Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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4. Die vier Handlungsgrundsätze des
Motivational Interviewing

 

Dem Prinzip, neues Verhalten zu ermöglichen, indem vorhandene oder neu entfachte Bereitschaften des Patienten verstärkt werden, dienen auch die vier HANDLUNGSGRUNDSÄTZE des Motivational Interviewing. Sie zielen in unterschiedlichem Maße auf die drei erwähnten Motivationskomponenten ab und lauten:

  • 1.     Drücke gegenüber dem Klienten echte Empathie (Mitgefühl) aus (damit er sich überhaupt auf das Gespräch mit dir vertrauensvoll einlassen kann).

  • 2.     Zeige ihm Diskrepanzen in seinem Erleben und Handeln auf (so dass seine Motivation, etwas zu ändern, in Form des Erlebens von Dringlichkeit / Wichtigkeit zunimmt).

  • 3.     Gehe mit „Widerstand“ konstruktiv um (bemerke ihn rechtzeitig und nutze ihn, um beim Klienten Ängste besser verringern und Freiheitsgrade vergrößern zu können, also die „Entwicklungsfähigkeit“ des Klienten zu erhalten oder wiederherzustellen).

  • 4.     Fördere beim Klienten das Erleben von Selbstwirksamkeit, wo und wie immer es geht (um seine Zuversicht in das Gelingen seines Vorhabens zu steigern).

Bezogen auf die erwähnten drei Elementarkomponenten Dringlichkeit, Zuversicht und Wollen fördern die Handlungsempfehlungen 1 (Empathie) und 3 (Umgang mit Widerstand) vor allem das Wollen des Klienten: Wenn ich spüre, dass mein Gegenüber mitfühlt und ich nicht „in Widerstand gehen muss“, fühle ich mich sicherer und kann mich leichter für neue Optionen öffnen. Da ich mich nicht gegen Vorgaben von außen wehren muss und somit keine unnötigen Energien binde (ich voller Energien bin), ich mich zudem sicher und verstanden und damit auch wohl fühle, wächst meine Bereitschaft, mich auf Neues einzulassen. „Empathie ausdrücken“ will dem Klienten das Gefühl vermitteln, sich vom Gesprächspartner in Gefühlen und Betrachtungsweisen wertungsfrei verstanden und damit akzeptiert zu wissen. Dabei heißt „Akzeptanz“ nicht, dass der Gesprächspartner auch das Vernommene „billigt“. Nur wer sich akzeptiert fühlt, kann die „Deckung“ verlassen und Neues versuchen. Dem Reflex, den Klienten korrigieren zu wollen, sollte man tunlichst widerstehen. Empathie vermittelt sich besonders durch respektvolles Zuhören und „reflektierte“ Rückmeldungen (s. u.).

Die Handlungsempfehlung 2 (Diskrepanzen aufzeigen) will beim Klienten das Erleben stärken, dass eine Verhaltensänderung immer dringlicher wird. Prozentual gesehen ist diesem Bemühen mitunter oft ein großer Anteil des Interviewprozesses gewidmet, der nicht selten vom Gesprächspartner als „anstrengend“ erlebt wird. Hier besteht die große Herausforderung darin, den Klienten darin zu unterstützen, (möglicherweise erstmalig!) Widersprüche in seinem Leben wahrzunehmen (vor allem im Hinblick auf sein momentanes und ihm offensichtlich schadendes Verhalten). Dadurch kann in ihm das Bewusstsein wachsen, dass Änderungen wohl doch dringlich sind. Vielen Klienten werden schon beim Erstkontakt Diskrepanzen bewusst sein. Sie leiden dann vor allem unter der damit einhergehenden „Ambivalenz“ („Zwei Herzen schlagen in meiner Brust“), da sie sich noch nicht für eine der widersprüchlichen Seiten entscheiden können. Solche Personen leiden weniger unter „fehlender“, sondern unter „schwankender“ Motivation.

Die Handlungsempfehlung 4 (Fördern des Erlebens von Selbstwirksamkeit) will die Zuversicht in das Gelingen der möglichen Verhaltensänderung stärken (also in den Erfolg eigenen Handelns). Das Erleben von Selbstwirksamkeit (und damit das Gegenteil von Hilflosigkeit) gilt mittlerweile als wichtiger Schutzfaktor für Gesundheit und trägt vermutlich maßgeblich zum sog. Placebo-Effekt bei. Auch der Umstand, dass sich der Klient beim Motivational Interviewing selbst zu wichtigen Einsichten verhilft, lässt ihn seine Selbstwirksamkeit erfahren. Dagegen rauben noch so gut gemeinte „Ratschläge“ von „Experten“ dem Patienten die Chance, entsprechende Erfahrungen zu machen. Auch die noch zu vertiefenden Interviewfertigkeiten lassen den Klienten Selbstwirksamkeit spüren, da sie ihm vermitteln, dass er mit seiner Botschaft beim Gegenüber angekommen ist. Während des gesamten Prozesses des Motivational Interviewing lohnt es sich, auf alle Hinweise auf momentane oder frühere Erfahrungen von Selbstwirksamkeit zu achten und sie sich zu merken, um sie bei passender Gelegenheit (Stärkung von Zuversicht) dem Klienten „bestätigend“ wieder in Erinnerung zu rufen. Wie stark sich der Klient als selbstwirksam erleben kann, hängt nicht zuletzt auch von den diesbezüglichen Erwartungen des Gesprächspartners ab! Wenn letzterer am Vermögen des Klienten zweifelt, wird sich dies negativ auf die Motivation des Klienten auswirken (Self-fullfilling-Prophecy).