40-jährige Patientin mit
Essstörungen
Sie schreibt:
"Vorbemerkung: Zunächst`
einmal möchte ich meine Bewunderung über die wirklich gelungene und
absolut genial erweiterte und ständig im Aufbau bzw. Umbruch befindliche
Homepage zum Ausdruck bringen. Gratulation! Ich glaube, mir überhaupt
keine rechte Vorstellung machen zu können, was es heißt`, eine solche
Homepage ständig auf dem aktuellsten Stand zu halten, ich denke, es geht
nur so:" Datenpflege - Zeit - Datenpflege - Recherche - Datenpflege
-Zusammenstellung interessanter Themenbereiche - Datenpflege - etc.".
Zur eigenen Erfahrung (Warum
die internetgestützte Psychotherapie für mich von sehr großer Bedeutung
ist): Ich kann meinen Therapeuten in jeder Lebenssituation, in der es
mir nicht gut geht, sei es auf der Arbeit, sei es von zu Hause aus oder
gar aus dem Urlaubsort darüber in Kenntnis setzen, natürlich mit dem
Hintergrund, dass er mir als Profi konkret zu dem, was mich bewegt,
hilfreich zur Seite steht. So rettet man nicht nur seinen oftmals recht
hektischen Arbeitsalltag, die ein und andere Krise im persönlichen Umfeld,
sondern mit Sicherheit auch den ein und oder anderen Urlaubstag. Ich
möchte in meinem Beruf jeden Tag "meinen Mann" stehen, ich möchte aus
eigener Kraft gesund werden und das bedarf der absoluten Unterstützung
durch meinen Therapeuten. Ich muss mich niemandem anvertrauen, keinem
Kollegen, keiner Schwester, keinem guten Freund, einfach niemandem und das
bedeutet mir besonders viel, denn gerade Personen, die emotional mit mir
verstrickt sind, können mir zum einen nicht wirklich helfen, zum anderen
würden mich deren gut gemeinten Ratschläge vermutlich nur
zusätzlich verunsichern, des weiteren könnten Sie von mir Anvertrautes an
Personen weitergeben, die mich bloßstellen könnten, was letztlich wiederum
nur zu mehr Stress führen würde. Ich habe einmal erwähnt, ich würde meinen
Therapeuten als "Online-Tagebuch" missbrauchen, dies sollte natürlich
nicht Sinn einer internetunterstützten Psychotherapie sein, ich möchte
dies für mich für den Notfall in Anspruch nehmen dürfen, denn eines ist
für mich ganz klar, das persönliche Gespräch mit dem Therapeuten ist nicht
zu ersetzen! Ansonsten
möchte ich mich zu dem in Rede stehenden Thema den Erfahrungsberichten der
anderen Patienten in vollem Umfang anschließen.
Zusatzbemerkungen:
Am Rande erwähnt würde
mich schon interessieren, wie viele Therapeuten sich eine solche Arbeit
machen und diese dann nicht nur ihren eigenen interessierten Patienten,
sondern auch gleich noch anderen Therapeuten zur Verfügung stellen
würden?! Schließlich stellt Dr. Mück es "worldwide" zur Verfügung. Dafür
gebührt ihm Hochachtung!
Meine Gedanken gehen
allerdings zusätzlich noch in eine Richtung, die m. E. ebenfalls einer
besonderen Würdigung der Möglichkeit einer E-Mail unterstützten
Psychotherapie bedürfen:
Wenn wir von dem breiten
Spektrum der Öffentlichkeit ausgehen dürfen, so verbringt ein Großteil der
Bevölkerung sehr viel Zeit vor dem Fernseher.
Arztserien wie z. B. "Die Rettungsflieger", "In aller Freundschaft", "Emergency
Room", "Notruf", etc. lassen den Bürger buchstäblich miterleben, wie
schnell einem Menschen in der heutigen Zeit geholfen wird, das zeitnahe
"vor Ort" sein des Notarztes ist spektakulär. Keiner muss wirklich Angst
haben, dass ihm nicht "sofort" geholfen wird!
Was ist jedoch mit den
psychisch kranken Menschen? Wen haben Sie im Notfall, in einer Situation,
in der sie sich unglaublich alleine fühlen? Hier sollte man natürlich auch
den Aspekt nicht ausser Acht lassen, dass es auch heute noch sehr viele
Menschen gibt, die lieber sagen "ich habe doch keinen an der Klatsche"
als psychologische professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen!
Wie häufig kommt es zu "Notarzteinsätzen", in denen sich bei der
Untersuchung herausstellt, organisch ist alles okay, die Symptome liegen
in der Psyche. Wie häufig besuchen Patienten eine Arztpraxis nach der
anderen, um einen organischen Befund zu erhalten, in Wirklichkeit aber die
Psyche krank ist.
Wie viele Einsätze werden bundesweit jährlich wegen Suizid gefährdeter
Personen durchgeführt? Personen, deren Seele sehr krank ist, die keinen
Ausweg mehr sehen und einfach niemanden haben, niemanden!
Okay, lassen wir die
Telefonseelsorge hier nicht ganz außer Acht, aber was können die dort
tätigen Mitarbeiter im Gegensatz zu dem Psychotherapeuten, der den
Patienten schon über einen längeren Zeitraum kennt, wirklich ausrichten?
Ich profitiere als
Patient von der E-Mail unterstützten Psychotherapie in vollem Umfang.
Durch sie könnten nicht unerhebliche Kosten in der medizinischen
Notfallversorgung minimiert bzw. eingespart werden.
Und noch ein ganz
wichtiger Aspekt....durch die Möglichkeit der Veröffentlichungen von
Erfahrungsberichten psychisch kranker Menschen wird vielleicht der ein/
und / oder andere seine Voreingenommenheit verlieren und den Mut
aufbringen, psychologische Unterstützung für sich in Anspruch nehmen zu
wollen.
Wie oft wurde in der
Vergangenheit in den Medien von der Depression als Volkskrankheit Nummer 1
berichtet?! Was wurde über die Vereinsamung nicht nur alter Menschen
dargestellt?!
Wenn man es schafft,
einen großen Teil psychisch kranker Menschen durch einen vergleichsweise
geringen Aufwand wieder zu mehr Lebensqualität zu verhelfen, so sollte man
es in Angriff nehmen, denn letztlich profitieren nicht nur der einzelne
Patient, sondern die gesamte Gesellschaft davon." |