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Wussten Sie schon.....
Schreiben Sie mir eine
E-Mail, wenn Sie weitere solcher Ungereimtheiten auf dieser Seite
veröffentlichen möchten.
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- dass man zwar immer mehr von den
"Rechten" der Patienten spricht, aber selten darauf hinweist, dass diese
auch Pflichten haben (siehe Sozialgesetzbuch)?
- dass sich viele niedergelassene Ärzte
nur noch als "Mangelverwalter" fühlen?
- dass das angeblich gute Image der Ärzte
("Götter in Weiß") durch die viele Negativberichterstattung schon längst
ein Märchen ist?
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Bürokratie und Formularunwesen |
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- dass niedergelassene Ärzte immer mehr
Papier- und Dokumentationsaufwand betreiben müssen, so dass manche schon
einen "Facharzt für Verwaltungsdokumentation" fordern? Viele
Ärzte verbringen 30 Prozent ihrer Arbeitszeit mit bürokratischen
Aufgaben!
- dass man zwar bei Lehrern in
Nordrhein-Westfalen diskutiert (2004), Mehrarbeit durch Reformen zu
kompensieren - Ärzten wird dagegen seit langem ständig neue Mehrarbeit
(insbesondere Bürokratie) aufgebürdet, ohne dass je ein einziges Mal
über "Entlastung" nachgedacht worden wäre.
- dass niedergelassene Ärzte seit
Jahrzehnten für Ihre Patienten Anträge auf Rehabilitationsleistungen
ausfüllen. Ab nächstem Jahr dürfen dies nur noch Ärzte tun, die einen
16-stündigen Fortbildungskurs nachweisen, der vermutlich 230 Euro kosten
wird. Der "Facharzt für Formularwesen" scheint damit ins Leben gerufen
zu sein. Manche Ärzte weigern sich, diese weitere Ausgeburt an
Bürokratie zu schlucken.
- dass sich ein normaler Kassenarzt in
seiner Praxis tagtäglich mit sage und schreibe insgesamt rund 60 Arten
von Formularen auseinandersetzen muss? Zur Verordnung eines einzigen
Medikaments müssen 11 Listen und Verordnungen beachten werden: die Rote
Liste, die Transparenzliste, die Preisvergleichsliste, die Negativliste
1, die Negativliste 2, die Festbetragsliste, die „aut idem“-Regelung,
die Liste der nicht verschreibungspflichtigen Medikamente, die
Verordnung, wann diese doch zu Lasten der GKV verschrieben werden
dürfen, die Arzneimittelrichtlinien, die Richtgrößenvereinbarung. Bei
Teilnahme an einem Disease-Management-Programm kommen noch eine Reihe
weiterer Bestimmungen und Formulare hinzu. (Quelle: NAV-Virchowbund,
Homepage)
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Arzt- und
Psychotherapeutenhonorare |
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- dass die Krankenkassen bei der
Kalkulation des Stundenlohns niedergelassener Ärzte davon ausgehen, dass
diese mindestens 51 Stunden pro Woche arbeiten?
- dass der Stundensatz eines
niedergelassenen Arztes niedriger kalkuliert wird als der Stundensatz
einer OP-Schwester?
- dass Psychotherapeuten in
Schleswig-Holstein von einigen Krankenkassen für eine Therapiestunde
manchmal nur noch 0,73 Cent erhalten haben? Mittlerweile (2004) hat auch
die IKK vorübergehend nur 78 Cents für eine (probatorische)
Therapiesitzung geboten.
- dass viele Ärzte angesichts der
ungesicherten Honorierung Personal entlassen müssen und keine
Investitionen vornehmen können?
- dass die AOK Nordrhein (2003)
Psychotherapeuten teilweise für 50-minütige Erstgespräche nur noch 6
Euro 80 bezahlte? Bei der IKK sollten es in 2004 vorübergehend sogar nur
87 Cents sein. Die Betriebskrankenkassen brachten es 2005 immerhin auf 2,50
Euro und die Ersatzkassen sogar auf rund 1,5 Euro.
- dass manch ein niedergelassener
Psychotherapeut pro Stunde deutlich weniger verdient als ein KFZ-Lackierer (83 Euro - Stand: 2002)? Dabei bildet sich
der eine 8 bis 11 Jahre aus, der andere 3 Jahre. Bezogen auf die bereits
genannten "Ausrutscherjahre" verschlechtert sich das Verhältnis sogar
auf 1:80!
- dass ein Arzt 2005 in Süd-Württemberg
für einen Hausbesuch 18 Euro erhielt (während kaum ein Schlüsseldienst
für weniger als 100 Euro anreist)?
- dass in der gleichen Stadt tätige
Kassentherapeuten für die gleiche psychotherapeutische Leistung von der
gleichen Kasse oft sehr unterschiedliche Honorare erhalten (z.B. der eine
die erwähnten 1 Euro 50 (Ersatzkassen), der andere 75 Euro =
"garantierter Punktwert")? Das liegt am sehr
eigenartigen "Honorarverteilungssystem".
- dass ich selbst nach einem
"Restpunktwert" bezahlt werde, der dazu führen kann, dass für eine ganze
fast einstündige Therapiesitzung 87 Cent herauskommen?
- dass ein Psychotherapeut dann nach
"Restpunktwerten" bezahlt wird, wenn er weniger als 90 Prozent rein
psychotherapeutische Leistungen erbringt? Da ich unter anderem schwer
erkrankte Patienten auch zu Hause besucht habe (was keine
psychotherapeutische Leistung ist), betrug mein Anteil meistens "nur" 85
bis 88 Prozent. Entsprechend dem ungerechten "Alles-oder-nichts-Prinzip"
werde ich daher immer wieder Opfer des "Restpunktwerts".
- dass jeder fünfte in Berlin
niedergelassene Arzt im Jahr 2004 nachweislich weniger als 2.600 Euro
(brutto!) im Monat verdient hat? Quelle: Ärzte-Zeitung vom 30.09.05
- dass Ärzte in den neuen Bundesländern
selbst heute (2005) immer noch schlechter bezahlt werden als ihre
Kollegen in den alten Bundesländern (so genannter Ostabschlag)?
- dass der Inflationsausgleich in der
ärztlichen Gebührenordnung für die letzten 25 Jahre nur 13,6 Prozent
betrug? (laut Renate Hess von der Bundesärztekammer, Quelle:
Ärzte-Zeitung vom 30.05.05, S. 4)
- dass ein Fußamputation billiger ist als
intensive Fußpflege? (laut Wilfried Jacobs von der AOK, Quelle:
Ärzte-Zeitung vom 30.05.2005, S. 7)
- dass Hartz IV zur Folge hat, dass
Kassenärzten noch weniger Honorare zur Verfügung stehen: Deren Honorar
speist sich nämlich aus einer Kopfpauschale je Kassenmitglied. Durch
Hartz IV sind 1 Million Patienten beitragsfrei mitversicherte
Familienmitglieder geworden. Sie werden künftig behandelt, ohne dass es
dafür ein Honorar gibt (da 1 Million Kopfpauschalen wegfallen, siehe
Ärzte-Zeitung vom 11.07.05).
- dass im Jahr 2005 immerhin 240 Arzt- und
Zahnarztpraxen Insolvenz anmelden mussten und damit 54,8 Prozent mehr
(!!!) als im Vorjahr (Quelle: creditreform,
www.creditreform.de
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Praxisgebühr |
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- dass die "Praxisgebühr" in Wirklichkeit
eine "Kassengebühr" ist, für die Ärzte und Psychotherapeuten den
Geldeintreiber spielen müssen? Vorsicht: Schwindelbegriff!
- dass Ärzte verpflichtet sind, auch von
sterbenden Patienten die Praxisgebühr zu kassieren (sofern diese nicht
bereits gezahlt wurde)?
- dass die Praxisgebühr auch von
einkommenslosen Pflegeheimbewohnern erhoben werden muss, die den Betrag
von ihrem geringen Taschengeld abzweigen müssen?
- dass Ärzten ein Disziplinarverfahren und
unter Umständen sogar der Entzug der Kassenzulassung droht, wenn Sie bei
Patienten auf die Erhebung der Praxisgebühr verzichten und aus der
eigenen Tasche die Gebühr für die Patienten bezahlen?
- dass es aufgrund zunehmender Ausnahmen
für einen Arzt immer komplizierter wird zu überblicken, wer nun
gebührenpflichtig ist und wer nicht?
- dass die Ärzteschaft gezwungen ist, die
den Krankenkassen zustehende Praxisgebühr in Höhe von 10 Euro selbst
einzutreiben?
- dass die Ärzteschaft dafür notfalls vor
das Sozialgericht gehen und dort 150 Euro Gerichtgebühr entrichten muss,
um 10 Euro "durchzusetzen"? Diese 150 Euro sind auch dann "verloren" und
werden nicht rückerstattet, wenn die Ärzteschaft den Prozess gewinnt.
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Weiterbildung |
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- dass Ärzten die Zulassung entzogen wird,
wenn sie bis zum Jahr 2009 nicht 250 "Fortbildungspunkte" nachweisen?
Kein anderer Beruf unterliegt einer vergleichbaren Pflicht.
- dass sich Ärzte zu "Punktesammlern"
entwickelt haben und teilweise viel Geld dafür ausgeben?
- dass sich eine richtige
"Weiterbildungsindustrie" entwickelt? Auch die Ärztekammern verdienen
kräftig, weil sie für die "Zertifizierung" (= offizielle Absegnung) der
Weiterbildungsveranstaltungen und -beiträge kräftig kassieren (bis zu 75
Euro pro Fall, siehe Bericht in "Der Hausarzt" 12/2005, S. 24).
- dass es bereits "Trittbrettfahrer" gibt,
die "Lösungen" für die "Test zum Erhalt der Fortbildungspunkte"
kommerziell anbieten?
- dass Ärzte jetzt sogar "Aufkleber mit
Strichcodes" erhalten, die sie bei jeder Weiterbildung vorlegen sollen,
damit diese mit einem Scanner eingelesen und zentral gespeichert und
verarbeitet werden sollen? Notfalls werden diese auf ein Sammelblatt
geklebt und dann anderenorts eingelesen (Die Scanner-Industrie wird sich
freuen). Der "gläserne Arzt" (Rundumkontrolle) ist längst Wirklichkeit!
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Arztberuf |
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- dass es schon heute "arztfreie Zonen" in
Deutschland gibt, wo zwei Ärzte 12.000 Personen versorgen müssen
(Quelle: univadis.de)? Davon geht einer der Ärzte bald in Ruhestand.
Momentan entspricht dies einem Arbeitspensum von 70 Wochenstunden.
- dass seit dem 01.01.1999 alle
niedergelassenen Ärzte mit 68 Jahren in den Zwangsruhestand treten
müssen? Eine solche Regelung existiert für keinen anderen Berufsstand
(insbesondere nicht für Politiker!) und in keinem anderen EU-Land. Sie
ist ein eindeutiger Verstoß gegen das Verbot der Altersdiskriminierung.
- dass Deutsche Ärzte immer mehr mit
Tätigkeiten im Ausland oder behandlungsfernen Tätigkeiten liebäugeln
(Anstellung in der Industrie, Journalismus usw.)?
- dass in den nächsten 10 Jahren die
Hälfte aller niedergelassenen Ärzte in den Ruhestand gehen wird?
(Quelle: univadis.de)
- dass des angesichts der unüberschaubar
vielen Regelungen der Tätigkeit eines niedergelassenen Arztes lächerlich
ist, noch von einem "freien" Beruf zu sprechen?
- dass es in den Ost-Bundesländern schon
einen deutlichen Ärztemangel gibt? Immer weniger junge Ärzte wollen dort
unter schlechten Arbeitsdingungen (Bezahlung nach Punkten, immer mehr
Bürokratie) tätig werden.
- dass nur noch 62 Prozent der
Medizinstudenten nach dem Studium Patienten behandeln wollen? Vielen
wählen eine Verwaltungslaufbahn oder eine Stelle in der Industrie, wo
ihnen ein festes Gehalt und überschaubare Arbeitszeiten geboten werden.
- dass sich die Anzahl der
Medizinstudienplätze von 90.000 im Jahr 1993 auf 78.000 im Jahr 2003
erniedrigt hat?
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Krankenhausversorgung |
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- dass Krankenhäuser zunehmend nach
"Fallpauschalen" (und nicht mehr nach Tagessätzen) bezahlt werden? Die
Folge ist, dass Patienten früher entlassen werden. Auch gibt es (noch)
Absurditäten wie die folgende: Die Aufnahmediagnose entscheidet über die
Fallpauschale. Wenn also jemand wegen einer Durchfallerkrankung
aufgenommen wird, erhält das Krankenhaus auch dann weiterhin nur die
"Durchfallpauschale", wenn der Patient im Krankenhaus beispielsweise
einen Herzinfarkt erleidet (Quelle:
http://www.doccheck.de/newsletter/de/2005_19_2/2588.php?login_uid=hjbrasj&
- dass Krankenhäuser künftig nur noch dann
Operationen erstattet bekommen, wenn sie von der jeweiligen Art der
Operation eine "Mindestmenge" im Jahr durchführen. Kleinere
Krankenhäuser können dann schließen bzw. die Indikation für Operationen
wird leichter gestellt, um das "Minimum" zu schaffen.
- dass niedergelassenen Ärzten immer
häufiger zugemutet wird, kostenlos Aufgaben von Kliniken zu übernehmen?
Seit kurzem erhalten viele Kliniken ebenfalls für jeden Patienten nur
eine Pauschalsumme (unabhängig davon, wie lange er letztlich im
Krankenhaus behandelt werden muss). Manche Kliniken versuchen daher,
einige ihrer bisherigen Aufgaben auf niedergelassene Ärzte abzuschieben
(z. B. Laboruntersuchungen, Röntgen, EKG, vgl. Ärzte-Zeitung vom
10.10.05).
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Sonstiges |
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- dass sich der Deutsche Ärztetag im Jahr
2006 mit dem Thema psychiatrische Erkrankungen beschäftigen wird? Der
Deutsche Ärztetag 2005 erweiterte den ursprünglichen Plan um die
Beschäftigung mit der "Stärkung der
psychosomatisch-psychotherapeutischen Kompetenz im ärztlichen Handeln"
und die "aktive Bekämpfung von Stigmatisierung und Diskriminierung von
psychisch und psychosomatisch Kranken".
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Die folgende Abbildung
zeigt einen Arzt bei seinen jahrelangen Bemühungen die
gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen zu ändern:

So dürften sich allerdings auch
viele Patienten fühlen (Zeichnung: Tinos Otto). |
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