Großbritannien. Patienten mit
Epilepsie müssen aus Sicherheitsgründen nicht an der kurzen Leine geführt
werden. Wie Erfahrungen von T. Betts an 50 Epilepsie-Kranken zeigen,
können sich die Patienten durchaus längere Auslandsaufenthalte gönnen.
Alle Beteiligten (Alter: 17 bis 58 Jahre, Durchschnitt:: 22 Jahre)
profitierten aus menschlicher Sicht von dieser Erfahrung, ohne dass es zu
einer Verschlimmerung des neurologischen Leidens kam. Eher das Gegenteil
war der Fall (15 Verbesserungen gegenüber drei Verschlechterungen der
Anfallsfrequenz). Die Besserungen hielten zudem nach der Rückkehr an.
Zu dem vorteilhaften Verlauf trug
vermutlich die Möglichkeit bei, jederzeit per E-Mail mit dem zuständigen
heimischen Epilepsie-Zentrum in Kontakt treten zu können. Von diesem
Angebot machten Frauen häufiger Gebrauch (n = 33) als Männer (n = 17), die
offenbar mehr Wert auf Unabhängigkeit legten. Insgesamt versandten die
Patienten 197 E-Mails an ihr Epilepsie-Zentrum, wobei es sich weitgehend
um Reiseberichte handelte. Hinweise auf epileptische Anfälle (9), andere
Gesundheitsprobleme (1), Bitten um medizinischen Rat (4) und Anforderungen
zusätzlicher Medikamente (3) waren relativ selten. Für sich selbst zog
Betts den Schluss, dass sich auch das Epilepsie-Zentrum künftig mehr um
die Aufrechterhaltung des E-Mail-Kontakts bemühen sollte.
Am Erfolg der Auslandsaufenthalte
waren vermutlich weitere Betreuungselemente beteiligt. Zu ihnen gehörten
in einigen Fällen eine gründliche Ausgangsuntersuchung vor Reisebeginn,
die Ausstattung mit Notfallmedikamenten zur Behandlung epileptischer
Anfälle (Clobazam, rektal anzuwendendes Diazepam), die Versorgung mit
Antimalaria-Mitteln (bei Bedarf), eine eingehende reise- und
sexualmedizinische Beratung sowie Hinweise zum Umgang mit Antiepileptika
und Alkohol. Zu den wichtigen Hinweisen gehörte der Tipp, ausreichend
Antiepileptika auf die Reise mitzunehmen, aber nicht alle bei sich zu
führen (damit man im Falle eines Verlustes rasch auf Reserven
zurückgreifen kann).
T. Betts:
Pre-departure counselling and an email contact service for patients with
epilepsy faring abroad for long periods of time. Seizure 2004 (13) 139-141 |