Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Mit Demenz-Kranken kommunizieren
(Teil 2: mittel schwere Demenz)

(Download als pdf - erschienen in Pflegen 4/2013)


Waren Sie nicht schon öfter enttäuscht oder verärgert, weil die Gespräche mit dem von Ihnen betreuten Demenz-Kranken unbefriedigend verliefen? Die folgenden Hinweise erläutern, wie Sie selbst dazu beitragen können, besser mit Demenz-Patienten zu kommunizieren. Sie ergänzen die in Teil 1 beschriebenen Prinzipien.

Offen reden

Sprechen Sie niemals mit anderen über den Kopf des Patienten hinweg und verzichten Sie darauf, sich mit anderen durch heimliche Zeichen zu verständigen. Sie wissen nie, was der Patient dennoch mitbekommt und wie tief er durch solche Formen der Entmündigung verletzt wird.

Positiv ausdrücken

Verzichten Sie im Gespräch auf Negativ-Formulierungen. Worte wie "nicht", "keiner" oder "niemand" werden besonders in der Aufregung leicht überhört. Vom Hinweis "Niemand will Dir wehtun" nimmt der Demenz-Kranke vielleicht nur den Begriff "wehtun" wahr.

Sich wiederholt vorstellen

Möglicherweise vergisst der Kranke im Verlauf des Gespräches, wen er vor sich hat. Scheuen Sie sich dann nicht, sich wiederholt vorzustellen.

Konkret reden

Wiederholen Sie lieber den Satz des Dementen als bloß mit einem (zu vieldeutigen) „Mmmmhhhh“ oder „oh oh oh“ zu antworten. Verzichten Sie auf unbestimmte Fürwörter wie („es“, „sie“). Sprechen Sie von „dem Kissen“ (nicht von „ihm“) oder von „Angelika“ (statt von „ihr“). Vermeiden Sie „bedeutungsschwangere“ Bilder oder Jargon, wenn Sie etwas beschreiben oder erfragen („Brennen die Schmerzen wie Feuer?“), da Sie damit den Kranken intellektuell möglicherweise überfordern.

Nur über Sichtbares sprechen

Dasjenige, worüber man mit dem Demenz-Kranken spricht, sollte während der ganzen Unterhaltung immer sinnlich wahrnehmbar bleiben (“Siehst Du die weiße Wolke da oben?” und nicht: “Hast Du vorhin die Wolke gesehen?”). Auch der Betreuer sollte möglichst immer im Wahrnehmungsfeld bleiben und beispielsweise dem von hinten geschobenen Rollstuhlfahrer eine Hand auf die Schulter legen und ihn wiederholt darauf hinweisen, dass man hinter ihm hergeht.

Eindeutig kommunizieren

Sprechen Sie von sich selbst klar mit “ich” und weichen Sie nicht in das allgemeine “man” aus (“Man muss...”). Verzichten Sie auf das verwirrende und meist unehrliche “wir” (“Wir wollen jetzt zur Toilette”). Fragen Sie konkret (wie, was, wo, wann) und nicht mit “warum”. Lassen Sie dem Pflegebedürftigen Zeit zur Antwort und geben Sie ihm gegebenenfalls die Möglichkeit, mit “ja” oder “nein” zu antworten.

„Relevant“ kommunizieren

Die Information „Es ist Dienstag, 11 Uhr 30“ hilft Demenz-Kranken oft weniger als der Hinweis „Es dauert noch etwas bis zum Mittagessen“. Achten Sie darauf, dass Ihre Informationen für den Dementen in seiner jetzigen Situation bedeutsam sind. Versuchen Sie auch umgekehrt, in unverständlich erscheinenden Äußerungen des Patienten Bedeutung zu entdecken, auf die Sie dann gezielt reagieren können. Beispiel: Ein Demenz-Kranker hörte auf, ständig nach der Uhrzeit zu fragen. Seine Betreuerin hatte herausgefunden, dass der Betreffende befürchtete, zu spät in die Kirchen zu kommen. Darauf hatte sie zugesagt, ihm mitzuteilen, wenn es soweit sei.

Nicht die eigene Enttäuschung demonstrieren

Lassen Sie es den Kranken nicht spüren, wenn Sie vom Gesprächsverlauf enttäuscht sind. Vermitteln Sie dem Kranken durch Ihre Sprechweise, dass sie ihn "für voll nehmen".

Gefühle „sprechen lassen“

Versuchen Sie nicht, mit dem Demenz-Kranken zu diskutieren oder ihm Gründe zu erläutern. Sie helfen ihm mehr, wenn Sie auf seine Gefühle eingehen. Beispiel: Ein Demenz-Kranker will unbedingt zur Bank, weil er vergessen hat, dass sein Konto nicht mehr existiert. Hier kann der Hinweis "Die Finanzen sind in Ordnung" manchmal mehr beruhigen als Appelle an das Gedächtnis. Gefühle existieren auch dann, wenn die Sprache versagt: Versuchen Sie daher, die Gefühle des Kranken zu erkennen und zu erwidern. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Verhalten (z.B. der ärgerliche oder warme Unterton Ihrer Stimme) beim Demenz-Kranken Emotionen auslöst. Ein Demenz-Kranker kann sehr wohl registrieren, ob Sie ihm nur formal oder mit Aufmerksamkeit und Zuwendung "das Händchen halten".

Behutsam durch das Gespräch führen

Beginnen Sie Erläuterungen immer mit dem Einfachsten und sparen Sie sich Ausnahmen und Besonderheiten für später auf. Teilen Sie dem Kranken vor allem Dinge mit, die für ihn bedeutsam sind. Warten Sie auf Stichworte des Patienten und drücken Sie sich möglichst anschaulich aus. Scheuen Sie sich nicht, Gesprächsinhalte zu wiederholen. Lassen Sie sich das, was Sie erklärt haben, möglichst direkt vom Kranken vormachen. Weisen Sie den Patienten ausdrücklich darauf hin, sobald Sie das Thema wechseln wollen. Wenn Sie im Beisein des Kranken etwas unternehmen, sollten Sie ihm immer erläutern, was Sie als nächstes tun werden ("Ich gehe jetzt ins Badezimmer. Dort hole ich ein Handtuch. Dann komme ich wieder zurück.")

Mit Namen ansprechen, Berühren, in kurzen Sätzen sprechen, Pausieren, mehrfach wiederholen, Handlungsanweisungen in Einzelschritte zerlegen, ruhig sprechen, keine „Babysprache“, Abstraktions- und Merkfähigkeit nicht überfordern

Sprechen Sie den Kranken mit seinem Namen an und legen Sie dann eine kleine Pause ein. Eine körperliche Berührung vermittelt Sicherheit und fördert den Kontakt. Benutzen Sie kurze und einfache Sätze. Machen Sie zwischen zwei Sätzen ausreichend lange Pausen. Packen Sie jeweils nur eine Aussage in einen Satz. Scheuen Sie sich nicht, den gleichen Satz mehrfach wörtlich zu wiederholen und Hinweisreize zu geben. Verzichten Sie auf komplexe Sätze und Befehle ("Geh baden!"). Gliedern Sie eine Aufforderung in die erforderlichen Einzelschritte ("Knöpfe das Hemd auf.", "Steige in die Wanne.", "Setze den linken Fuß zuerst hinein."....).Sprechen Sie dabei möglichst ruhig und entspannt. Vermeiden Sie jegliche Form von "Babysprache". Verzichten Sie auf Gesprächsinhalte, die Abstraktionsfähigkeit erfordern und Merkfähigkeit voraussetzen.

Aus Liedern die Botschaft heraushören

Wenn Demenz-Kranke singen, kann sich dahinter eine Bedeutung verbergen. So setzt sich der Patient vielleicht mit Sterben, Tod und Trennung auseinander, wenn er die Melodie von "Ich hatte einen Kameraden" summt. Nutzen Sie also auch die Musik, um einen Zugang zum Demenz-Kranken zu erhalten (z.B. wenn Sie Ihrerseits bestimmte Gefühle ansprechen wollen).

Waren Sie nicht schon öfter enttäuscht oder verärgert, weil die Gespräche mit dem von Ihnen betreuten Demenz-Kranken unbefriedigend verliefen? Die folgenden Hinweise erläutern, wie Sie selbst dazu beitragen können, besser mit Demenz-Patienten zu kommunizieren. Sie ergänzen die in Teil 1 beschriebenen Prinzipien.

Aus Liedern die Botschaft heraushören

Wenn Demenz-Kranke singen, kann sich dahinter eine Bedeutung verbergen. So setzt sich der Patient vielleicht mit Sterben, Tod und Trennung auseinander, wenn er die Melodie von "Ich hatte einen Kameraden" summt. Nutzen Sie also auch die Musik, um einen Zugang zum Demenz-Kranken zu erhalten (z.B. wenn Sie Ihrerseits bestimmte Gefühle ansprechen wollen).