der Männer besser mit dem Anstieg der Stresshormone klar.
Ein Takotsubo-Syndrom ist sehr selten.
Professor Nienaber schätzt, dass auf eine Million Menschen zwei bis zehn
kommen, die im Lauf ihres Lebens an dem "Broken Heart"-Syndrom
erkranken, wie das Takotsubo-Syndrom auch genannt wird. Eine
Dunkelziffer mag er aber nicht ausschließen.
Ch. Nienaber et al:
Das "Broken Heart"-Syndrom. Ein seltenes klinisches Phänomen
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132 (3): S. 87-90 |