Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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2.2  Ablauf und Gestaltung einer Aikidō-Stunde

Grundsätzlich arbeite ich in meiner Rolle als Aikidō-Lehrer nach einer bestimmten Struktur. Dabei kommt es mir darauf an nicht nur „reine Technik“ oder Bewegungsabfolgen zu vermitteln. Wichtig ist vielmehr sich bewusst zu bewegen und ein gutes Gefühl für den eigenen Körper und den Partner zu entwickeln. Ist ein Aikidōka in der Lage, einen Angriff „zu spüren“ - sei es durch direkten oder indirekten Kontakt zum Partner, so ist er auch in der Lage diesem angemessen und mit der nötigen Aufmerksamkeit zu begegnen.

Jede Übungsstunde (im Aikidō Dōjō Köln dauert eine „Stunde“ meist 75 Minuten) hat ein explizites und ein implizites Thema und bestimmtes Ziel. So arbeite ich meist an einer bestimmten (Basis)Technik, die im Verlauf des Unterrichts mehrfach variiert wird. Dabei wird die Arbeit an der Technik z.B. kombiniert mit dem Aspekt, am richtigen Abstand bzw. an der guten Positionierung zum Partner zu arbeiten.

Atemübungen und funktionale Aufwärmgymnastik mit Dehnübungen, welche evtl. mit einem Partner durchgeführt werden, leiten jede Unterrichtseinheit ein. Anschließend zeige ich mit einem ausgewählten Partner eine Technik. Mit dieser Demonstration soll eine erste Idee, ein vollständiges Bild der Bewegung vermittelt werden, ohne die Technik in ihre Einzelheiten zu zerlegen.

Obwohl es Übungseinheiten für verschiedene Entwicklungsstufen gibt, üben in allen Stunden Anfänger und Fortgeschrittene gemeinsam. Die erfahrenen Aikidōka unterstützen die weniger Erfahrenen; es gibt kein „korrigieren und verbessern“ im Sinne von Besserwissen! Zu aller erst sollte jeder Übende bei sich schauen: „Habe ich meinen Partner klar geführt? War der Angriff konsequent und angemessen?“. Dies ist, neben der Übung einer Technik, eine gute Übung in Selbstverantwortlichkeit. Gleichzeitig kann jeder Übende dabei überprüfen, wie er auf eine Konfrontation reagiert. Jeder Angriff, auch in einer Übungssituation, ist eine Konfrontation mit einer unbekannten und unsicheren Situation. Somit ist Aikidō auch eine gute Übung für den Umgang mit Unsicherheit.

Der Lehrer beobachtet und gibt gezielte individuelle Hinweise. So oft wie möglich übt er mit den Lernenden, indem er in die Rolle des Angreifers (Uke) oder Verteidigers (Nage) schlüpft. Auf Basis seiner körperlichen und visuellen Wahrnehmung des Schülers ist ein individuelles und förderndes Feedback möglich.

Nach einer angemessenen Übungszeit wird die ursprünglich gezeigte Technik durch eine weitere Demonstration verfeinert. Dabei werden zuvor beobachtete Übungssituationen, Fragen usw. aufgegriffen und behandelt. Ebenso ist die Erweiterung der Technik durch zusätzliche Umsetzungsvarianten möglich.
Da viele Aikidō-Techniken ihren Ursprung im Schwertkampf haben, können zum besseren Verständnis der Idee einer Bewegung auch Waffen
eingesetzt werden. Die Übungswaffen Bōkken (Schwert), Jō (Stab), Tantō (Messer) sind aus Holz.

Immer wieder werden die Übungspartner gewechselt. Werden besonders schwierige Übungen gemacht, so ist die längere Arbeit mit demselben Partner sinnvoll. Durch diese Zusammenarbeit fällt es beiden Partnern leichter sich aufeinander einzustellen und das erforderliche Vertrauen für besonders schwierige Übungen auf zu bauen.

Zum Ende der Stunde werden die vorher erarbeiteten Techniken „frei geübt“ (Jiyu-Waza). Dabei werden lediglich die Rollen Nage und Uke festgelegt. In Basisstunden kann dazu die Angriffstechnik vorgegeben werden. Die Wahl der Verteidigung liegt immer beim Nage. So können beide Partner in einem abgestimmten Rahmen alle in der Stunde geübten Techniken frei anwenden und vertiefen. Je nach Niveau der Übenden kann der freie Angriff und Verteidigung ohne eine vorherige Festlegung einer Technik erfolgen. Ebenfalls ist die Arbeit mit mehreren Angreifern denkbar und sinnvoll.
Jiyu-Waza wird regelmäßig geübt und ist ein elementarer Bestandteil des Trainings.

Jede Stunde wird mit einer Atemübung beendet. Hier wird, wie zu Beginn, bewusstes und tiefes Atmen geübt. Diese Übungen verbessern die Sauerstoffzufuhr des Körpers und dienen der Reduktion von körperlichem Stress. Sie helfen den Übenden, zur Ruhe zu kommen und können auch in beliebigen Alltagssituationen - außerhalb des Dōjō – praktiziert werden.

Obwohl meist ausreichend Platz zur Übung vorhanden ist, ist es besonders wichtig, den Raum und das Geschehen um sich herum bewusst wahr zu nehmen. Es üben immer mehrere Partner in unmittelbarer Nähe. Dabei kann es geschehen, dass die anderen Übenden auf der Matte sich gegenseitig behindern und im Falle grober Unachtsamkeit sich gegenseitig verletzen würden.

Besonders in der Arbeit mit Waffen wird deutlich, dass Aikidō seinen Ursprung im Bushido hat. Arbeiten die Partner beispielsweise mit dem Holzschwert, so kann es ohne die entsprechende Aufmerksamkeit zu Verletzungen (Prellungen, blaue Flecken) kommen. Werden die Übungswaffen jedoch mit der erforderlichen Präsenz eingesetzt, so leisten sie einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der Grundidee der Techniken.
Dies macht deutlich, dass Aikidō auch eine intensive Wahrnehmungsschulung ist.

In der Übungssituation kommt es wie im täglichen Leben immer wieder zu Begegnungen von Menschen, die sich nicht so „sympathisch“ sind. Trotzdem üben diese miteinander und lernen sich in der gemeinsamen Arbeit näher kennen. Durch den ständigen Wechsel der Rollen und Perspektiven entsteht so mit der Zeit ein besseres Verständnis für das, was ich an meinem Partner oder an mir selbst nicht mag.
Vielleicht können wir gerade aus solchen Situationen für unsere persönliche Entwicklung den größten Nutzen ziehen.

Grundsätzlich geht es beim Aikidō nicht um die reine Vermittlung von „Techniken“, sondern immer um bewusstes Bewegen und Handeln.